Ein Kuss und Schluss
üppige Pracht blonden Haars, das sie der Gnade Gottes und nicht der von Vidal Sassoon zu verdanken hatte. Der Saum ihres blauen Sweatshirts fiel über die Jeans, die die Kurven ihrer Hüften so verlockend zur Geltung brachten, dass es ihm schwer fiel, den Blick abzuwenden.
»Ja«, antwortete er endlich, ohne sich vom Thema Hühnchensteak abbringen zu lassen. »Genau das würde ich empfehlen. Und du solltest auf jeden Fall eine extragroße Portion Soße bestellen.«
Er hob die Gabel wieder auf. Sie drückte seinen Arm auf den Tresen zurück. »Du hast ja keine Ahnung, was du dir entgehen lässt. Ich werde dafür sorgen, dass du tagelang nicht mehr ans Essen denken kannst.«
John befreite seinen Arm aus ihrem Griff. »Tut mir wirklich Leid, Schätzchen. Siehst du, ich bin gerade dabei, dieses Steak zu essen, und ich weiß, dass Marva zutiefst beleidigt wäre, wenn ich auch nur ein Krümelchen davon übrig lassen würde.«
»Marva wird es überleben«, sagte Harley.
John warf ihm einen Blick zu, mit dem er ihm unmissverständlich mitteilte, dass er seine Hilfe nicht nötig hatte. Harley hob abwehrend die Hände und ging zur Kasse am anderen Ende des Tresens. Er schnappte sich eine Rolle Pfefferminzbonbons und klopfte damit auf den Tresen. Seine Miene gab John zu verstehen, dass er vielleicht aufhören sollte, sich wie ein Idiot zu benehmen, wenn sich ihm die einmalige Chance bot, den Abend in netter Gesellschaft zu verbringen.
Die Frau rückte noch etwas näher heran. Ihre Augen konzentrierten sich nur auf ihn - Augen in einem unendlich tiefen Blau, das ihn hypnotisierte. Dann setzte sein Polizistenverstand wieder ein. Eine schöne Frau ging nicht einfach zu einem Mann und bot ihm Sex an, ohne irgendwelche Hintergedanken zu haben. Diese Frau hatte zweifellos genügend Gepäck dabei, um eine 747 zu füllen.
»Hör zu«, murmelte sie. »Warum fahren wir nicht einfach zu deiner Wohnung und reden dort über alles?« Sie sah kurz aus dem Fenster. »Zum Beispiel ... jetzt gleich.«
John wollte nicht zu misstrauisch sein. Nicht, wenn ein Fleisch gewordener Männertraum neben ihm auf dem Barhocker saß und ihm einen Ausflug in den Himmel versprach. Er hatte zwar nie allzu große Schwierigkeiten gehabt, Kontakt zu Frauen zu finden, wenn ihm der Sinn danach stand, aber selbst an seinen besten Tagen waren sie ihm nicht in den Schoß gefallen. Normalerweise musste er mehrere Anläufe unternehmen, bis er einen Erfolg verbuchen konnte, aber bei dieser Frau musste er sich überhaupt nicht anstrengen. Hier stimmte etwas nicht, und wenn er klug war, blieb er auf Distanz und verzichtete darauf herauszufinden, was es war.
»Es ist so, Schätzchen. Ich bin im Urlaub, und bisher war es ein sehr entspannender Urlaub. Und ich möchte, dass es so bleibt.«
Harley verdrehte die Augen. Er holte ein Sechserpack aus dem Kühlschrank, stellte es neben die Bonbonrolle und bedachte John mit einem tadelnden Blick. Pfefferminz und Bier - Harleys Vorstellung von einer heißen Nacht.
Sie rückte noch näher. »Daran will ich gar nichts ändern. Du sollst dich sogar entspannen. Ich werde die gesamte Arbeit übernehmen. Wie klingt das?«
Es klang wie der Himmel auf Erden, aber er hätte niemals elf Jahre lang als Polizist überlebt, wenn er Hintergedanken nicht eine Meile gegen den Wind wittern würde. »Nun, das ist ein sehr nettes Angebot, aber ich verbringe diesen Urlaub allein.«
Hinter der Schulter der Frau sah er, wie Harley kurz davor stand, aus Verzweiflung zu explodieren. Sein Blick besagte, dass er John für einen Volltrottel hielt. Dann griff er in ein Regal, nahm eine beige Packung heraus und stellte sie neben den Pfefferminzbonbons und dem Bier auf den Tresen.
Kondome.
»Alles, was man allein tun kann«, sagte die Frau, »kann man zu zweit viel besser machen. Und man kann es ... die ganze ... Nacht ... machen.«
Vor Johns innerem Auge blitzte das Bild verschwitzter, im Mondschein glänzender, ineinander verschlungener Körper auf. Dann folgte das Bild des morgendlichen Sonnenlichts, wie es durch ein Fenster auf die Kondomschachtel fiel. Auf die leere Kondomschachtel. Sehr verlockende Visionen. Fast so verlockend wie die warme Hand auf seinem Oberschenkel, die aufreizend kleine Kreise zeichnete und langsam nach oben wanderte.
John griff nach ihrer Hand, drückte sie gegen seinen Schenkel und starrte sie mit kühlem Blick an. »Was willst du wirklich?«
Für einen Moment weiteten sich ihre Augen. Dann hob sie eine Braue. »Ich
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