Ein königlicher Skandal
erfrischt hatte, wickelte sie sich in ein Badetuch und ging ins Zimmer. Dort war gerade eine Hausangestellte dabei, alles auszupacken und in den begehbaren Schrank zu sortieren. Sie begrüßten einander freundlich, ehe Rosa sich ein schlichtes Baumwollkleid aussuchte.
Sie musterte sich gerade kritisch im Spiegel, als es klopfte und das Mädchen das Essen brachte. Unzufrieden seufzte Rosa. Vielleicht sollte sie etwas anziehen, das professioneller wirkte. Schließlich musste sie zuverlässig und kompetent aussehen. Andererseits brauchte sie etwas Bequemes, wenn sie durch Weingärten ging.
Nach kurzem Überlegen nahm sie eine sommerliche Hose und eine Bluse in hellem Olivgrün aus dem Kleiderschrank. Den farblich passenden dünnen Schal mit dunkelblauen Sprenkeln würde sie sich draußen umbinden. Im Spätsommer war die Sonnenstrahlung auf San Rinaldi noch sehr intensiv. Knöchelhohe Lederboots rundeten das Outfit ab. Seufzend stellte Rosa sich vor, wie die Schuhe nach mehreren Desinfektionsbädern aussehen würden.
„Merke – unbedingt Gummistiefel kaufen“, sagte sie sich laut.
Während Rosa sich umgezogen hatte, war das Hausmädchen wieder gegangen. Das Essen stand auf dem Tisch am Fenster. Wehmütig setzte Rosa sich und nahm den ersten Bissen. Das letzte Mal hatte sie so ein Gericht mit ihren Eltern und Isabella genossen. Bei dem Gedanken an die verstorbenen Eltern stiegen Rosa Tränen in die Augen. Sie verdrängte die Erinnerungen und konzentrierte sich stattdessen auf ihre Schwester, die mit ihrem frisch angetrauten und liebevollen Ehemann sehr glücklich war.
Allmählich ließ der Kummer nach, während sie den frischen Salat mit Oliven und Schafskäse aß. Der köstliche Käse wurde aus der Milch von Tieren gewonnen, die hoch oben in den Bergen San Rinaldis weideten.
„Wie war das Essen?“, erkundigte sich Max, während sie zum ersten Weingarten fuhren. Dabei meisterte er die engen und kurvenreichen Straßen mit einer Sicherheit und Gelassenheit, die von langjähriger Erfahrung zeugte.
„Hervorragend“, erwiderte Rosa und seufzte. „In Neuseeland arbeiten die besten Köche der Welt. Aber hier schmeckt es einfach besser. Sogar die Kräuter haben einen intensiveren Geschmack.“
„Wie gefällt dir Neuseeland?“, fragte er und wich mit dem Wagen einem Schäfer und dessen Herde aus.
Weil er ein neutrales und somit harmloses Thema anschnitt, erzählte sie ausführlich von ihren Erfahrungen in dem südpazifischen Land. „Vor allem ist Neuseeland … wild“, meinte sie zuletzt. Bergketten ragten dort hoch über die Ebenen hinaus, im Norden des Landes gab es dichte Regenwälder mit gewaltigen Bäumen. Und natürlich liebte Rosa die herrlichen Strände, vor denen sich das Meer smaragdgrün bis zum Horizont erstreckte. „Hier auf San Rinaldi findet man überall die Spuren der Menschen. Dort sind riesige Gebiete völlig unerschlossen. Und es leben unglaublich wenig Menschen in Neuseeland – na ja, natürlich abgesehen von den Städten. Allerdings sind sogar die relativ klein.“
Ohne den Blick von der staubigen Fahrbahn zu wenden, nickte Max. „Ich war mal da.“
Wann war er in Neuseeland gewesen? Bevor oder nachdem sie ausgewandert war? Da Rosa nicht direkt fragen wollte, fragte sie interessiert: „Wie hat dir das Land gefallen?“
„Genau wie du mochte ich besonders die wilde unberührte Natur.“ Lächelnd fügte er hinzu: „Das war allerdings vor fünf Jahren, bevor die Weinindustrie in Neuseeland richtig angekurbelt wurde. Verschiedene Weingüter dort haben mich sehr beeindruckt, ich war bei mehreren Proben.“
Obwohl sie es unsinnig fand, war Rosa erleichtert. Er hatte sich nicht in Neuseeland aufgehalten, ohne sich bei ihr zu melden.
„Ich habe die Menschen dort darum beneidet“, fuhr er nachdenklich fort, „dass sie eine ganze Industrie völlig neu aufbauen und für den Export in die ganze Welt fit machen können.“
„Aber du hast hier doch dasselbe gemacht“, hielt Rosa ihm vor.
„In gewisser Hinsicht vielleicht“, räumte er ein. „Andererseits gab es hier schon die Reben und auch das entsprechende Wissen. Unsere Winzer kannten sich in ihren Weingärten wie in der eigenen Westentasche aus. Bei mir ging es also mehr um Modernisierung, nicht um einen Neuanfang.
Und ich hatte natürlich auch Hilfe.“
Sie warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Giovanni hat mich damals sehr unterstützt. Jetzt hilft mir Nico, wo er nur kann. Aber er kümmert sich nicht um die Bekämpfung
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