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Ein königlicher Verführer

Ein königlicher Verführer

Titel: Ein königlicher Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Celmer
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nach New Orleans genommen. Ihr war es zwar schwergefallen, ihr Zuhause zu verlassen und wieder in ihr Geburtsland zurückzukehren, aber eigentlich waren die USA nie richtig ihre Heimat gewesen. Und um ehrlich zu sein, hatte sie sich seit dem Tod ihrer Eltern nirgendwo heimisch gefühlt.
    „Meine Eltern, der König und die Königin, freuen sich darauf, Sie zu treffen“, sagte Chris.
    „Das beruht auf Gegenseitigkeit.“ Sie drehte sich zu ihm und sah, dass er sie neugierig betrachtete. „Was haben Sie denn?“
    „Ihr Akzent“, erwiderte er, „woher stammen Sie? Ich kann es nicht heraushören.“
    „Das können Sie auch nicht, weil es ein Mischmasch aus verschiedenen Dialekten ist“, erklärte sie. „Überall, wo ich gelebt habe, hab ich etwas aufgeschnappt, und das kommt hin und wieder zum Vorschein.“
    „Wo haben Sie denn überall gelebt?“
    „Warten Sie …“ Sie zählte an ihren Fingern ab. „Auf Morgan Isle habe ich bis zu meinem zehnten Lebensjahr gelebt, danach bin ich nach New Orleans gekommen, dann ins Internat nach Frankreich, Sommerferien in Kalifornien, danach war ich an der Ostküste auf dem College und bin anschließend wieder nach New Orleans zurück.“
    „Klingt spannend“, meinte er.
    Das konnte man meinen, aber in Wahrheit hatte sie sich immer danach gesehnt, endlich irgendwo sesshaft zu werden. Als sie es allerdings das letzte Mal getan hatte, hatte es sich nicht richtig angefühlt. Ihre Hoffnungen, auf Morgan Isle ein echtes Zuhause zu finden, hatten sich nicht erfüllt, denn sie kam sich immer noch wie eine Außenseiterin in der königlichen Familie vor. Manchmal fragte sie sich, ob es überhaupt eine Heimat für sie gab.
    „Und was ist mit Ihnen?“, fragte sie den Prinzen.
    „Auf meinen diplomatischen Reisen bin ich zwar weit herumgekommen in der Welt, aber ich lebe seit meiner Kindheit hier bei meiner Familie.“
    Sie glaubte, einen leichten Unterton der Verbitterung in seiner Stimme zu hören. Für sie klang das einfach wundervoll. Nach dem Tod ihrer Eltern war sie in die USA zu ihrer Großtante und deren Mann gekommen, die selbst keine Kinder gewollt hatten und die Waise als Eindringling ansahen. So dauerte es nicht lange, bis sie das Mädchen auf ein Internat schickten und sie die Sommerferien in Feriencamps verbringen ließen. Melissa machte ihnen keinen Vorwurf, denn sie hatten sich wirklich bemüht. Hätten sie das verwaiste Mädchen nicht bei sich aufgenommen, wäre sie als Pflegekind in staatlicher Obhut gelandet, und wer weiß, wie ihre Lebensgeschichte dann verlaufen wäre.
    Als ihr auffiel, dass der Wagen eine Anhöhe hochfuhr, wusste sie, dass sie bald am Ziel waren. Der dichte Baumbewuchs lichtete sich und gab schließlich den Blick auf das königliche Schloss frei. Ihr kam es wie eine Illustration aus einem Kinderbuch vor: Auf einem Kliff hoch über dem Meer wachte es über das bezaubernde Städtchen zu seinen Füßen. Es war zwar bei Weitem nicht so modern wie der Palast auf Morgan Isle, dachte sie mit einem Anflug von Stolz, aber trotzdem nicht weniger prachtvoll. Sie glaubte, eine Zeitreise gemacht zu haben und in einem vergangenen Jahrhundert gelandet zu sein.
    Bei ihren Recherchen hatte sie erfahren, dass Morgan Isle modern und innovativ war und sich zu einem attraktiven Urlaubsziel entwickelte. Thomas Isle hingegen war eher traditionsbewusst, und man blieb gern unter sich. Die Wirtschaft des kleinen Reiches begründete sich hauptsächlich auf den Export von Meeresfrüchten und Produkten aus biologischem Anbau. Obwohl manch einer das wahrscheinlich als veraltet betrachtete, empfand Melissa es hingegen als idyllisch und reizvoll.
    „Äußerst beeindruckend“, bemerkte sie, während sie aus dem Fenster schaute.
    „Kennen Sie sich in der Vergangenheit unserer beiden Länder aus?“, erkundigte sich der Prinz.
    „Ich weiß nur, dass sie viele Jahre lang Rivalen waren.“
    „Eine spannende Geschichte. Wussten Sie, dass beide Inseln früher einmal von einer Familie regiert wurden? Von einem Königspaar mit zwei Söhnen. Sie waren Zwillinge, um genau zu sein, die nur wenige Minuten nacheinander auf die Welt gekommen waren.“
    „Sie hießen nicht zufällig Thomas und Morgan, oder?“
    Er lächelte. „Ja, so hießen sie. Als der König starb, stritten die beiden Brüder um den Thron, denn jeder von ihnen fühlte sich für das Amt berufen. Als sie keine Einigung erzielten, forderte einer den anderen zum Duell heraus.“ Er machte eine Pause, um die Spannung

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