Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]
seine Wohnung und suchen die Zigaretten. Die fotografieren wir, und zwar zusammen mit einer Tageszeitung, auf der man das Datum lesen kann. So können wir beweisen, dass Vadim immer noch schmuggelt. Das werden wir Vadim dann auch auf den Kopf zusagen – ihn damit konfrontieren , nennt Pauli das. Tolles Wort! Und wenn er nicht aufhört, Lügen über Anna zu verbreiten, werden wir mit den Fotos zur Polizei gehen. Aber wir hoffen natürlich, dass Vadim seine Falschaussage von allein zurückzieht, wenn er erkennt, dass er in unsere Falle getappt ist. Ein gigantomanischer Plan, oder?
Tom legt das Stofftaschentuch über den Hörer, holt tief Luft und wählt. Es klingelt nur kurz, bevor Vadim rangeht.
»Hallo?«
»Hallo, hier ist Joe.« Tom klingt wieder ganz lässig und entspannt. Teufelskerl! Ich verwette meinen Kratzbaum, dass Tom diesem Agenten 006 oder 7, für den Werner so schwärmt, in Sachen Abgebrühtheit in nichts nachsteht.
»Ich hab die Ware.« Vadim hingegen klingt angespannt. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass der Lautsprecher des Telefons seine Stimme verzerrt.
»Gut. Ich habe die Kohle.« Diesmal mache ich nicht den Fehler wie mit den Ziegen: Ich weiß jetzt, dass Tom Geld meint und nicht etwa Briketts, mit denen man im Sommer den Grill anschmeißen kann. Als schlauer Kater lerne ich schließlich schnell!
»Dann lass uns um fünf Uhr treffen. Auf dem Parkplatz vom TOOM-Markt . Kennst du den?«, will Vadim wissen.
»Kenn ich. Aber heute schaff ich es nicht. Lass uns morgen um fünf treffen.«
Aufgeregt halte ich die Luft an. Hoffentlich geht Vadim darauf ein und schöpft nicht etwa Verdacht!
»Okay, morgen, fünf Uhr, TOOM-Markt .«
»Wie erkenne ich dich?«
»Schwarze Lederjacke. Stehe bei den Einkaufswagen.«
»Gut. Ich trage ein rotes Basecap. Bis morgen!«
Klick. Diesmal hat Tom zuerst aufgelegt. Aber das war auch seine Taktik: Kein Wort zu viel, sonst verrät man sich noch!
»Uff«, sagt Pauli und wischt sich melodramatisch den Schweiß von der Stirn. »Teil eins hat schon mal geklappt. Jetzt ist Kira dran. Hast du dein Handy mit?« Ich nicke. Erst hatten wir beschlossen, dass ich Vadim mit unterdrückter Telefonnummer anrufe, so wie es Tom gemacht hat. Aber dann dachten wir, dass es eigentlich ganz gut ist, wenn er gleich sieht, wer bei ihm durchklingelt.
Meine Hand zittert ein bisschen, als ich Vadims Nummer eintippe. Es klingelt wieder nur kurz, dann geht Vadim ran.
»Kira!«, ruft er und klingt überrascht, aber eigentlich ganz freundlich. »Was gibt’s? Wie geht es Anna?«
»Gut«, sage ich knapp, denn ich habe nicht vor, mich von dem Verbrecher in ein Gespräch verwickeln zu lassen. »Hör mal, Vadim, ich muss dich heute treffen. Ich habe eine Nachricht von Mama an dich und ich muss sie dir persönlich geben.«
»He, warum machst du so ein Geheimnis? Was ist los?«
»Das kann ich dir nur persönlich sagen. Also, hast du Zeit?«
»Ja. Um fünf. Ein anderer Termin ist gerade geplatzt.«
»Dann treffen wir uns bei Bodos Bootssteg an der Alster. Das ist ein Café. Du kannst es nicht verfehlen. Es ist direkt am Fähranleger Alte Rabenstraße.«
Tom und Pauli haben sich überlegt, dass es schlau wäre, Vadim möglichst weit von seiner Wohnung wegzulocken. Zur Alster braucht er locker eine halbe Stunde hin und eine halbe zurück. Wir haben also genug Zeit für unsere Hausdurchsuchung mit Fototermin.
» Bodos Bootssteg? Na gut, warum nicht. Vielleicht lade ich dich zu einem Eis ein.« Vadim klingt blendend gelaunt und will bei Kira offensichtlich gut Wetter machen. Perfekt! Der ahnt schon mal nichts! Ich bedanke mich für sein Angebot, dann lege ich auf. Und fühle mich auf einmal wirklich wie ein Agent!
»Da! Das ist er!« Kira wedelt ganz aufgeregt mit ihrem Schwanz hin und her, als ein ziemlich großer, ziemlich unsympathisch aussehender Mann das graue Mehrfamilienhaus verlässt, vor dem wir schon fast eine halbe Stunde herumlungern. Gut versteckt durch ein Gebüsch haben wir darauf gewartet, dass Vadim endlich herauskommt, um zur Alster zu fahren und sich dort mit Kira zu treffen.
»Das ist Vadim!«, informiere ich Pauli und Tom.
»Okay! Lass uns warten, bis er um die Ecke ist – und dann los!« Tom scheint richtig heiß auf unseren Einsatz zu sein. Ich muss zugeben, dass ich noch ein bisschen ängstlich bin. Immer wieder umfassen meine klammen Finger den Wohnungsschlüssel, der in meiner Hosentasche steckt und den ich Anna von ihrem Schlüsselbund geklaut
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