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Ein König wird beseitigt

Ein König wird beseitigt

Titel: Ein König wird beseitigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Häfner
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vorgeschriebenen auffallenden Kostüme auf einen Esel gesetzt und in der Umgebung von Hohenschwangau auf den Landstraßen herumgeführt werden (Vernehmung Heßelschwerdts und Welkers vom 3. Juni Blatt 1.). Kammerlakai Buchner, über dessen Dummheit sich Seine Majestät ärgerten, mußte «ein Siegellacksiegel an der Stirn tragen» zum Zeichen, daß sein Gehirn versiegelt sei (v. Ziegler Bogen 19.). Nach dem Bericht des k. Gesammtministeriums vom 5. Mai d.J. erhielt Heßelschwerdt den Auftrag, eine geeignete Strafe für die Herren Minister mit auszudenken. (Vernehmung vom 18. Mai Ziff. 8, 9, 10 u. 11, bestätigt durch die bezüglichen Aussagen Welkers.) Marker erhielt von Seiner Majestät den Befehl, eventuell Leute zu nehmen und Herrenwörth in die Luft zu sprengen (Vernehmung Welkers S. 14.). Marstallfourier Heßelschwerdt sowohl wie Kammerdiener Welker und Stallmeister Hornig bezeichneten es als einen besonderen Charakterzug Seiner Majestät, plötzlich und unmotivirt für Jemand Zuneigung zu fassen, um dieselbe oft nach kurzer Zeit in das gerade Gegentheil übergehen zu lassen. Diese Eigenthümlichkeit dürfte jedem Sachverständigen als ein Krankheitssymptom imponiren. Die Abneigung artete dannnicht selten in glühenden Haß aus, so daß z.B. Seine Majestät in Wuth geriethen, wenn nur der Name der in Ungnade gefallenen Person genannt wurde und den Befehl erließen, daß falls bei Meldungen an Allerhöchstdieselben diese erwähnt werden mußte, nur der Anfangsbuchstabe des Namens ausgesprochen oder geschrieben werden durfte. (Vernehmung Heßelschwerdts und Welkers vom 7. Juni Seite 11 u. 21.) Stallmeister Hornig (Blatt 5) erinnert an den ehemaligen Flügeladjutanten Herrn von Sauer, Baron von Hertling, Hirschberg, Grafen von Dürkheim, Herrn Staatsrath von Eisenhart, Herrn Ministerialrath von Ziegler u.s.w.
    Bekannt ist die Vorliebe Seiner Majestät für die französischen Könige Ludwig XIV., XV. und XVI., ihr absolutes Regiment, ihre Bauten u.s.w. (vergl. die Mittheilungen des Herrn von Ziegler und des Herrn Stallmeisters Hornig). Ein ehemaliger Seconde-lieutenant der bayerischen Armee wurde mit dem Befehle betraut, eine «Coalition» zu gründen, d.h. eine Schaar Männer zu werben, mit deren Beihilfe es gelingen sollte, in Bayern das absolute Regierungssystem wieder herzustellen; die Verfassung sollte aufgehoben, die Landesvertretung abgeschafft werden (Hornig Blatt 2.). Etwas anders freilich stellt sich diese Coalitionsidee in den Berichten des Herrn Oberregierungsrathes von Müller dar, der zum Chef der Coalition von Seiner Majestät ausersehen war, aber den Intentionen Seiner Majestät nicht entsprach.
    Seine Majestät dachten daran (Hornig Blatt 3) gegen Vergütung einer hohen Summe das Land an Seine Königliche Hoheit den Prinzen Luitpold abzutreten oder an Preußen zu verkaufen. Geheimrath von Löher wurde mit dem Auftrag betraut, sich nach einem anderen Königreiche umzusehen, in dem ein absolutes Regierungssystem möglich wäre, machte auf Kosten der Kabinetskasse weitläufige Seereisen, berichtete aber, daß der Auftrag unmöglich auszuführen sei (vgl. auch v. Ziegler Bogen 10.). Stallmeister Hornig (Blatt 2) berichtet, daß Seine Majestät Sich geheim in Costüme der französischen Könige kleidete. Mit Krone und Scepter, welche kostbaren Gegenstände der Schatzkammer entnommen werden mußten, wurden nächtliche Spazierfahrten unternommen, auch der Gedanke, ein zweites Versailles im Graswangthale zu bauen, brach sich Bahn. Herr Ministerialrath von Ziegler erwähnt (Bogen 2), daß Seine Majestät vor einer Büste der Königin Marie Antoinette, welche auf der Terrasse des Linderhofes steht, stets das Haupt entblößte und deren Wangen streichelte, und der Marstallfourier Heßelschwerdt gibt an, daß im Linderhofe ein Bild sich befände (Welker meint, es behandle einen Stoff aus der Zeit Ludwig XIV.); vor welchem Seine Majestät niederzuknien pflege, vor welchem auch Heßelschwerdt, die Hand wie zum Schwure gegen dasselbe erhebend, niederknien mußte, ohne dasselbe jedoch ansehen zu dürfen (Vernehmung vom 3. Juni S. 13); auch Welker (Seite 20) erzählt von dem Bildercultus Seiner Majestät und beschreibt insbesondere, wie der König vor einem Bilde, das eine Episode aus dem Leben der Königin Marie Antoinette darstellt, Zeichen der Verehrung mache, dann mit erhobenem gläsernen Blicke zuerst langsam, dann rascher rückwärts schreitend, von dem Bilde sich entferne und schließlich wie im

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