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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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nach!
    Sie spürte einen intensiven Adrenalinschub, der es ihr fast unmöglich machte, einen klaren Gedanken zu fassen. Was muss eine Frau tun, um die sofortige Aufmerksamkeit eines Mannes zu erlangen?
    Ihre Hirnzellen arbeiteten summend die verschiedenen Möglichkeiten ab, wie hundert Suchmaschinen, die gleichzeitig aktiviert wurden. Und alle spuckten das gleiche Ergebnis aus.
    Verstohlen atmete sie tief durch, rückte etwas näher an ihr Opfer heran und lächelte. Und hoffte, dass es nicht so falsch aussah, wie es sich anfühlte. »Wohnen Sie in der Nähe?«
    »Ja. Zumindest für eine Weile.«
    Sie warf einen Blick auf seine Hand. »Sie tragen keinen Ehering.«
    »Weil ich nicht verheiratet bin.«
    Während er mit der Gabel auf sein Hühnchensteak zusteuerte, strich Renee mit der Fingerspitze über seinen Arm und hinterließ darauf einen Streifen aus Gänsehaut. Seine Hand mit der Gabel erstarrte mitten in der Bewegung.
    Sie schluckte. »Gut. Wollen wir miteinander ins Bett gehen?«

2
    John war froh, dass er sich keinen weiteren Bissen Hühnchensteak in den Mund geschoben hatte. Weil er daran erstickt wäre. Elendiglich. »Wie bitte?«
    Sic beugte sich näher an ihn heran und senkte die Stimme. »Du und ich. Sex. Bei dir. Jetzt gleich. Ja oder nein?«
    John blinzelte überrascht. Sie war blond, sie war hübsch, und sie warf sich ihm in die Arme. Was störte ihn daran?
    Natürlich gefiel ihm die Vorstellung, dass sie sich durch sein gutes Aussehen und seine liebenswürdige Art zu ihm hingezogen fühlte, aber er durfte nicht die Augen vor den Tatsachen verschließen. Er hatte einen Zweitagebart, er schaufelte ein Essen in sich hinein, das das Gegenteil von haute cuisine darstellte, und er hätte noch einmal an sich herabblicken müssen, um sich zu vergewissern, dass sein Hemd richtig zugeknöpft und der Reißverschluss seiner Hose zugezogen war. Und er war davon überzeugt, dass er sie mit seinem routinemäßigen Polizistenblick gemustert hatte, als sie sich auf den Hocker neben ihn gesetzt hatte. Mit seinem Ich-lass-mich-nicht-für-dumm-verkaufen-Blick, der ihm nach Jahren des Umgangs mit dem Abschaum von Tolosa in Fleisch und Blut übergegangen war und den er nie richtig ablegen konnte. Damit hatte er schon mehr als eine Frau abgeschreckt, aber diese ließ sich dadurch anscheinend nicht beirren.
    Er unterzog ihre Kleidung einer schnellen Musterung. Jeans, Sweatshirt, Reeboks. Wirklich nicht zu vergleichen mit dem Minirock im Leopardenfell-Look, dem bauchfreien Top und den fünfzehn Zentimeter hohen Plateauschuhen, die unter den Damen des horizontalen Gewerbes so sehr in Mode waren. Und sie trug praktisch kein Make-up, so dass ihre Haut einen gesunden Schimmer hatte. Statt aufreizend und heißblütig aufzutreten, schien sie auf lieb, natürlich und unschuldig zu machen. Er musste zugeben, dass sie mit dieser Marketingstrategie seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
    »Tut mir Leid, Schätzchen«, sagte er und würzte sein Steak mit etwas Pfeffer nach. »Es gehört nicht zu meinen Gewohnheiten, für derartige Vergnügen zu bezahlen.«
    Ihre Augenbrauen schössen nach oben. War es Fassungslosigkeit, dass er sofort durchschaut hatte, welcher Profession sie nachging, oder war sie beleidigt, dass er so etwas von ihr dachte? Doch genauso schnell wechselte ihr Gesichtsausdruck zu einem herausfordernden Lächeln.
    »Ich gebe zu, dass ich vieles in die Hände nehmen möchte, aber deine Brieftasche gehört nicht dazu.«
    Jetzt wurde es richtig gefährlich. John spürte es bis in die Knochen. »Wie wäre es dann mit einem gegrillten Hühnchensteak von Marva? Ich habe nie etwas Besseres gegessen.«
    Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Was würdest du einer Frau empfehlen, die wirklich hungrig ist?«
    John blickte sich zu Harley um, der sich mit den Ellbogen auf dem Tresen abstützte und die Szene wie eine Großmutter betrachtete, die die dramatischen Ereignisse einer Familienserie verfolgte. Da er die Frau nicht mit Namen begrüßt hatte, wie er es bei jedem machte, der sein Restaurant betrat, ging John davon aus, dass sie nicht von hier war. Wenn er im Dienst gewesen wäre, hätte er gesagt, dass sie nicht ins Profil der Nachbarschaft passte, und das war stets ein Grund für erhöhte Wachsamkeit.
    Trotzdem. Es war schon viel zu lange her, seit er das letzte Mal mit einer Frau zusammen gewesen war, und bei dieser standen alle seine Antennen auf Empfang. Große blaue Augen, die Wangen rosa von der frischen Oktoberluft und eine

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