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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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einer auf der Kommode, in dem die Kerzen brannten, und einer auf dem Nachttisch, in dem sie es nicht taten.
    Aufkommende Windböen peitschten die Bäume draußen und rüttelten an den Scheiben der schmalen Fenster, aber die Kerzenflammen flackerten nicht. Sie waren sicher vor der Welt draußen.
    Prudence ließ Gideons Hand los, eilte zum Bett und schlug die Bettdecke zurück. Sie nahm den Kerzenleuchter und entzündete die Kerzen vorsichtig an denen auf der Kommode. Dann drehte sie sich um und schaute Gideon an, ihre Augen riesig in ihrem blassen Gesicht. Sie lächelte kurz, leckte sich verunsichert die Lippen, versuchte es noch einmal und brachte ein kleines, tapferes Lächeln zustande.
    Sie war nervös. Natürlich war sie das. Trotz Otterbury, trotz ihrer Schwangerschaft war sie unschuldig. Er überlegte, was er sagen konnte, um sie zu beruhigen, aber ihm fiel kein einziges Wort ein.
    „Ich habe keine Angst“, sagte sie, obwohl sie leicht zitterte. „Mir ist nur ein bisschen kalt.“ Ihre Hände zerknitterten unruhig den Morgenrock der Wirtin.
    „Ich weiß.“ Er nahm ihre Hand, löste den Stoff aus ihrem Griff und zog sie näher. Der Geruch nach Kampfer hüllte ihn ein. Seine Finger zitterten ebenfalls, bemerkte er. Er hob erst eine, dann die andere kalte kleine Hand an seine Lippen und küsste sie ehrfürchtig. „Kalte Hände, warmes Herz“, sagte er und wusste im selben Moment, wie albern das war. Aber alle Erfahrung und Gewandtheit hatten ihn verlassen.
    „Ich möchte das hier, wirklich.“ Ihre Lippen bebten, sie trat näher und schlang ihm die Arme um den Hals.
    „Ich weiß.“ Plötzlich küssten sie sich, und alles Zögern löste sich in Luft auf. Sein Mund war sanft und zärtlich, neckend und beschwichtigend. Sie schmeckte nach Wärme, Süße und Prudence, und er konnte einfach nicht genug von ihr bekommen. Er hatte alle Zeit der Welt, obwohl sein Körper sich verzehrte vor Verlangen nach ihr, aber diese Nacht war für Prudence. Ihre Befriedigung und ihre Lust waren das Einzige, was heute zählte.
    Er griff nach der Schleife ihres Morgenrockes und zog sie auf, schob die Ärmel nach unten und warf ihn über den Stuhl. Und ein kleines Rätsel war gelöst.
    Unter dem weiten, geblümten Morgenrock der Wirtin trug Prudence das ebenso voluminöse beste Leinennachthemd der Wirtin. Gideon erkannte, dass es ihr bestes Nachthemd war, nicht nur an den Seiden- und Spitzenbändern, mit denen es verschwenderisch besetzt war, sondern auch an dem Kampferduft, der dem Stoff anhaftete. Dies war ein Nachthemd, das jahrelang sorgfältig verwahrt worden war, für eine besondere Gelegenheit aufgehoben und jetzt hervorgeholt; es war leicht vergilbt, aber immer noch perfekt, gestärkt und ungetragen.
    Ein Nachthemd für eine Braut.
    Man konnte die Nase rümpfen über den Geruch, aber Gideon musste der Wirtin lassen, ein feines Gespür für den Anlass bewiesen zu haben. Dies war die wichtigste Nacht seines Lebens. Seine Hochzeitsnacht, sozusagen. Gideon musste schlucken.
    Er knöpfte den ersten Knopf auf. Die Perlmuttknöpfe waren klein und die Löcher eng. Seine Finger waren ungeschickt und zitterten, als hätte er nie zuvor die Kleider einer Frau aufgeknöpft. Aber dies hier war auch Prudence.
    Er öffnete einen weiteren Knopf, und ihm schnürte sich die Kehle zu, als er es sah. Eine große, heftig gerötete Stelle verunzierte ihre makellose Haut.
    Er fluchte tonlos, beugte sich vor und blies sachte darauf. „Mein armer Liebling. Tut es sehr weh?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Mach dir keine Sorgen deswegen.“ Erneut griff sie nach ihm, aber er nahm ihre Hände in seine.
    „Einen Moment noch.“ Etwas anderes war ihm aufgefallen. Er hob eine ihrer Locken an und entdeckte einen weiteren roten Fleck unter ihrem Ohr.
    Gideon starrte entsetzt auf die Male. Plötzlich war er von sich selbst angewidert. Er hätte keine Sekunde daran denken dürfen, sie in sein Bett zu nehmen. Das war selbstsüchtig und gedankenlos von ihm gewesen. Seine kleine Liebste war gedemütigt, entführt, über Land in einer Kutsche durchgeschüttelt und von einem Wahnsinnigen misshandelt worden.
    Sie musste völlig erschöpft sein und Schmerzen haben, dennoch galten alle ihre Gedanken ihm allein. Er verdiente eine Frau wie sie nicht.
    Aber er würde es lernen, ihrer würdig zu sein.
    Sie würden sich heute Nacht nicht lieben, nicht wie er es sich so gedankenlos vorgestellt hatte. Dafür war sie zu wund, zu müde. Heute Nacht möchte ich in deinen

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