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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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deine Sachen und komm zurück in die Staaten! Sofort!«
    »Bist du verrückt?« Lil Abbot war von Herp mancherlei gewöhnt – das übertraf aber alles bisher Dagewesene. »Mitten in der Nacht? Außerdem habe ich einen Einjahresvertrag. Warum so eilig?«
    »Frag nicht – komm!« Herps Stimme war aufgeregt, das machte Lil nachdenklich. Bei jeder seiner verrückten Einfälle oder Launen war Herp immer Herr der Lage gewesen. Jetzt schien ihn etwas aus dem Gleichgewicht geboxt zu haben. »Nimm die erste Maschine nach New York, Darling! Pfeif auf den Vertrag. Er ist sowieso in Kürze ein Fetzen Papier … ja, nicht einmal das mehr. Nicht mal Asche! Darling, frag nicht zuviel, jetzt nicht … komm sofort!«
    »Hast du Whisky getankt?« fragte Lil knapp. »Schlaf dich aus!«
    »Dazu haben wir in Kürze Gelegenheit genug!« Masters' Stimme überschlug sich. »Wir leben nur noch ein paar Wochen … Tage nur noch, Lil … die Welt geht unter! Ich weiß es, ich habe das genaue Datum … Lil, hörst du mich …?«
    Lil Abbot hatte aufgelegt und sich im Bett auf die andere Seite gedreht. Sie war wütend. Um 2 Uhr nachts anzurufen mit solch einem besoffenen Kopf! Sie brauchte lange Zeit, um wieder einzuschlafen … aber im Traum verfolgte Herp sie jetzt, und sie lief vor ihm weg, denn Herp hielt in der Hand die Weltkugel, und diese Kugel brannte lichterloh.
    Ein dämlicher Traum, sagte sich Lil am Morgen, als sie sich noch dunkel daran erinnern konnte.
    In Bonn und Paris, London und Rom, Moskau und Washington, Brüssel und Den Haag, Stockholm und Oslo saßen am nächsten Tag hinter verschlossenen Türen die Minister zusammen und berieten. Auf Wunsch von Garrison hatte man die Staaten, die man einweihen wollte, zunächst möglichst klein gehalten. Aber es war vorauszusehen, daß auch die anderen Astronomen das Abschwenken des Kometen Kohatek erkennen würden und dann weltweit – und unter größter Geheimhaltung – der Alarm gegeben wurde: Was ist zu tun? Soll man die Menschheit informieren?
    Was geschehen würde, wenn man erklärte, daß die Erde am 5. Januar vernichtet werden würde, war abzusehen. Da hülfen keine Notstandsgesetze mehr, denn jede Bestrafung hörte ja am 5. Januar auf – da wäre keine Ordnung mehr zu halten, denn warum Ordnung, wenn in ein paar Tagen doch alles zugrunde ging? Im Augenblick der Erkenntnis, daß die Welt zerplatzt, gehörte die Welt allen Menschen. Es gäbe kein Eigentum mehr, keine Tageseinteilung, keine Arbeit, keinen Lohn, keine Produktion, keinen Handel, kein Vermögen, keine Armut … alles, was einmal ›Leben‹ war, dieses schillernde, aus Tausenden Facetten zusammengesetzte, so wichtig genommene, mit Liebe, Hingabe, Blut und Tränen verteidigte Etwas – alles wäre dann völlig sinnlos geworden.
    Ein riesiger Stern würde vom Himmel fallen und alles zersprengen. Es gäbe keine Überlebenden mehr … aus dem Planeten Erde würde ein Haufen glühender Krümel werden, die im Weltraum herumschwirrten.
    Darf man so was den Menschen sagen? Aber andererseits, darf man ihnen verschweigen, daß die Welt untergeht?
    Das war die einzige Frage, die in allen Ministerberatungen zur Debatte stand. Es war eine rein rhetorische Frage, denn jeder, der um die runden oder ovalen Tische hinter den verschlossenen Türen saß, sträubte sich gegen die Vorstellung, in ein paar Tagen im Mittelpunkt eines grandiosen Himmelsschauspiels vernichtet zu werden.
    Die Sternwarten und Forschungszentren rechneten und maßen, beobachteten und fütterten die Computer. Wie zu erwarten, waren die Ergebnisse verschieden. Während Mortonson und Sotow bei der veränderten Flugbahn des Kometen Kohatek blieben, bestritten andere Observatorien diese bedrohliche Lage. Jean Cobernet in Paris, ein Experte für Kometen, nannte Mortonson in einem Rundgespräch einen gefährlichen Idioten. Peter Pohle in St. Agatha kleidete es in höflichere Worte. »Die Kursabweichung besteht, aber sie ist so gering, daß der Komet bei ungünstigster Flugbahn immer noch 100-150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt bleibt. Allerdings könnten dann – bei 175 Millionen Kilometer Differenz als jetzige Rechnungen – die Auswirkungen in magnetischer und elektronischer Sicht große Probleme für die Erde mit sich bringen.«
    »Das ist deutlich genug«, sagte einer der Minister in Bonn. »Auch wenn der Kohatek vorbeizieht – so wie es jetzt aussieht, sind Katastrophen größten Ausmaßes zu erwarten.«
    Nicht nur in Bonn, sondern überall auf der

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