Ein König für San Rinaldi
Wahrheit verschloss. Jetzt weiß ich, dass ich mich zu lange gegen meine Gefühle für dich gewehrt habe.“
Er zog ihre Hand an die Lippen und küsste sie liebevoll.
„Angst ist etwas Schlimmes, vor allem für einen Mann, der sie nicht wahrhaben will und andere Gründe vorschiebt. Natalia, du bist meine Frau, meine Liebe und mein Leben. Entschuldige bitte, dass ich es erst so spät erkannt habe.“
Nachdem er tief eingeatmet hatte, sprach er weiter: „Als ich gesehen habe, wie Zahra mit dem Dolch auf dich losging, war mir nur eins wichtig. Ich musste dein Leben und das des Kindes retten. Ich nehme dieses Kind, diesen Sohn, jetzt an. Er soll niemals so leiden wie ich damals. Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich bin der Vater dieses Sohnes, meines Erstgeborenen. Ich liebe ihn jetzt schon.“
„Deinen Sohn?“, fragte sie leise und konnte nicht anders, als glücklich zu lächeln. „Hm, ich möchte dich zwar nicht enttäuschen, aber dieser Sohn ist eine Tochter.“ Ihre Augen glänzten, als Natalia ihm die Aufnahmen der Untersuchung reichte.
Kadir zweifelte nicht länger an der Vaterschaft. Insgeheim war Natalia überzeugt, dass seine Tochter ihn um den kleinen Finger wickeln würde, sobald sie geboren war. Die Vorstellung amüsierte sie. Und wenn das Schicksal es wollte, würde Natalia ihm und dem Volk von San Rinaldi irgendwann einen männlichen Erben schenken. Im Augenblick freute sie sich auf ihre Tochter. Es war fast mehr Glück, als sie ertrug.
„Eine Tochter“, flüsterte Kadir andächtig, während er die Bilder betrachtete.
„Ich dachte, wir könnten ihr den Namen deiner Mutter geben“, schlug Natalia zögernd vor. „Ich habe an sie gedacht, als ich mit Zahra allein war und die Todesangst ausstand, und ich habe gebetet …“
Er drückte ihre Hand. „Ich auch“, gestand er gerührt. Sekundenlang sahen sie einander schweigend an, bevor er sich über das Bett beugte. „Meine geliebte Natalia, ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren.“
„Du hast mich nicht verloren und wirst mich auch nicht verlieren“, versprach sie mit heiserer Stimme und kam seinem Kuss entgegen.
Als eine Krankenschwester nach Natalia sehen wollte, öffnete sie die Tür und zog sich hastig wieder zurück.
Wer hätte gedacht, dass ein Kronprinzenpaar so herrlich normal war und die beiden sich so leidenschaftlich küssten. Dass jemand hereingekommen war, merkten sie nicht einmal!
„Weißt du“, sagte Kadir, als er zusammen mit Natalia die Bilder später zum wiederholten Mal betrachtete, „ich finde, sie sieht meiner Mutter tatsächlich ähnlich.“
„Nein, sie hat eindeutig deine Nase“, widersprach sie entschieden und lachte.
EPILOG
„Die Gene der Fierezzas sind bei Kadir erstaunlich stark ausgeprägt“, sagte Prinzessin Emily, die mit Prinz Marco verheiratet war. Die anderen festlich gekleideten Prinzessinnen, die sich im Innenhof des Schlosses versammelt hatten, stimmten in Emilys Lachen ein. In wenigen Minuten sollten sie zur Kathedrale fahren, in der Kadir zum neuen König von San Rinaldi gekrönt wurde.
„Ich habe mittlerweile den Überblick verloren. Wie viele kleinen Fierezzas sind denn inzwischen auf der Welt oder unterwegs?“, fragte Emily amüsiert und wandte sich an Natalia. „Du sagst mir doch, wenn du müde wirst? Ich musste Kadir schwören, dass ich mit Adleraugen über dich wache.“
„Du, die Gräfin und alle übrigen Mitglieder des königlichen Haushalts“, erwiderte Natalia lachend, während sie auf ihre Kutsche wartete. Auf dem Hinweg würden sie hinter Kronprinz Kadir herfahren. Und später würden sie dem neuen König folgen.
„Ich kann noch gar nicht fassen, wie sehr König Giorgio sich verändert hat“, erklärte Emily. „Ich hätte nie erwartet, ihn so glücklich und entspannt zu sehen. Marco meint, er erkennt seinen Großvater kaum wieder.
Das alles verdanken wir dir und Kadir. Wir glauben, ihr beide habt ihn endlich zu einem zufriedenen Menschen gemacht.“
„Ich habe gar nichts gemacht“, wehrte Natalia ab. „Ich glaube eher, dass König Giorgio begriffen hat, wie wichtig eine liebevolle Familie ist. Er weiß, dass man Liebe geben muss, wenn man geliebt werden will.“
„Kadir wird ein wunderbarer König sein und viel Gutes tun für San Rinaldi“, prophezeite Emily ernst. „Davon sind wir alle überzeugt.“
Tränen der Rührung stiegen Natalia in die Augen. „Du weißt, wie wichtig die Unterstützung der Familie für ihn ist.“
„Ja, er und Marco
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