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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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sage euch, es war ein sehr geschickter Schachzug, Calum mit zweitem Namen William zu nennen. Ich dachte, eines Tages würde uns das noch zugutekommen, und da hatte ich offenbar recht. Er war ja so ein netter Mann, mein Onkel William.«
    »Und du bist genau wie er, stimmt’s, Cal? So ein netter Mann?«, wandte sich Demi über den Tisch an ihren Bruder. »Ich habe gehört, du hast Dawn eine geknallt.«
    »Mein Gott, du weißt ja besser über mein Leben Bescheid als ich!«
    »Du hast ihr doch nicht wirklich eine geknallt, oder? Wieso denn, du Mistkerl?« Denise verzog angewidert das Gesicht.
    »Weil sie ständig an mir herumnörgelt, deswegen.« Calum nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Bierdose. »Außerdem habe ich ihr gar keine geknallt. Sie war hysterisch. Ich habe sie aus medizinischen Gründen geschlagen!« Er grinste über seinen eigenen Witz.
    »Mein Gott, Dawn, mach dem armen Mann doch nicht das Leben schwer!«, sagte Denise, auf einmal voller Mitgefühl für ihren Bruder.
    »Man könnte ja glauben, ich hätte mich in Peter Sutcliffe verwandelt!«, sagte Calum. »Es ist nur ihre Schuld. Sie nörgelt und nörgelt und nörgelt.«
    »Ach, mein Junge«, schaltete sich Ronnie, was er nur selten tat, in die Unterhaltung ein. »Und jetzt hast du ihr noch einen Grund mehr zum Nörgeln gegeben.«
    Sie lachten alle. Dawn spürte, wie sie in die fröhliche Stimmung hineingezogen wurde und sich selbst auf einmal mit den Augen der anderen sah. Was machte es schon, wenn bei diesen Leuten etwas raue Sitten herrschten? Was machte es schon, wenn bei ihnen ständig eine Flasche braune Sauce auf dem Tisch stand und sie kistenweise Bier tranken, egal welches, Hauptsache, aus dem Sonderangebot? Es war eine altmodische Familie, die sich liebte und zusammen lachte und fest zusammenhielt. Wie die Familien in Catherine Cooksons Büchern. Deren Heldinnen waren auch immer entschlossen und kämpferisch und versöhnten sich wieder, oder? Sie musste sich wirklich ein bisschen aufmuntern.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    D er Friedhof von Maltstone war ein schöner Ort, um die Toten ruhen zu lassen, war Raychels erster Gedanke, als sie sich durch das raue Gras und zwischen steinernen Kreuzen und Engeln hindurch den Weg zu einer hübschen Ecke bahnten, einem Meer aus leuchtenden und verblassten Farben, mit Blumen, Teddybären und Karten: dem Kinderfriedhof.
    »Was meinst du?«, fragte Raychel.
    »Ich denke, hier ist es ideal«, sagte Ben. »Es ist ein wunderschöner Ort. Ja, hier, mein Schatz.«
    Am Rand der Grasrabatte, wo der Wald begann, stand ein Baum. Raychel öffnete ihre Handtasche und entnahm ihr ein kleines Kreuz und ein winziges, flauschiges Stoffkaninchen. Sie teilte das Gras unter dem Baum. Glockenblumen blühten, und die Luft war erfüllt von ihrem kräftigen Geruch.
    »Hier?«
    »Ja«, sagte Ben.
    Raychel küsste das Kreuz und hielt es dann Ben vors Gesicht, damit er dasselbe tun konnte.
    »Frohe Ostern, mein geliebter Engel«, sagte sie und kniete sich hin, um es zwischen den süßen blauen Blumen in die Erde zu stecken. »Lieber Gott, bitte pass für uns auf sie auf. Amen.«
    »Amen«, sagte Ben und half Raychel hoch. Er schlang die Arme um sie, während ihm die Tränen in die Augen traten, und schniefte sie entschlossen hoch.
    »Es geht mir gut, wirklich.« Sie lächelte. »Ich weiß, dass sie nicht hier liegt. Ich weiß, dass sie oben im Himmel ist, aber ich brauche einen schönen Ort wie diesen in unserer Nähe, den ich von Zeit zu Zeit aufsuchen kann.«
    »Du musst es mir nicht erklären, Schatz«, sagte Ben. »Komm schon, lass uns nachhause gehen. Wir werden bald wieder herkommen. Sie weiß, dass wir es tun werden.«
    Als sie sich zum Gehen wandten, warf Ben eine Kusshand zum Himmel. Er hoffte, der Kuss würde sie erreichen. Das Kind war gestorben, bevor es einen Namen bekommen hatte, daher hatten sie es einfach »Engel« genannt. Ben und Raychel, ihr großer Bruder und ihre große Schwester, waren die Einzigen, die sich je an diesen kleinen Engel erinnern und um ihn trauern würden.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    I m Internet las Anna, dass Vladimir Darq zweiundvierzig Jahre alt und ursprünglich aus Rumänien war. Er hatte große Erfolge als Designer exklusiver Gothic-Kleider und Hochzeitsgewänder für prominente Kundinnen gefeiert, war dann für ein Jahr spurlos verschwunden und kürzlich in Mailand mit einer atemberaubenden Kollektion luxuriöser Damenwäsche wiederaufgetaucht. Nach einem Bericht im Observer , den

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