Ein Kuss unter dem Mistelzweig
er nicht. »Na, wenn das so ist«, erwiderte er, »würden Sie mich dann bitte kurz entschuldigen?« Laurie deutete ihm an, sich auf den Weg zu machen, woraufhin er aufstand und seine Hose glättete. Er schaute kurz zurück und lächelte Laurie zu, danach machte er sich auf den Weg zu Lily, die sich gerade mit einem Freund unterhielt.
Lauries Blick schweifte durch das Zimmer: Rund um den Tisch hatten sich zwar ein paar bekannte Gesichter versammelt, doch es sah nicht so aus, als seien Siobhan und Ed schon da. Laurie warf einen Blick auf die Wanduhr. Es war erst vier Uhr, ihr blieben noch einige Stunden.
Ihr Handy piepte, als eine SMS einging. Dankbar, etwas zu tun zu haben, klickte sie auf »Öffnen«, um die Nachricht zu lesen.
Rachel.
Eins noch: Du weißt, dass Jay dich immer noch liebt, oder? Und dass er Single ist? LG !
Lauries Puls schnellte in die Höhe. Sie schaute auf und erblickte Jay, der in der Küche stand. Offenbar war er gerade von draußen hereingekommen, wo er sich jedoch nicht mit diesem Mädchen unterhalten hatte (oder mit irgendeiner anderen Frau), sondern mit Sean aus dem Souterrain. Jay bemerkte, dass Laurie ihn ansah, entschuldigte sich bei Sean und kam zu Laurie herüber. Ihr schlug das Herz bis zum Hals.
»Du bist ja doch gekommen«, begrüßte er sie und lächelte strahlend. Hastig packte sie das Handy weg, als er sich neben sie setzte.
»Das lasse ich mir doch nicht entgehen!«, brummte Laurie.
»Das freut mich«, erwiderte er lächelnd. »Frohe Weihnachten!« Jay hob seine Flasche Red Stripe, um mit ihr anzustoßen.
In Lauries Kopf herrschte mit einem Schlag eine völlige Leere – jetzt, wo Jay so nah neben ihr saß, wollte ihr nicht ein einziges Wort einfallen, das sie hätte sagen können.
»Ich fand es schön, deine Freundin Rachel kennenzulernen«, stellte er fest und setzte sein jamaikanisches Bier auf dem Wohnzimmertisch ab.
»Habt ihr zwei euch gut verstanden?«
»Oh ja«, nickte er. »Wir sind jetzt so dick miteinander«, lachte er und überkreuzte zwei Finger. »Sie ist sogar zu einem unserer Konzerte gekommen.«
»Siobhan hat mir davon erzählt«, antwortete Laurie und empfand einen Hauch Eifersucht.
»Rachel hat mich dazu gebracht, ein paar Dinge zu überdenken.« Er hielt inne. »Mensch, ich bin nicht besonders gut in diesen Dingen«, stotterte er und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Aber ich habe das Gefühl …«
Laurie klopfte das Herz bis zum Hals, als sie darauf wartete, dass er endlich fortfuhr.
»Gegen Ende des letzten Sommers schien es, als sei da was zwischen uns. Etwas Besonderes«, erklärte Jay. »Und da ist immer noch was. Zumindest von meiner Seite.«
Seine Worte standen zwischen ihnen. »Ich finde, wir sollten es noch einmal versuchen. Noch einmal richtig versuchen. Du bist einzigartig, Laurie, das warst du für mich schon immer. Es sei denn, der Typ gestern Abend war dein Freund … in dem Fall …«
»Ed?«, fragte Laurie. Ein Lächeln schlich sich in ihr Gesicht. »Nein. Er ist Siobhans Freund.«
»Okay. Gut«, lachte Jay erleichtert. »Ich bin froh, dass wir das geklärt haben. Also: Was meinst du?«
Als Laurie in Jays Augen schaute, schien jener Sommer gar nicht so lange her zu sein. Sie wollte ihn zurück – mit Jay an ihrer Seite fühlte sie sich anders. Als sei sie ein besserer Mensch.
»Es tut mir leid, dass ich ein solcher Idiot war«, erwiderte Laurie. »Ich muss ziemlich egoistisch gewirkt haben. Ich glaube, ich hatte einfach nur Angst. Weil du und ich … na ja, das ist schon was Ernstes, oder?«, lächelte sie, bevor sie sich beide Hände vors Gesicht schlug. »Oh Gott, das ist nicht so leicht, oder?«, fuhr sie schließlich fort. »Außerdem muss ich in ein paar Stunden meinen Flieger bekommen.«
»Deinen Flieger?«
»Ja, lange Geschichte.« Sie holte tief Luft und fasste sich ein Herz. »Aber wenn du diese Unterhaltung fortsetzen willst, können wir dann oben weiterreden, während ich zu Ende packe?«
»Klingt gut«, erwiderte Jay.
Laurie konnte nicht genau sagen, ob Lily gesehen hatte, dass sie und Jay zusammen die Party verließen. Sie tanzte gerade mit Bill Stehblues zu einem Reggaesong.
Lauries Herzschlag raste, als sie mit Jay die Treppe hinaufging und mit ihm ihre Wohnung betrat.
»Wein?«, fragte sie und ging in die Küche durch.
»Ja, gerne.«
Laurie holte eine Flasche Rotwein, öffnete sie und schenkte den Wein in zwei Gläser ein. Währenddessen stand er neben ihr. Laurie war sich sehr bewusst,
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