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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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erfolglos nach meiner Schwester. Bitte treffen Sie sich nur ein einziges Mal mit mir, und dann werde ich Sie nicht weiter belästigen. Bitte .
    Mit freundlichen Grüßen
    Elizabeth Silkstone.«
    Ben las über Raychels Schulter mit. Er sah, wie sie den Brief umklammerte, während sie ihn noch einmal überflog.
    »Ich glaube, es war ein Fehler, nach Barnsley zu ziehen«, sagte Raychel mit einem schneidenden Unterton.
    »Oh, sag das nicht, Schatz«, sagte Ben. Er mochte diese entzückende neue Wohnung, die freundliche, lebendige kleine Stadt und seinen Job bei John Silkstone.
    »Würdest du deinem Chef bitte sagen, dass ich seiner Frau nicht helfen kann«, sagte Raychel. »Meine Mutter hatte keine Schwester.«
    »Aber du weißt doch, dass sie eine hatte.«
    »Mal hat sie gesagt, sie hätte eine, und dann wieder, sie hätte keine. Wer weiß schon, wann sie die Wahrheit gesagt und wann sie gelogen hat? Ich kann der Frau deines Chefs jedenfalls nichts Tröstliches sagen, oder?«
    Ben drehte sie sanft zu sich herum, seine großen Hände lagen warm auf ihren Schultern. Er beugte sich vor, sodass er in ihre großen grauen Augen blicken konnte. Seine Stimme war sanft, als er zu sprechen begann.
    »Ray, du weißt, dass ich niemals zulassen würde, dass dir irgendetwas oder irgendjemand je wieder ein Leid antut. John Silkstone ist ein wirklich guter Mann. Wenn seine Frau all die Jahre nach ihrer Schwester gesucht hat, dann lass dich wenigstens kurz von ihr ansehen, und dann kann sie, wie sie selbst sagt, die Sache als erledigt betrachten.«
    »Und was, wenn es stimmt?«, fragte Raychel. »Was, wenn ich die bin, nach der sie sucht? Die Antwort ist Nein, Ben. Nein .«
    Die Vehemenz ihrer Worte wurde durch das Beben in ihrer Stimme Lügen gestraft.
    Als sie nachhause kam, war Dawn entschlossen, ihre vermisste Gitarre zu finden. Calum war inzwischen im Pub. Er hasste es, wenn sie ihn dort anrief, aber diesmal war es ihr egal. Er nahm nicht ab. Sie schrieb ihm eine SMS , in der sie ihn bat, sie zuhause anzurufen, da es dringend sei.
    Ihr Handy klingelte keine Minute später.
    »Was gibt’s?«, kam Calums ungeduldige Stimme durch die Leitung.
    »Hast du zufällig meine elektrische Gitarre irgendwohin getan?«, fragte Dawn.
    »Mein Gott, und ich dachte, es wäre was Wichtiges!«
    »Das ist es auch, für mich!«
    »Warum sollte ich sie irgendwohin tun?«
    »Na ja, ich weiß nicht, aber ich dachte, ich frage mal nach, weil sie nicht mehr da ist.«
    »Nein, ich habe sie nicht gesehen. Ich bin bald zurück. Ich trinke hier nur das eine Bier, wie immer, dann komme ich zum Essen nachhause.« Und bevor Dawn noch etwas fragen konnte, war die Leitung tot.
    »Ja, schon gut«, sagte sie in die Luft. Das mit dem »nur das eine Bier« war ein so schlechter Witz, dass sie gar nicht darüber lachen konnte. Ehrlich gesagt, hatte sie in letzter Zeit immer öfter das Gefühl, dass es besser war, wenn er in den Pub ging. Zuhause war er offenbar immer nur in einem von zwei Zuständen: halb betrunken oder komatös. Sie fragte sich, wie lange er als Teenager immer geschlafen hatte, wenn er als Mann so schlimm war. Er schlief tiefer als ein Stein.
    Und natürlich vergingen doch über eineinhalb Stunden, bevor Calum sich blicken ließ. Inzwischen hatte Dawn alle Schränke im Haus gründlich abgesucht, hatte sogar an Orten nachgesehen, an denen die Gitarre unmöglich Platz haben konnte, aber sie blieb spurlos verschwunden.
    »Melde es doch der Versicherung«, war Calums einziger Vorschlag, während sie dastand und sich am Kopf kratzte.
    »Wie, und sagen meine Gitarre sei von Außerirdischen gestohlen worden, nur weil sie sich nicht einfach in Luft aufgelöst haben kann?«
    »Na ja, aber so ist es doch, oder? Wofür brauchst du sie denn überhaupt? Du spielst doch eh nie darauf.«
    »Ich werde anfangen, ab jetzt öfter zu spielen.«
    »Na ja, dann warte damit aber, bis ich aus dem Haus bin, mein Gott!«, sagte er und murmelte irgendetwas davon, wenn sie spielen würde, dann käme das ja einem handfesten Krach gleich.
    Gleich nach seinem Sonntagmittagessen legte er sich aufs Ohr. Er hatte allein gegessen, da Dawn noch einmal alles absuchte, nur für den Fall, dass sie irgendein offensichtliches Versteck übersehen hatte. Er ging ihr rasch aus dem Weg, da er den Verdacht hatte, dass sie in dem Punkt nicht so schnell lockerlassen würde.
    Dawn wollte keine neue Gitarre. Sie wollte ihre Gibson. Sie hätte sich nie im Leben davon getrennt. Wie könnte sie auch? Sie

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