Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]
mir in hundert Jahren nicht eingefallen! Man hört Vadim schnaufen.
»Die Ziege ist top. Kein besseres Geschäft als mit der. Von wem hast du meine Nummer?«
»Vom Chinesen!«, denkt Kira.
»Vom Chinesen!«, flüstere ich daraufhin.
»Vom Chinesen!«, brummt Tom schließlich laut ins Telefon.
»In Ordnung. Dann fünfhundert Stangen. Schätze, ich brauche dafür zwei Tage. Ich melde mich.«
»Nein. Ich melde mich.«
»Na gut. Wie du willst. In zwei Tagen.«
Klick. Vadim hat aufgelegt. Uah, bei allen Sardinen, die ich schon verspeist habe – der Fisch scheint am Haken zu zappeln! Auch Tom und Pauli sind ganz aufgeregt.
»He, ich glaube, er hat’s geschluckt!«, ruft Pauli und macht einen kleinen Luftsprung.
»Glaube ich auch!«, ruft Tom. »Aber wer zum Teufel ist der Chinese?«
Kira maunzt.
»Sag ihnen, das ist ein undurchsichtiger Typ, der ab und zu mal bei uns aufgekreuzt ist. In Wirklichkeit ist der wohl Vietnamese, doch Vadim hat ihn immer den Chinesen genannt. Es war nur so ein Gefühl, dass der damit etwas zu tun haben könnte. Ist aber anscheinend richtig.«
Ich erkläre es Tom und Pauli kurz, die mich daraufhin mit großen Augen angucken. Tom bläst die Backen auf und pustet dann laut los.
»Puh – das klingt schwer nach organisierter Kriminalität. Hoffentlich ist das für uns nicht eine Nummer zu groß.«
»Ach was!« Pauli stemmt die Hände in die Hüften. »Wir müssen doch gar nichts Besonderes tun! Übermorgen rufst du an. Und wenn er sagt, dass er die Zigaretten hat, dann schleichen wir mit dem Schlüssel von Kiras Mutter heimlich in die Wohnung, fotografieren sein Versteck und rufen die Polizei. Damit haben wir bewiesen, dass Vadim gelogen hat. Kiras Mutter ist aus dem Schneider, denn dann glaubt ihr die Polizei bestimmt. Ganz einfach!«
»Und was, wenn er die Zigaretten gar nicht mehr in der Wohnung versteckt, sondern woanders?«
»He, Tom, seit wann bist du denn so ein Miesepeter? Das wird schon alles klappen!«
»Hoffentlich … Ich will ja nur sichergehen, dass wir Kiras Mutter nicht noch mehr Probleme machen, als sie ohnehin schon hat. Denn schließlich«, sagt Tom und schaut mich mit einem sehr netten Lächeln an, »sind wir doch Freunde. Und Freunde helfen sich, wenn’s brenzlig wird.«
Auf dem Rückweg von Tom ist Kira ungewöhnlich schweigsam. Ich frage mich, worüber sie wohl gerade nachdenkt. Kurz bevor wir in der Hochallee ankommen, rückt sie schließlich damit heraus.
»Okay, vielleicht ist das mit den Außenseitern auch Quatsch. Also, dass die einen runterziehen. Tom und Pauli sind jedenfalls schwer in Ordnung. Da hattest du echt den richtigen Riecher. Danke, Winston!«
Sie reibt ihren Kopf an meinen Beinen. Ich bücke mich und streichle über ihr Fell.
»Tja, wahrscheinlich ist es immer leichter, wenn es nicht um die eigenen Probleme geht. Ich komme zwar mit Tom und Pauli super aus, aber dafür mögen mich die Hofkatzen überhaupt nicht. Vor allem Odette … Die findet mich total doof! Ich wünschte, ich könnte das ändern.«
Kira schnurrt.
»Hm, warte mal. Vielleicht fällt uns für dein Problem auch eine Lösung ein. Lass mich kurz darüber nachdenken.«
»Tja, schön wär’s. Aber ich fürchte, bei der Dame bin ich untendurch.«
»He, Winston, Kopf hoch! Ich dachte, du seist ein Kämpfer. Und außerdem habe ich schon eine Idee, wie wir dir helfen können. Hör zu: Wenn wir oben in der Wohnung sind, schnappst du dir meinen – also deinen – Napf und bringst den Katzen im Hof etwas zu essen. Und dann erzählst du ihnen, dass das ein Geschenk von Winston ist. Die verstehen doch, was Menschen sagen, oder?«
»Ja, klar. Ich habe dich ja auch verstanden, als ich noch ein Kater war.«
»Sehr gut. Stell Odette also den vollen Napf hin, mit den besten Empfehlungen quasi. Bei den Menschen kann man Frauen mit einer Essenseinladung sehr beeindrucken. Während sie dann leckere Geflügelleber mampft, erklärst du ihr, was für ein toller Kater Winston eigentlich ist. Was sagst du dazu?«
»Eigenlob stinkt.«
»Quatsch. Imagepflege ist alles. Es ist wie mit der Werbung. Angeblich finden sie alle doof, aber was man im Fernsehen sieht, ist trotzdem interessant.«
»Hofkatzen gucken kein Fernsehen.«
»Mann, Winston, sei nicht so negativ! Außerdem weiß Odette doch gar nicht, dass du du bist.«
Da hat Kira natürlich recht. Vielleicht ist ihr Plan also gar nicht so verkehrt. Und vor allem ist es immerhin ein Plan. Ich habe ja nicht mal den.
»Tja, wenn du
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