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Ein König wird beseitigt

Ein König wird beseitigt

Titel: Ein König wird beseitigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Häfner
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bist, ist zu arg, nimm noch einen Arzt. Erhole Dich. Berg, den n11. Mai 1886, Ludwig.»
    Eines Commentars bedarf die ganze gegenwärtige Stellung Seiner Majestät gegenüber dem Lande nicht. Die geistigen Kräfte Seiner Majestät sind bereits dermaßen zerrüttet, daß alle und jede Einsicht fehlt, das Denken mit der Wirklichkeit im vollen Widerspruche sich befindet, das Handeln ein unfreies ist und Allerhöchstdieselben im Wahne absoluter Machtfülle vereinsamt durch eigene Isolirung – wie ein Blinder ohne Führer am Rande des Abgrundes stehen.
    Das Bauen sei die einzige Lebensfreude Seiner Majestät, aber die Bauten gerade waren der Ruin der königlichen Finanzen und der Grund der Beschleunigung des Hereinbruches der Katastrophe. Alle Vorstellungen, alle Bemühungen, sie wieder zu ordnen, sind umsonst gewesen. Seine Majestät muß bauen, und in einer Weise, die ebenfalls wieder den Verfall der geistigen Kräfte nur zu deutlich zu Tage treten läßt, werden Versuche gemacht, das Geld dazu, gehe es, wie es gehe, herbeizuschaffen. Heßelschwerdt wurde von Seiner Majestät zu dem nunmehr verstorbenen Fürsten Maximilian von Thurn und Taxis nach Regensburg zur Aufnahme eines Anlehens von 20 Millionen geschickt, sollte durch die Vermittlung Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs Ludwig die Hilfe des Kaisers von Oesterreich in Anspruch nehmen. Auch zu Seiner Majestät dem König von Schweden und Norwegen nach Stockholm sollte sich Heßelschwerdt begeben und als dieser sich diesem Allerhöchsten Auftrag entzog, wurde ein Flügeladjutant Seiner Majestät, natürlich ohne Erfolg, dahin beordert. Ein Flügeladjutant erhielt durch Heßelschwerdt den Allerhöchsten Auftrag, in Brasilien ein Anlehen zu Stande zu bringen, andere Personen sollten nach Brüssel, nach Konstantinopel zum Sultan und nach Teheran zum Schah. Sei durch Anlehen kein Geld aufzutreiben (es handelte sich schon um 25 Millionen), so sollten auf Allerhöchsten Befehl bei den Banken in Stuttgart, Frankfurt, Berlin und Paris eingebrochen und zu diesem Zwecke Leute geworben werden. (Vernehmungen von Heßelschwerdt und Welker.) Durch gleichzeitige Aufträge an mehrere, die sich gegenseitig nichts sagen durften, hoffte Seine Majestät sogar in den Besitz von 80 Millionen zu gelangen. (Aeußerung Hornigs Blatt 3.) Als kein Anleihen aufzutreiben war, auch auf Raub und Einbruch verzichtet werden mußte, sollte das Volk und dessen Vertretung die Lückeschließen und damit nur eine Unterthanenpflicht erfüllen, wodurch sie wieder die Allerhöchste Gunst sich zuwenden und Seine Majestät bewegen könnten, Allerhöchst ihnen nach und nach wieder näher zu treten. An ein Sichzeigen von Seite Seiner Majestät sei, wenn man sich nicht bessere, selbstverständlich gar nicht zu denken. Gute Unterthanen müßten es anders anfangen, wenn sie ihren König und Herrn glauben machen wollten, daß sie ihn lieben u. s. w. – Dabei gehen, als wenn die Mittel in ungemessener Fülle vorhanden wären, die Allerhöchsten Aufträge bis in die allerletzte Zeit unverändert fort. (Faszikel «Briefe» u. s.w.)
    Das vorliegende Material ist geradezu erdrückend.
    Es erübrigt nur noch, auf den körperlichen Zustand Seiner Majestät einen kurzen Blick zu werfen. Seit langer Zeit klagen Seine Majestät über Druck und Schmerz im Hinterkopfe, wenden Eisumschläge dagegen, selbst mitunter während des Essens an; Seine Majestät leiden ferner nicht selten an Schlaflosigkeit, nahmen früher ungefähr 6 Jahre lang 2 bis 3mal wöchentlich Chloral, gebrauchen seit 4 Jahren andere Schlafmittel, deren Zusammensetzen die Berichterstatter nicht kennen. (vgl. die Vernehmungen von Heßelschwerdt und Welker vom 3. Juni 1886 Seite 15 u. 19, die Aussagen des Lakaien Mayr, die Mittheilungen des Herrn Oberregierungsrathes von Müller Seite 6.) Ueber die unordentliche, unappetitliche, ekelerregende Art des Speisens Seiner Majestät, um das hier noch einzuschieben, wie Allerhöchstderselbe dabei die Saucen und Gemüse herumspritze, seine Kleider damit beschmiere, berichtet Kammerlakai Mayr. Erschwert dürfte nach Herrn von Ziegler auch die Verdauung sein, da Seine Majestät keinen Zahn mehr im Munde habe, der zum Kauen tauglich sei. (Siehe Aufzeichnungen Bogen 16.) Die geschlechtlichen Beziehungen berührt Herr Ministerialrath von Ziegler in seinen Aufzeichnungen Bogen 16.
    Hiemit schließen die unterzeichneten Ärzte ihre Schilderung und verweisend auf die im Texte schon an verschiedenen Stellen gezogenen

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