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Ein König wird beseitigt

Ein König wird beseitigt

Titel: Ein König wird beseitigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Häfner
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bereit, in den Wagen einzusteigen.
    Während der Vorbereitungen zur Abreise verlangten Seine Majestät von dem Lakaien wiederholt, für Herbeischaffung einer gehörigen Quantität Chloroform zu sorgen. Die Reise, während welcher Seine Majestät allein in einem Wagen fuhren, verlief bekanntlich ohne die geringste Störung. Bei der Ankunft in Berg waren Seine Majestät vollkommen ruhig, stiegen langsam in Begleitung Guddens und der Pfleger die Treppe hinan ins II. Stockwerk, um die gewöhnlich bewohnten Zimmer zu betreten. Letztere waren von dem Unterzeichneten tags vorher und am Vormittag des 12. Juni mit den nöthigen Vorrichtungen ausgestattet worden für die ständige Überwachung des Patienten und für die Verhütung eines etwaigen Flucht- oder Selbstmordversuchs. Der erste Nachmittag und die erste Nacht verliefen ruhig. Seine Majestät benahmen sich vollständig fügsam und brachten die ganze Nacht anscheinend schlafend im Bett zu. –Am 13. Juni morgens 8 1/4 Uhr wurde der Unterzeichnete in das Schlafzimmer Seiner Majestät befohlen. Allerhöchstdieselben lagen noch im Bett und hatten nach alter Gewohnheit ein großes schwarzes bis zum Kinn reichendes Tuch in mehreren Touren um den Hals gelegt. Der Kopf wurde während der ganzen Unterredung vom Kissen erhoben gehalten, die Stimme klang etwas heiser, mäßig laut. Seine Majestät sprachen rasch, meist in kurzen fragenden Sätzen, die Artikulation war vollkommen sicher, der Ton der Unterredung ein durchaus freundlicher und gnädiger; auch auf eingeschobene Fragen antworteten Seine Majestät bereitwillig. Erst erkundigten sich Allerhöchstdieselben eingehend nach den persönlichen Verhältnissen des Unterzeichneten und kamen dann aus eigener Initiative auf die neue Situation zu sprechen. Man habe nicht richtig gehandelt, hätte Allerhöchstdenselben erst von dem Vorhaben in Kenntnis setzen sollen, es bestehe jedenfalls ein Complott. Die Hauptfrage sei, wielange die Sache dauern solle, ob denn für immer oder bis wann. Obermedicinalrath Gudden gebe in dieser Beziehung ausweichende Antworten, es liege also die Befürchtung nahe, die Gefangenschaft könnte Jahre lang dauern. Die Einwendungen des Unterzeichneten, daß an ein Complott gar nicht zu denken sei, daß Seine Kgl. Hoheit Prinz Luitpold höchst ungern und nur unter dem Druck der durch Erkrankung Seiner Majestät entstandenen unabweisbaren Nothwendigkeit zur Übernahme der Regentschaft sich entschlossen haben, daß das kgl. Staatsministerium das denkbar treueste und anhänglichste sei, daß Jedermann über die Erkrankung Seiner Majestät aufrichtig trauere, daß nur diese die Ursache der gegenwärtigen Situation sei und daß diese Erkrankung durch ärztliches Gutachten nachgewiesen sei, daß eine bestimmte Angabe über die Dauer der gegenwärtigen Lage nicht gemacht werden könne, daß dieselbe jedoch, wie der Wortlaut der Verfassung bekunde, länger als ein Jahr dauern werde; Seine Majestät seien nach wie vor König von Bayern und wenn einmal durch ein neues Gutachten die Genesung Seiner Majestät nachgewiesen würde, dann werde die Reichsverwesung ohne Zweifel wieder aufhören – diese Einwendungen nahmen Seine Majestät ruhig und die Conversation weiter führend entgegen. Der Gedanke krank zu sein, wurdenicht angenommen, jedoch mit dem Zugeständniß, daß in früheren Jahren Aufregungszustände dagewesen seien und daß wegen Schlaflosigkeit vielfach Schlafmittel gebraucht worden seien. Alsdann kamen Fragen über die gegenwärtige Ansicht der Arzte und über die zu erwartenden ärztlichen Rathschläge. Die Äußerung, daß die Arzte auf das gegenwärtige ruhige Verhalten Seiner Majestät großes Gewicht legen, hatte eine erfreuende und befriedigende Wirkung, und die Vorschläge, ganz regelmäßig zu leben, wenig Spirituosen zu genießen, fleißig in frischer Luft Bewegung zu machen, eine regelmäßige Beschäftigung zu wählen, wurden zustimmend und mit der Bemerkung aufgenommen, daß der Unterzeichnete für baldige Übersendung der Bibliothek aus Neuschwanstein sorgen solle. Außerdem fragten Seine Majestät nach dem Kammerdiener Mayer und sprachen den Wunsch aus, denselben, der wahrscheinlich in München sich aufhalte, wieder kommen zu lassen. Dann war vom Landtage die Rede, daß derselbe auf nächsten Dienstag einberufen sei und sich voraussichtlich auch mit der Prüfung des ärztlichen Gutachtens befassen werde. Hiebei sprachen Seine Majestät den Wunsch aus, doch den Kammern keinen Einblick in das

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