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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Als würden wir aufhören, sie zu suchen, bevor wir sie gefunden hätten. Was, Carradice? Wir lieben die Kleine hier schließlich.“ Seine Stimme brach, und er zog ein großes gelbes Taschentuch hervor und schnäuzte sich laut.
    Gideon hielt Prudence fest an sich gedrückt. Sie konnte kein Wort sagen. Ihr Herz war zu voll. Nie in ihrem Leben hatte sie jemand gegen Großvater in Schutz genommen, und jetzt waren da gleich zwei Männer, die sie verteidigten und beschützten. Und die sagten, sie liebten sie. Es war mehr, als sie sich je erträumt hatte. Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. In letzter Zeit war sie wirklich nah am Wasser gebaut.
    Großonkel Oswald stopfte das Taschentuch zurück in seine Tasche. „Es ist mir unangenehm, das berichten zu müssen, aber ich habe ihn fesseln lassen. Baron hin oder her, aber er hat wüste Drohungen ausgestoßen und sich allgemein so unmöglich aufgeführt, dass uns nichts anderes übrig blieb. Daher ist er nun wie ein Päckchen verschnürt. Ich werde gleich mit ihm aufbrechen und ihn in seiner Kutsche zurück nach Dereham Court schaffen. Das gibt ihm etwas Zeit, sich zu beruhigen, und dann werde ich herausfinden, was zum Teufel er eigentlich zu tun glaubte. Bin mir nicht sicher, was die Zukunft für ihn bereithält - es klang fast so, als bellte er, sehr seltsam -, aber was auch immer geschieht, er wird dir nie wieder etwas antun, Prue, meine Liebe, das verspreche ich dir.“ Er küsste Prudence auf beide Wangen und umarmte sie, dann stapfte er zur Tür. „Ich mache mich auf den Weg.“ „Aber es ist doch mitten in der Nacht!“, rief Prudence.
    „Die beste Zeit, um zu reisen. Will ja nicht, dass alle Welt sieht, wie ich meinen Bruder, verschnürt wie eine Weihnachtsgans, durch die Gegend kutschiere. Es ist besser, niemand sieht - oder hört - ihn bei Tageslicht.“ Er tätschelte ihr die Schulter. „Außerdem schläfst du sicher besser, wenn du weißt, dass ich ihn sicher in Dereham Court einsperren lasse. Du hattest ein schreckliches Erlebnis, meine Liebe, aber jetzt ist es vorbei.“
    Prudence musste zugeben, dass er recht hatte. Sie würde besser schlafen, wenn sie wusste, dass Großvater weit weg war. Aber Großonkel Oswald war auch nicht mehr der Jüngste. In seinem Alter sollte er nicht mitten in der Nacht unterwegs sein.
    Sie versuchte, es taktvoll auszudrücken. „Aber was ist mit dir? Du musst doch auch müde sein. Willst du nicht schlafen?“ Großonkel Oswald schaute sie verwundert an. „Natürlich will ich schlafen!“
    „Ja, und?“
    „Der Kutscher ist doch derjenige, der wach bleiben muss, nicht ich. Ich werde wie ein Säugling in der Kutsche schlafen, mach dir keine Sorgen. Kann überall schlafen. Kommt vom vielen Reisen, als ich noch jünger war.“ Er tätschelte ihr wieder die Schulter, dann wandte er sich an Gideon und schaute ihm in die Augen. „Carradice, ich lasse Prudence in Ihren Händen. Kümmern Sie sich gut um sie, mein Junge. Sie ist ein hübsches, liebes und gutes Mädchen - eines der besten.“
    Gideon erwiderte den Blick offen. „Ich weiß, Sir. Ich werde für sie sorgen, mein Leben darauf.“
    Langsam bekam er heraus, wie das Schwören ging, merkte er. Es war nicht halb so schwierig, wie er immer gedacht hatte. Nicht, wenn es um Prudence ging.
    „Ich hätte gerne ein heißes Bad, ehe ich zu Bett gehe“, erklärte Prudence, während Sir Oswalds Kutsche in der Nacht verschwand.
    Gideon starrte sie an. „Soll das heißen, dass du die Nacht hier in dem Gasthof verbringen möchtest?“
    „Ja.“
    „Aber willst du nicht nach Bath zurück? Du hast keine Begleitung, jetzt, wo Sir Oswald mit deinem Großvater weggefahren ist.“
    „Nein“, stimmte sie ihm zu. „Aber ich bin heute genug gereist, daher werde ich hier bleiben. Du kannst schon einmal Schlafzimmer besorgen, während ich mir ein Bad bestelle.“ Damit verschwand sie im Gasthof, um die Wirtin zu suchen.
    Achselzuckend machte sich Gideon seinerseits auf die Suche nach dem Wirt. Glücklicherweise gab es zwei Schlafzimmer, die sich zu beiden Seiten des Salons befanden, in dem sie eben gesessen hatten. Er ließ in beiden Zimmern Feuer machen und bestellte etwas Cognac für sich, dann setzte er sich hin und ging im Geiste noch einmal die Ereignisse des heutigen Abends durch.
    Einige Zeit später erschien Prudence in der Tür. Sie trug einen scheußlich geblümten Morgenrock, der ihr viel zu groß war. Ihre Haut glühte von ihrem Bad, und ihr Haar hing in feuchten,

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