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Ein König wird beseitigt

Ein König wird beseitigt

Titel: Ein König wird beseitigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Häfner
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aus direkten Kontakten mit Regierung, Familie und Bevölkerung der Residenzstadt wird in erster Linie durch ein auf die genannten Faktoren (soziale Phobie, Zahnverlust, homoerotische Passion) zurückgehendes Vermeidungsverhalten erklärt.
2. Zum Verfahren der Entmündigung, Entmachtung und Wegschließung
    Pläne, dem als «verrückt» geltenden, weil von kulturellen und gesellschaftlichen Erwartungsmustern seiner Zeit abweichenden König die Macht zu entziehen, sind frühzeitig als Gerücht aufgetaucht und von 1884 an ernsthaft ventiliert worden. Ein erkennbares Interesse daran hatten nur die präsumptiven Thronfolger, Ludwigs Onkel Prinz Luitpold und dessen Kinder, in erster Linie der älteste, Ludwig. Die Regierung von Lutz hatte im Gegensatz dazu bis zum Spätsommer 1885 kein Interesse an der Entmachtung des Königs. Sie hat an der Fortsetzung ihrer durch den König wenig gestörten Regierungstätigkeit unbeirrt festgehalten. Anders die luitpoldinischen Prinzen. Ludwig II. hatte den Prinzen Luitpold und Ludwig aus seinem königlichen Hochmut heraus mehrfach schwere Kränkungen und Erniedrigungen zugefügt, die tiefe Verbitterung hinterlassen hatten. Prinz Luitpold und nach ihm Prinz Ludwig war nach der Entthronung Ludwigs II. die herrscherliche Macht – demeinen als Prinzregent, dem anderen danach als König Ludwig III. – tatsächlich zugefallen. Machtstreben und finanzielle Besserstellung als mögliches Motiv ihres Staatsstreichs gegen den König wurde der öffentlichkeit verständlicherweise nicht vermittelt.
    Das öffentlich vertretbare Motiv des Prinzen Luitpold, als Begründung für Entmündigung und Machtentzug des Königs, von der Presse vielfältig herausgestellt, waren die steigenden Schulden der Kabinettskasse des Königs. Die Schuldenlast war nach einem durch die Mithaftung der nächsten Agnaten gesicherten Bankkredit von 7,5 Millionen Mark 1884 in etwa einem Jahr – trotz Minderung um eine Million Mark, die ihm Fürst Otto von Bismarck gewährte – erneut um 6 Millionen Mark angestiegen. Zur selben Zeit, als bekannt wurde, dass der König den Bau zweier weiterer Schlösser plane, erreichte die Beunruhigung der luitpoldinischen Prinzen ein erhebliches Ausmaß. Die Kabinettskasse Ludwigs II. war die Hauptquelle auch ihrer Einkünfte und ihres Erbes.
    Das dritte Motiv ist im Gutachten nur angedeutet und nach der Katastrophe unterdrückt worden: In seinen letzten Lebensjahren ließ sich der König junge Reitersoldaten zum Hof abordnen und wählte sich aus ihnen Partner zu homoerotischem Missbrauch aus. Nach dem insoweit wirkungslosen Rücktritt des Kriegsministers von Maillinger (1885) lag die Verantwortung für eine Abwendung dieses, das Ansehen der Armee und des Königshauses belastenden Verhaltens des Königs nach dem in Bayern hochgehaltenen monarchischen Prinzip zweifelsfrei beim nächsten Agnaten, dem Prinzen Luitpold, dem Generalinspekteur der bayerischen Armee. Den naheliegenden ersten Schritt, den König, den eigenen Neffen, aufzusuchen, ihn zur Sparsamkeit und zum Verzicht auf das anstößige Verhalten oder zur Abdankung zu bewegen, hat Prinz Luitpold nicht unternommen.
    Strafrechtlich war der König nicht verantwortlich, da er über dem Gesetz stand. Eine moralische Bewertung darf nicht nur vom heutigen Rechtsverständnis ausgehen. Man muss daran erinnern, dass eine Doktrin zahlreicher Monarchien, die unumschränkte Verfügung des Herrschers über die Untertanen, in Europa 1885 noch Nachwirkungen entfaltete. Ludwigs Vorbild und Idol war Ludwig XIV. von Frankreich. Auch einige der Vorfahren Ludwigs II. haben in erheblichem und weitaus rücksichtsloserem Ausmaß über Menschen verfügt als er. Entweder haben sie junge Frauen großzügig zum sexuellen Missbrauch rekrutieren lassen und häufig auch geschwängert oder in vielfach größerer Zahl junge Männer – wie andernorts die Sklaven – für finanzielle, expansive oder dynastische Interessen eingesetzt. Der bayerische König Max I. Joseph hatte beispielsweise zuerst 12.000 bayerische Soldaten an dasenglische Königshaus für dringend benötigtes Geld abgegeben. Später hat er im Zusammenhang mit der Erlangung der Königswürde und der Schaffung des Königreichs Bayern mehr als 30.000 Soldaten für Napoleons abenteuerlichen Russlandfeldzug zur Verfügung gestellt. Eine ganze Generation junger bayerischer Männer wurde dezimiert, aber Königtum und Königreich überlebten.
    In dieser Tradition steht auch die königliche Verfügung

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