Ein Kerl macht noch keinen Sommer
zu ihnen gesellten. Sie schwärmten von der Seeluft und dem Campingleben und luden Gordon und Grace auf einen Kaffee am nächsten Morgen ein – und um ihren brandneuen Luxus-Rolls-Royce unter den Wohnwagen, den »Monaco«, zu bewundern. Grace zwang sich zu einem Lächeln, aber innerlich schrie sie. Gordon Beamish hingegen war endlich zuhause angekommen.
Einundzwanzigstes Kapitel
B en hatte am späten Samstagabend ein riesiges Schokoladenei für Ray im Kamin versteckt, damit sie es am Ostersonntagmorgen finden würde. Er hatte es bei Thorntons mit ihrem Namen und drei Küssen glasieren lassen. Am Abend zuvor, als Ray schon schlief, hatte er mit einem Kartoffelstempel ein paar rosa Hasenspuren auf die Fliesen gedrückt.
»Hey, Ben, sieh mal, der Osterhase hat für mich ein Ei versteckt!« Ray weckte ihn, indem sie sich auf ihn stürzte.
»Na, dann will ich hoffen, dass du es mit deinem Mann teilst«, lächelte er.
»Vielleicht hast du ja selbst auch eines bekommen«, sagte Ray. »Vielleicht hat er deines ja in der Küche versteckt.«
»Oh, meinst du wirklich?« Ben sprang aus dem Bett und rannte wie ein Kind in die Küche, wo er ein großes Nest aus brauner Pappe fand. Es war voller Minieier und Sahneeier, mit einer großen Schokoladenhenne, die auf den ganzen Eiern saß.
»Du Dummerchen«, sagte er zärtlich und drückte Ray einen dicken Kuss auf den Kopf. Er liebte sie für diese süßen kleinen Aufmerksamkeiten, mit denen sie ihn so oft bedachte, und gab sich immer Mühe, sie zu erwidern. Schließlich hatten sie ihr Leben jetzt selbst in der Hand. Sie waren jetzt groß und erwachsen und konnten einander mit all den netten Dingen erfreuen, die sie als Kinder nie bekommen hatten.
Dawn und Calum hatten sich versöhnt, nachdem sie sich für ihr Nörgeln entschuldigt und zugesehen hatte, wie er mit seinen Kumpels am Freitag- und Samstagabend ausging, ohne ihn auszufragen. Sie biss sich auch auf die Zunge, als sie ihn am Ostersonntagmorgen nach zwei nachhause kommen hörte. Er belohnte sie dafür mit einer frühmorgendlichen Routinenummer und einem verspäteten »Tut mir leid, dass ich das Überraschungsei gegessen habe«.
Später fuhren sie zu Muriel und Ronnie zum Mittagessen. Die ganze Familie war versammelt, dicht gedrängt um den großen Tisch, wie die Waltons. Wie die Art Familie, nach der sie sich immer gesehnt hatte – und zu der sie jetzt, zumindest auf dem Papier, bald gehören würde. Sie saß eingezwängt zwischen seiner jüngeren Schwester Demi und seiner älteren Schwester Denise. Denise, Demi und Dawn – allein schon bei der Alliteration ihrer Namen fühlte sie sich wie eine von ihnen.
»Ich habe gute Neuigkeiten für euch zwei«, verkündete Muriel. »Bette von gegenüber wird die Kleider für die Brautjungfern machen. Da werdet ihr ein Vermögen sparen.«
»Oh!« Dawn überlegte, wie sie das Angebot möglichst diplomatisch ausschlagen könnte. »Äh, ehrlich gesagt, habe ich bei Laura Ashley ein paar entzückende Kleider gesehen …«
»Laura Ashley!«, schnaubte Demi verächtlich. »Die sind bestimmt total kitschig.«
»Nein, ganz und gar nicht, sie sind entzückend und …«
»Bette wird dir alles zu einem Bruchteil des Ladenpreises machen. Sag ihr einfach, was du willst, und sie wird sich darum kümmern. Sie ist eine tolle Schneiderin.«
»Oh, na dann, vielen Dank.« Dawn schluckte. Mu hatte bereits entschieden, dass Bette die Kleider machen würde, und sie wollte nicht undankbar sein, indem sie das Angebot ausschlug. Und wenn Bette wirklich so toll war, dann konnte sie schließlich dieselben Kleider machen, die Dawn bei Laura Ashley gesehen hatte.
»Ach ja, und noch eine gute Neuigkeit. Deine Tante Charlotte im Pflegeheim wird euch einen Scheck über eintausend Pfund ausstellen. Aber ihr werdet sie dafür besuchen müssen.«
Eine Runde lästerlicher Pfiffe wurde laut – von allen bis auf Calum, der nur »Ach du Scheiße« sagte.
Muriel gab ihm einen Klaps mit dem Spatel, den sie benutzte, um ihren Fleisch-Kartoffel-Auflauf aufzuteilen.
»Wer ist denn Tante Charlotte?«, erkundigte sich Dawn.
»Na ja, eigentlich ist sie meine Tante«, sagte Muriel. »Unser Calum heißt mit zweitem Vornamen William; ich habe ihn nach ihrem Mann benannt. Er hatte Geld wie Heu, Onkel William.« Sie rieb Zeigefinger und Daumen aneinander, um anzudeuten, dass Onkel William und Tante Charlotte mit Sicherheit nicht am Hungertuch genagt hatten. »Jedenfalls, er ist tot, und sie hat keine Kinder. Ich
Weitere Kostenlose Bücher