Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]
Schritte im Flur und die Wohnungstür ins Schloss fallen. Er ist tatsächlich gegangen und lässt uns hier eingesperrt zurück.
Eine Weile sagt keiner von uns ein Wort. Schließlich räuspert sich Tom.
»Mann, Mann, Mann – das haben wir aber ganz schön vergeigt. Was machen wir denn jetzt?«
Ich zucke mit den Schultern.
»Weiß nicht.« Am liebsten würde ich auch heulen , füge ich in Gedanken hinzu.
»Sag mal«, fragt mich Pauli, »meinst du, deine Mutter lässt sich tatsächlich von Vadim erpressen?«
»Ich fürchte schon. Welche Mutter würde nicht aus Angst um ihr Kind alles machen, was man von ihr verlangt?«
»He, Winston, nicht aufgeben!«, will Kira mir Mut machen. »Uns wird schon etwas einfallen. Wir müssen auf alle Fälle verhindern, dass meine Mama zur Polizei geht!«
»Ja, aber wie?«, sage ich laut. Tom und Pauli schauen mich verwundert an.
»Redest du mit uns?«, will Pauli wissen.
»Äh, ich habe nur laut gedacht. Ich überlege, wie wir verhindern könnten, dass meine Mutter zur Polizei geht.«
»Ist doch klar: Wir müssen hier so schnell wie möglich raus!«, meint Pauli.
»Richtig. Aber wie sollen wir das machen? Vielleicht die Tür eintreten?«, schlage ich vor. Tom nickt und wirft sich sofort mit vollem Schwung gegen die Zimmertür. Es kracht heftig, sonst passiert nichts.
»Aua!« Tom reibt sich die Schulter. »Die Tür ist bombenfest. Ich glaube nicht, dass wir die aufbekommen. Aber was ist denn mit dem Fenster? Vielleicht können wir rausklettern?«
Wir öffnen es und gucken raus.
»Hm, ziemlich hoch. Eben dritter Stock. Wenn man es auf den Balkon der Nachbarn schafft, kann man sich vielleicht runterhangeln, aber einfach wird das nicht. Und wenn wir runterfallen, sind wir so platt wie Kartoffelbrei«, stellt Pauli trocken fest.
»Ich hab’s!« Mit einem Satz springt Kira auf das Fensterbrett und wirft einen Blick nach draußen. » Ich werde nach unten klettern! Bis zum Balkon von Familie Petkovic schaffe ich es locker und dann hüpfe ich von Balkon zu Balkon, bis ich unten bin.«
»Tja, schöne Idee«, denke ich diesmal leise, um Pauli und Tom nicht zu verwirren, »aber wie willst du Hilfe holen? Du kannst nicht sprechen, schon vergessen?«
»Natürlich nicht. Aber wie wäre es, wenn ihr mir eine Nachricht mitgebt? Zum Beispiel, indem ihr mir einen Zettel um den Hals bindet? Am besten laufe ich damit zu Werner.«
»Zu Werner? Aber der sollte doch von der ganzen Geschichte nichts mitbekommen!«
»Stimmt. Aber die Lage hat sich leider ziemlich verschlechtert und wir brauchen jetzt einen Erwachsenen, der einen kühlen Kopf bewahrt.«
»Na gut. Vielleicht ist die Idee wirklich nicht schlecht. Ich bespreche es mit Tom und Pauli.« Ich drehe mich zu den beiden um.
»Ich hab’s! Wir könnten Winston einen Zettel um den Hals binden und ihn aus dem Fenster lassen. Dann hangelt er sich zum Boden – das ist für ihn als Kater kein Problem. Wenn er unten angekommen ist, holt er Hilfe, und wir werden gerettet!«
Pauli und Tom gucken skeptisch.
»Aber woher wissen wir denn, dass Winston wirklich den nächsten Menschen ansteuert und der uns auch rettet?«
»Winston ist sehr schlau. Ich erkläre es ihm vorher genau. Ihr werdet schon sehen – das klappt!«
Tom legt den Kopf schief und denkt nach.
»Andererseits – zu verlieren haben wir schließlich nichts. Schlimmstenfalls haut der Kater einfach ab. Brauchen wir also nur noch einen Zettel, einen Stift und eine Schnur.«
Wir sehen uns in dem kleinen Zimmer um. Leider lässt die Büroausstattung zu wünschen übrig. Auf einem der Schränke finden wir immerhin einen alten Briefumschlag. Beim Stift hingegen Fehlanzeige.
»Wartet mal, ich habe immer einen Kajalstift dabei.« Pauli zieht einen Stummel aus ihrer Hose und zeigt ihn uns. »Der verschmiert zwar ein bisschen, aber besser als nichts.«
»Gute Idee. Und als Schnur opfere ich jetzt einen Schnürsenkel«, erklärt Tom und beginnt sofort, einen seiner Chucks auszuziehen.
Pauli gibt mir den Kajal. Ich überlege kurz und beginne dann zu schreiben:
Lieber Werner,
ich bin von Vadim entführt worden. Er hält mich in seiner Wohnung in der Sethmannstr. 12, 3. Stock rechts, gefangen und will Mama erpressen. Bitte hilf mir!
Kira
Tom schielt über meine Schulter.
» Lieber Werner? Woher willst du denn wissen, dass Winston jemanden zur Hilfe holt, der Werner heißt?«
»Werner ist der Professor, für den meine Mutter arbeitet. Wir wohnen bei ihm in der Hochallee und
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