Ein Komet fält vom Himmel
Welt beschloß man, an die umfassendsten Notmaßnahmen zu denken, die jemals erlassen worden waren.
Drei Tage lang – das Leben auf der Welt floß indessen so normal weiter wie bisher – besprachen sich die Regierungen in einer geheimen Sondersitzung der UNO miteinander. Prof. Mortonson erklärte seine Beobachtungen, Sotow aus Sibirien schickte seine Berechnungen, ein Berg anderer Papiere aus Hunderten Sternwarten ergänzte sie … es blieb eine Tatsache: Der Komet hatte seine Richtung geändert.
Die Erde war in Gefahr!
Was tun?
Beten?
Ein Chaos verhindern, wo doch in ein paar Tagen alles in einem Chaos enden würde?
Oder schweigen? Den fallenden Stern auf sich zukommen lassen und abwarten?
»Mortonson –«, sagte Garrison an diesem Tag, nachdem man in der UNO-Geheimsitzung zu dem Schluß gekommen war, alles, was an Notmaßnahmen möglich war, einzusetzen, »wenn Ihre Berechnungen nicht stimmen, wenn alle Berechnungen – – –«
Garrison unterbrach sich selbst. Er sah ein, daß alles nur auf eine fromme Lüge hinauslief. Soviel Irrtum in allen Computern gab es nicht.
»Kann der Komet noch an uns vorbeifliegen?« fragte er endlich leise. »Henry, könnte er das? Besteht eine winzige Chance?«
»Theoretisch ja.« Mortonson blickte an Garrison vorbei auf die amerikanische Fahne in der Ecke. »Aber …«
»Ich weiß. Die Flugbahn. Und wenn Kohatek sie wieder ändert, wie jetzt?«
»Sagen wir es klar, Herr Präsident«, sagte Mortonson leise, »uns bleibt nur noch der Glaube …«
Herp Masters raufte sich die Haare. Er hatte seinen großen Auftritt, aber der Chefredakteur reagierte nicht darauf. Er hatte Whisky kommen lassen, den Herp sowieso wie Wasser trank, und hatte versucht, zu erklären, warum man die ›größte Story der Welt: Die Welt geht unter!‹ nicht bringen könne. Masters begriff es nicht.
»Sie wollen die Sache also totschweigen?« schrie er.
»Genau. Wollen Sie das vollkommene Chaos?«
»Wollen Sie die Menschheit belügen? Wollen Sie ihr nicht sagen, daß es zu Ende ist?«
»Später.«
»Am 6. Januar gibt es keine Redaktion mehr!«
»Aber am 4. Januar.« Der Chefredakteur behielt die Ruhe. »Wenn dann dieser Kohatek den halben Himmel mit seinem feurigen Schweif eingenommen hat, glaube ich auch daran, daß am nächsten Tag Schluß ist. Vorher nicht. Herpi, du Rindvieh … stell dir vor, wir bringen diesen Bericht! Ab 7 Uhr morgens gibt es auf der Welt die völlige Anarchie. Einschlagpunkt Mitteleuropa! Das bedeutet, daß eine Millionenflucht zur anderen Erdhälfte einsetzt. Auf den Straßen, in den Flughäfen, an den Schiffen werden sich die Menschen morden, nur um einen Meter weiterzukommen! Europa wird ein einziges Schreien sein! Herpi, willst du das?«
»Es ist meine Story«, sagte Masters schwer atmend. »Ich habe gelernt, daß ein Journalist die Wahrheit sagen muß, so unbequem sie auch ist.«
»Aber das ist keine Wahrheit mehr, Herpi«, schrie der Chefredakteur, »das ist das Ende aller Ordnung!«
»Ist das meine Schuld? Bin ich Kohatek?«
»Ja! Wenn dieser Bericht erscheint, bist du genauso vernichtend wie der Komet!« Der Chefredakteur sah Herp Masters lange an. »Ich habe sofort mit Washington telefoniert und gesagt, daß wir informiert sind. Die sind vom Stuhl gefallen. Und ich habe ihnen versprechen müssen, im Interesse der ganzen Menschheit den Mund zu halten.«
»Sie haben das versprochen, nicht ich! Ich lasse mir die Story nicht in den Panzerschrank legen!« Masters hieb mit den Fäusten auf den Tisch. »Wenn nicht Sie, dann gibt es noch andere Zeitungen!«
»Es gibt für dich keine andere Zeitung mehr, Herpi«, sagte der Chefredakteur ruhig. »Draußen vor der Tür stehen zwei Freunde vom FBI. Du wirst in Sicherungshaft genommen …«
Herp Masters blickte sich um. An der Tür zum Sekretariat lehnte Jimmy Black, hinter der Tür zum Flur standen die Kerle vom FBI … der einzige verbleibende Fluchtweg war das Fenster. Es führte zu einem Innenhof. Direkt unter dem Fenster, nur mit einem Meter Tiefe Unterschied, wölbte sich das Glasdach der Setzerei.
»Herpi«, sagte der Chefredakteur gerade. »Mach keinen Quatsch! Am 4. Januar abends kommst du aus der FBI-Haft wieder raus, um am 5. als freier Mann den Weltuntergang mitzuerleben. Sieh doch ein, daß das notwendig ist … wir sind doch alle dran, wenn es so weit kommt.«
»Ohne mich!« sagte Herp laut. Aus dem Stand sprang er vor, warf sich in das Fenster mit vor dem Gesicht gekreuzten Armen, fiel auf das
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