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Ein König wird beseitigt

Ein König wird beseitigt

Titel: Ein König wird beseitigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Häfner
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insbesondere auch die Anträge der Minister, die weil principieller oder wichtigerer Natur nicht wie die gewöhnlichen Currentsachen schon mit den zu erlassenden der Allerhöchsten Unterschrift harrenden Signaten versehen waren, wurden mit mündlichen oder auf Zettel geschriebenen Weisungen Seiner Majestät durch die Kammerbediensteten an die jeweiligen Kabinetssekretäre zurückgeschickt, nachdem diese Bediensteten die Allerhöchsten Aufträge in Briefform gebracht hatten. (Vernehmung Heßelschwerdts und Welkers vom 3. Juni Seite 12, 22 und 23.) Die wichtigsten Aufträge Seiner Majestät gingen durch die Dienerschaft. Einen wahrhaft erschreckenden Beweis hiefür liefern die in dem Faszikel «Briefe des Lakaien Mayr aus der jüngsten Zeit» sich vorfindenden Schriftstücke, zum Theil von der Hand Seiner Majestät selbst geschrieben oder corrigirt. Heßelschwerdt wurde auch der Bericht des Königl. Gesamtministeriums vom 5. Mai 1886 zur Begutachtung zugeschickt, ihm auch die Verhandlungen zur Bildung eines neuen Ministeriums mit Herrn von Ziegler, und dem Friseur Hoppe die zur Gewinnung eines neuen Kabinetssekretärs (conf. Aeußerung des Geheimsekretärs Thelemann) übertragen!!
    Schon Herr Ministerialrath von Ziegler berichtet (Bogen 18 seiner Vernehmung): Von der Berücksichtigung der Autorität der höchsten Beamten, der obersten Hofchargen und der Minister, war keine Rede mehr. Sie wurden beim Vortrage mit den verächtlichsten Worten erwähnt, leider nicht nur beim Vortrage – auch der Dienerschaft und dem Friseur Müller und dem Zahnarzte gegenüber; selbst Fürsten wurden nicht geschont. Die Dienerschaft wußte aus dem Munde Seiner Majestät, daß der Obersthofmarschall oder der Obersthofmeister «sich nicht unterstehen dürfen» einmal den Hofhalt in Berg oder Hohenschwangau zu inspizieren. Für Seine Majestät (vergl. das citirte Faszikel) sind die kgl. Staatsminister Pack, Gesindel, Geschmeiß, auch wird mit den Kammern nicht glimpflich verfahren und das Volk verdient gar nicht, daß Sich Seine Majestät ihm zeige. –
    Es widerstrebt den unterzeichneten Ärzten, größere Auszüge und Zusammenstellungen in dieser Richtung anzufertigen und wird es wohl genügen, eine einzige Stelle aus einem auf Allerhöchsten Befehl geschriebenen Briefe des Lakaien Mayr anzuführen: «Dem Heßelschwerdt schreiben: er hat wieder etwas ganz falsches und verkehrtes geschrieben, indem er sich herausnahm zu schreiben, daß jenes Ministerpack in die Nothwendigkeit versetzt war, jene Meldung (Bericht vom 5. Mai!) zu unterbreiten. Ich habe jene Meldung verworfen, denn jenem Pack kam es gar nicht zu, sich in Sachen zu mischen, die es nicht im geringsten angeht und für die es gar nicht da ist. Ihm dies also austreiben» – und dieser die Abschrift eines auch noch in anderer Beziehung wichtigen Allerhöchsteigenhändig mit Bleistift offenbar in großer Hast geschriebenen Briefes Seiner Majestät an Heßelschwerdt folgen zu lassen:
    «Passe recht auf und besorge es gut. Sprich eingehend mit Ziegler. Sage ihm, daß die jetzigen Minister weg müßen, sie haben sich bei mir unmöglich gemacht. Er wird es also, wenn er alles besorgt wie Ich will. Die Collegen soll er mir dann selbst vorschlagen.– Schneider gleich fort und durch einen tüchtigen ersetzen. Sind die Kammern verstockt, dann auflösen, andere her und das Volk sehr bearbeiten. Schnell aber. – Sage ihm, außer den Rückständen, (ohne daß die Kammern wissen, wofür, können glauben, es gehöre zu den Rückständen) ein paar Millionen dazu, die anderen schaffe Du herbei. Sage ihm, daß die Bauten die Hauptlebensfreude sind, daß ich, seit alles schändlich stockt, ganz unglücklich bin, an Abdanken, Selbsttödtung stets denke, daß der Zustand aufhören m uß, daß die Bauten nicht mehr stocken dürfen, daß wenn er alles richtet, er Mir buchstäblich das Leben wieder gibt. Führ ihm dieß sehr und vor Allem dieß zu Gemüthe. Es geht nach sofortiger Deckung (nicht Vorschießen, das ist unwürdig mir gegenüber), dann ist die Civilliste wieder ganz in meinem Besitz (eigenem). Dazu sind leicht einzureihen rasch vorwärts mit dem Schlafzimmer im Linderhof, St. Hubertus-Pavillon und mit dem Ausbau der Burg von Herrenwörth und Falkenstein. Mein Lebensglück hängt davon ab. Dieses [sieht] Herr von Ziegler bestimmt ein. Er soll es erschinden, durchreißen, alle Schwierigkeiten besiegen und Hindernisse niederreißen und baldigst ist die Hauptsache. Daß Du noch nicht wohl

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