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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Neigung, sich bei feuchtem Wetter zu kräuseln. Es ließ sich nicht vergleichen mit den schimmernden seidig-goldenen Locken ihrer Schwestern. Ihr Teint war hell und ihre Haut zart wie bei ihnen, aber da fanden sich fünf oder sechs winzige Sommersprossen, die die Makellosigkeit störten, denn sie achtete oft nicht darauf, einen Hut zu tragen, wenn sie sich in der Sonne aufhielt. Und ihre Augen waren von einem langweiligen Grau, wo alle anderen Mitglieder der Familie verschiedene Schattierungen von strahlendem Blau aufzuweisen hatten.
    Sie spürte Großonkel Oswalds Blick auf ihrer Merridew-Nase verweilen und sah, wie sich sein Mund zu einer noch schmaleren Linie zusammenpresste. Er hat dieselbe Nase, dachte sie trotzig, und ihre war dazu um einiges kleiner als seine. Allerdings musste sie einräumen, dass sie einem Mann vermutlich besser stand.
    In Dereham Court gab es nur wenige Spiegel, denn Eitelkeit war eine schlimme Sünde. Da sie praktisch nie Besucher hatten und ihnen verboten war, auszugehen, und weil Phillip schon ein paar Jahre fort war, hatte Prudence nicht viel über ihr Aussehen nachgedacht.
    Doch nun traf es sie wie ein Schock, in den Augen ihres lieben Großonkels zu lesen, dass sie die Hässliche in einer Schar von Schönheiten war. Aber es gab Wichtigeres, um das man sich sorgen musste, rief sich Prudence sogleich zur Ordnung.
    „Wenn du ehrlich glaubst, eine meiner Schwestern könnte bis zum Ende der Saison glücklich verheiratet sein - oh, das wäre einfach wundervoll, Großonkel Oswald! Es ist... “, Prudence schaute ihre Schwestern erleichtert an, „... genau das, worauf wir gehofft hatten!“
    Sie war so entzückt, dass ihr Plan aufgehen könnte, dass sie sich vergaß, aufsprang und ihn umarmte. „Oh, danke, danke, liebster Onkel Oswald! Du bist so gut und so großzügig!“ Ihre Stimme klang ein wenig belegt. „Ich kann gar nicht sagen, wie froh du uns machst! “ Sie küsste ihn auf die Wange.
    Er wurde ganz rot, lächelte strahlend und erklärte verlegen, sie solle keinen Unsinn reden; sie müssten wissen, dass sie einem einsamen alten Mann eine große Freude machten! Wozu seien Onkel sonst schließlich gut?
    Ihre Schwestern, die sich von ihrer Überraschung darüber erholt hatten, dass er Prudence erlaubt hatte, ihn zu umarmen und zu küssen, statt sie barsch abzuweisen, drängten nun ebenfalls vor, um den alten Herrn zu umarmen und schüchtern Küsse auf seine Wange und seinen kahl werdenden Kopf zu drücken.
    Aber als die Mädchen wieder Platz genommen hatten und sich zögernd dem Kräutertee und den Kornkeksen widmeten, die ihr Onkel zu ihrer Erfrischung geordert hatte, musterte er Prudence eine Weile stirnrunzelnd.
    Prudence hatte in ihrer jugendlichen Unbekümmertheit nicht bedacht, dass sie das Haar in der Suppe sein könnte.
    Die Modistin war es, die es schließlich in unmissverständliche Worte fasste. Während sie ihre Schwestern für neue Kleider vermaß, rief die elegante Französin aus: „So hübsche Figuren haben die Mesdemoiselles, so anmutig und elegant wie junge Gazellen, vraiment!“ Und dann fiel ihr Blick auf Prudence, worauf sie ihre Lippen spitzte. Sie legte die Stirn in Falten und erklärte dann mit französischer Offenheit: „Bei Ihnen, Mademoiselle, wird es ein wenig mehr difficile sein. Sie sind keine Gazelle, sondern mehr wie ein kleines Pony. Aber ich verzweifele nicht, oh nein! Ich, ich kann jede elegant machen.“
    Prudence war geneigt, gekränkt zu sein. Sie aß nicht mehr als ihre Schwestern - im Grunde genommen sogar einiges weniger als die Zwillinge -, sodass es wirklich nicht gerecht war, dass sie alle rank und schlank waren, während sie ... ein stämmiges kleines Pony war.
    Eitelkeit ist Sünde, mahnte sich Prudence am Ende des Tages, als sie in ihr Bett stieg und eine gewisse Niedergeschlagenheit verspürte. Es war oberflächlich, zu meinen, ihr Aussehen sei wichtig. Wichtig war, dass eine ihrer Schwestern rasch einen Mann fand, dann wären sie alle, und vor allem Grace, sicher vor Großvater. Aber ihr Aussehen war wichtiger, als sie glaubte.
    Am vierten Morgen beim Frühstück eröffnete Großonkel Oswald ihnen seinen unheilvollen Entschluss. Er brachte Großvaters vermeintlichen Brief mit an den Frühstückstisch und las einen Absatz laut vor:
    „Für Prudence, die Älteste, habe ich andere Pläne, daher besteht keine Notwendigkeit, sie in die Gesellschaft einzuführen. Sie kann als Anstandsdame ihre Schwestern begleiten und sich um alles

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