Ein Kerl macht noch keinen Sommer
oder anderen Leute gebe, die sie hätte fragen können, aber Muriel hatte gesagt, das sei albern, und Ronnie dafür vorgeschlagen. Ronnie hatte keine Einwände erhoben. Die Crooke-Männer taten im Allgemeinen, was die Crooke-Frauen ihnen sagten. Sie fragte sich, ob Calum auf das achten würde, was sie sagte, wenn sie erst eine Crooke-Frau war.
Sie würde für ihn und Ronnie und Killer je einen Frack ausleihen. Bei dem Gedanken, wie viel Geld sie schon jetzt ausgegeben hatte, wachte sie manchmal mitten in der Nacht schweißgebadet auf. Sie hatte keine Ahnung, woher sie den Rest nehmen sollte.
Elftes Kapitel
T rara«, sagte Ben um Punkt halb zehn am Dienstagabend. »Das erste Zimmer ist fertig, Gott sei Dank.«
»Wunderbar«, sagte Ray und zog den Pinsel mit der Farbe ein letztes Mal über die Wand. »Jetzt sind es nur noch zwei Zimmer.«
»O Mann, bis zum Wochenende sind wir fertig. Aber es lohnt sich doch, oder? Einen Monat mietfrei wohnen dafür, dass wir ein paar Abende hiermit beschäftigt sind?«
»Na ja, ich weiß nicht. Diese Decken sind einfach so hoch. So viel Wand zu streichen.«
»Mit dieser Farbe sieht das Haus gleich doppelt so groß aus.«
»Dann erinnere mich bitte, keine magnolienfarbenen Hosen mehr zu tragen«, sagte Raychel.
»Ach geh, du hast doch fast keinen Hintern«, sagte Ben.
»›Ach geh?‹ Du hörst dich schon an wie ein Yorkshire-Mann!«
»Aaarrghh!«, schrie Ben, als sei dieses Schicksal schlimmer als der Tod. Aber tatsächlich vermisste er sein Leben in Newcastle nicht ein bisschen. Manchmal schien es ihm, als hätte er gar kein Leben gehabt, bevor er und Raychel nach Barnsley gezogen waren und dieses kleine Reihenhaus in der Altstadt gemietet hatten. Er hatte sich hier gut eingelebt. Er hatte einen guten Job, und Ray schien zufrieden mit ihrem zu sein. Und wenn sie glücklich war, dann war er es auch.
»Diese vierhundert Pfund, die wir gespart haben, werden wir in die erste Hypothekenrate stecken.«
Sie grinsten sich an.
»Unsere erste Hypothek. Kannst du das glauben?«
»Ich kann nicht glauben, dass wir uns allen Ernstes darauf freuen, jeden Monat einen dicken Batzen Geld hinzublättern. Wie erbärmlich sind wir eigentlich?«
»Sehr.«
»Ist es dir denn recht, dich langfristig auf ein Leben hier in Barnsley einzurichten?«, fragte Raychel. Das Lächeln wich mit einem Mal aus ihren Zügen.
»Wohin du gehst, da will auch ich sein«, sagte Ben und legte ihr seine kräftigen Arme auf die Schultern.
»Mir gefällt es hier. Ist das nicht seltsam?«
»Warum denn seltsam?« Er gab ihr einen kleinen Kuss auf den Kopf.
»Weil wir ausgerechnet hier gelandet sind. Wo meine Eltern herkamen.«
»Na ja, du hast den Ort ja nie kennen gelernt. Das heißt, du verbindest keine schlechten Erinnerungen damit, oder?«
»Nein, vermutlich nicht«, überlegte Raychel.
»Hier oben gibt es jede Menge Arbeit für mich, Raychel. Ich habe mich noch nie irgendwo so gut eingelebt wie hier. Ben drückte seine Frau. »Vielleicht werden wir endlich erwachsen.« Er knuffte sie zum Spaß in die Seite, aber sie lächelte nicht. Er wusste, wo sie mit ihren Gedanken war. Die Vergangenheit war bei ihnen immer so gegenwärtig, dass sie jeden Augenblick wieder darauf ausrutschen konnten, wie an einem schlammigen Abhang, an dem man kaum Halt findet.
Er gab ihr einen leichten Klaps auf den Po, um sie aus ihrer Tagträumerei zurückzuholen. »Nimm du zuerst ein Bad. Und ich mache uns inzwischen was Schönes zu essen.«
»Nein, lassen wir uns lieber ein Currygericht ins Haus kommen.« Raychel zwang sich zu einem Lächeln.
»Von mir aus gern«, sagte Ben. »Und jetzt geh schon, ich nehme das Wasser nach dir, also nicht hineinpinkeln.«
»Wie willst du das denn nachprüfen?«, neckte Ray ihn auf dem Weg ins Bad. Er tat, als würde er ihr nachsetzen, und sie kreischte auf.
Bens Lächeln schwand, als sie die Treppe hochging.
»Lieber Gott, bitte mach, dass wir in unserer neuen Wohnung glücklich sind«, flüsterte er. Er bat nicht um einen Lottogewinn oder das ewige Leben, er hoffte nur, Gott würde sich ihrer erbarmen und ihnen endlich ein bisschen Frieden schenken.
»Was stellst du dir als Hochzeitsessen vor, Cal? Roastbeef oder Huhn?«
»Ich weiß nicht, entscheide du«, sagte Calum. Er sah sich einen Naturfilm an. Ein Rudel Löwen zerfleischte eine Gazelle. Na ja, der Löwe saß eigentlich nur am Rand und überließ die ganze Arbeit den Löwinnen. Die Gazelle hatte lange, dünne Beine, genau wie
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