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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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schluchzte schwer in ihr Kissen, in der Hoffnung, dass der Schlaf kommen und gut zu ihr sein würde, aber das tat er nicht. Letztendlich gab sie sich geschlagen und stand auf, um sich eine warme Milch zu machen, aber davon wurde ihr nur schlecht. Sie ließ sich aufs Sofa fallen und hielt sich mühsam bis zum Morgen wach, indem sie sich ein paar idiotische Komödien im Kabelfernsehen ansah, die sie nicht einmal zum Lächeln reizten. Zwei große Tassen Kaffee mit Ibuprofen zum Frühstück hatten dem Schmerz in ihren Schläfen nichts anhaben können, sodass ihre Augen kaum noch funktionieren wollten. Es war, als würde jemand mit einem Schraubenzieher auf ihr Gehirn einstechen.
    Malcolm konnte ihre Abteilung einfach nicht in Ruhe lassen. Als Anna auf die Toilette ging, bemerkte sie, dass er zu erkennen versuchte, was es mit diesen Kisten auf sich hatte, die der Wartungsdienst Christie eben gebracht hatte. Wenn er seiner eigenen Abteilung nur ebenso viel Aufmerksamkeit schenken würde wie ihrer, dann hätte er der Käse-Abteilung vielleicht zu einer echten Chance auf ein unabhängiges Überleben verhelfen können. Es sah immer mehr danach aus, als würde sie noch in diesem Jahr mit der Feinkost zusammengelegt werden.
    Anna ging auf die verlassene Toilette, setzte sich auf den geschlossenen Deckel und lehnte den Kopf gegen die kühle Trennwand. Der Schmerz reichte noch viel tiefer als bis zu ihren Schläfen. Er dehnte sich in ihre Eingeweide aus, drückte fest zu und ließ nicht locker, bis sie das Gefühl hatte, es nicht mehr auszuhalten. Um sich nicht noch länger von ihren Träumen verfolgen zu lassen, hatte sie im Zug einen liegen gebliebenen Barnsley Chronicle aufgeschlagen – und gelesen, dass Tony einen Preis für seine Frisierkunst gewonnen hatte. Auf der Titelseite war ein Foto von ihm »mit seiner Partnerin Lynette Bottom«. Tony hatte den Arm um ihren Rücken gelegt, mit den Fingern an ihrer Taille.
    Partnerin! Sie wollte am liebsten den Chron anrufen und sagen: »Das ist nicht seine Partnerin, das ist seine dreckige Schlampe! Ich bin seine Partnerin!« Partnerin . Dieses eine Wort, auf Lynette Bottom gemünzt, tat weh – richtig weh. Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, lächelten sie auch noch wie ein glücklich verliebtes Traumpaar. Ihr eigenes Leben lag in Trümmern, und aus Tonys war sie offenbar restlos getilgt worden. Wohin sie auch sah, immer war er da – in ihrem Augenwinkel, in ihren Albträumen, sogar in ihrer verdammten Zeitung.
    Eine neue Welle des Schmerzes erfasste sie, als sie sich Tony mit ihr im Bett vorstellte, und sie stöhnte laut auf. Tony hatte gern viel Sex. Er würde mit Lynette all die Dinge tun, die er und Anna immer getan hatten. Vermutlich noch mehr, beflügelt von ihren wilden Teenagerhormonen. Anna brach in Tränen aus; sie kullerten schwer und warm über ihre Wangen, und es war ihr egal, dass sie durch ihre Grundierungscreme schnitten und dabei ihre Mascara mitschwemmten. Sie konnte nicht länger mit diesem entsetzlichen Schmerz in ihrem Herzen leben; er brachte sie noch um. Sie wünschte, er würde sie wirklich umbringen, dann hätte sie es wenigstens hinter sich, denn sie wusste, dass sie sich davon niemals erholen würde. Es gab nichts, wofür es sich noch zu leben lohnte: Sie konnte nicht schlafen, nichts essen, sich nicht konzentrieren. Sie konnte an nichts Freude oder Hoffnung finden. Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, würde sie in zwei Tagen auch noch vierzig werden – Mayday, in jedem Sinne des Wortes. Fett, verstaubt, vergessen und vierzig. Der Tag, an dem das Leben endet, nicht beginnt .
    Die Kisten enthielten jede Menge neue und innovative Geschenke, um Kollegen zu belohnen, die gute Verbesserungsvorschläge für das Unternehmen einreichten. Dawn bot an, alles im Vorratsschrank zu verstauen, und Christie ermunterte sie, am besten gleich damit loszulegen. Das Mädchen war in seinem Element, wenn sie etwas organisierte. Erst als sie damit fertig war und Christie eine Kaffeepause ausrief, fiel den Frauen auf, dass Anna schon seit einer ganzen Weile fehlte.
    »Wohin ist sie denn gegangen?«, fragte Christie.
    »Ich dachte, auf die Toilette«, sagte Raychel.
    »Aber doch nicht die ganze Zeit?«
    »Ich sehe mal nach, ja?«, bot Dawn an.
    Auf der Toilette war es totenstill, aber dann sah Dawn, dass die hinterste Kabine abgeschlossen war.
    »Anna, sind Sie da drin?« Sie klopfte leise an die Tür. Es kam keine Antwort.
    Zwischen der Tür und

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