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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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sie die Gelegenheit verstreichen ließ, zu sagen: »Mein Freund muss sie verlegt haben«. Absichtlich verstreichen ließ.
    Aber auch diese Gitarre war ein sehr schönes Instrument, und Dawn nahm Platz und stimmte die Saiten, während die Bandmitglieder ihr alle möglichen Fragen zu ihrem Dad und seiner Band stellten und Samuel ihr einen Kaffee holte. Offensichtlich hatte Al den anderen schon eine ganze Menge über sie erzählt. Sie klimperten ein bisschen vor sich hin, und dann führte Samuel die Musik in eine Melodie über, die sie erkannte, da ihr Dad sie immer gespielt und ihre Mum dazu gesungen hatte . I Took My Chance With You . Und genau wie damals, als diese ganzen Pferde beim Grand National auf einmal alle zusammen losliefen, spielten die Band und Dawn nun alle gemeinsam, und Samuel begann zu singen, und Dawn machte den Mund auf und fiel mit ihrer Stimme mit ein, und ihr Herz, das ihr vorhin in die Hose gerutscht war, hüpfte wieder zurück an seinen angestammten Platz. Ein Glücksgefühl, wie sie es seit Jahren nicht mehr verspürt hatte, durchflutete sie, als würde sie im Sonnenschein stehen, während ihr ganzes restliches Leben in dunkle Schatten getaucht wurde.
    »Du hast eine wundervolle Stimme, Dawny Sole«, sagte Samuel. »Was kennst du sonst noch?«
    »Ach Gott, jede Menge. Alles von Tammy Wynette bis Chris Isaak.«
    »Wir haben mal für Chris im Vorprogramm gespielt«, sagte Al.
    » NEIN !« Dawn schwärmte für Chris Isaak. Und aus demselben Grund schwärmte sie auch ein bisschen für Al Holly: weil die beiden aus ähnlichem Holz geschnitzt waren, körperlich ebenso wie musikalisch. »Ich wünschte, ich könnte es mir leisten, dass er auf meiner Hochzeit spielt.« Es war heraus, bevor sie sich bremsen konnte, und sie hätte sich dafür ohrfeigen können. Sie hatte wirklich das unbeholfenste Mundwerk der Welt. Al Hollys Kopf zuckte fast unmerklich zur Seite, aber sie sah es trotzdem. Ihr blieb keine andere Wahl, als zu sagen, was sie bis jetzt vor sich hergeschoben hatte.
    »Ich werde Ende Juni heiraten, weißt du, und ich habe mich gefragt, ob ihr noch da sein werdet, um auf meiner Hochzeit zu spielen. Ich würde euch natürlich dafür bezahlen. Ich hätte sowieso lieber euch als Chris Isaak. Sie ist am Samstag, den siebenundzwanzigsten.«
    »Ahhhh – an dem Tag fahren wir zurück nach London. Das ist wirklich schade. Tut mir leid, Süße, da kann man nichts machen«, sagte Samuel.
    »Ach, egal, es war nur so ein Gedanke.« Dawn versuchte, nicht so enttäuscht zu klingen, wie sie war. Jetzt würde ihr das Karaoke nicht leichter fallen. Andererseits, hätte sie wirklich gewollt, dass Al Holly die Hintergrundmusik spielte, während sie mit Calum über die Tanzfläche wirbelte?
    »Wie wär’s denn mit dem hier?«, schlug Al vor. Die Saiten seiner Gitarre schlugen ein klangvolles, wehmütiges Chris-Isaak-Intro an, und Dawn fiel leise im Hintergrund mit ein, während sie spürte, wie die Wellenlänge, die sie mit Al verbunden hatte, allmählich aus dem Rhythmus kam. Manchmal hatte sie das Gefühl, als würde das Leben sein eigenes Wicked Game mit ihr treiben.
    Das Sonntagmittagessen bei Grace zuhause war, milde ausgedrückt, eine angespannte Angelegenheit. Diese Woche waren sie nur zu zweit. Grace hatte keines der aufwändigen Gemüsegerichte gekocht, die sie normalerweise auftischte, wenn die ganze Familie um den Tisch versammelt war. Sie hatte sich nicht zu ihrem wunderbaren Käse-Senf-Blumenkohl oder ihrem Lauch in Sahnesauce aufraffen können. Gordon würde sich mit schlichtem Kartoffelbrei, schlichten Karotten und schlichtem Blumenkohl mit Brokkoli zufriedengeben müssen. Sie konnte sich nicht einmal aufraffen, Zwiebeln für die Sauce kleinzuhacken.
    Sie aßen schweigend. Wie üblich aß er zuerst seine Yorkshirepuddings als Vorspeise. Wie üblich schnitt er den Braten auf, während Grace alles andere auf den Tellern verteilte. Sarah und Hugo waren bei Freunden zum Essen eingeladen, und Paul aß bei Laura und Charles und dem kleinen Joe. Grace sah auf das Essen, das sie Gordon eben aufgetan hatte, und sie hätte ihm am liebsten auf den Teller gespuckt. Was er ihrer Familie angetan hatte, war einfach unverzeihlich. Aber Gordon würde sich niemals entschuldigen, selbst wenn er glauben würde, dass er mit seinem Verhalten im Unrecht wäre. Und das glaubte er ohnehin nie. Er hatte jetzt bei allen bis auf Sarah einen emotionalen Rubikon überschritten. Ihre Familie befand sich an zwei verschiedenen

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