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Ein Kuss Vor Mitternacht - Historical Gold Bd 221

Ein Kuss Vor Mitternacht - Historical Gold Bd 221

Titel: Ein Kuss Vor Mitternacht - Historical Gold Bd 221 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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jungen Damen erlaube – weder in einer Bibliothek noch anderswo.“
    „Tatsächlich?“ Sie zog skeptisch eine Braue hoch.
    „Nein. Aber ich muss gestehen, Miss Woodley, Sie haben etwas an sich, das mich dazu verleitet … mich ungewöhnlich zu benehmen.“
    „Ich weiß nicht, ob ich das als Kompliment oder als Beleidigung auffassen soll“, erklärte sie.
    „Nicht als Beleidigung, darum bitte ich Sie.“
    Die Wärme seines Blickes machte sie noch befangener, und ihr wollte keine schlagfertige Entgegnung einfallen. Sie wollte sich nur weiterhin in seinen Armen wiegen, ihm in die Augen schauen, den Tanz und die schöne Musik genießen.
    Allzu früh war der Walzer zu Ende. Nach einer letzten Drehung blieben sie beide stehen. Leighton zögerte kurz, ehe er die Arme von ihr löste und sich einen Schritt entfernte. Leicht schwindelig und atemlos senkte Constance den Blick und zwang sich, wieder in die Gegenwart zurückzukehren.
    Er bot ihr den Arm und brachte sie zu seiner Schwester zurück. Kaum setzte die Musik wieder ein, bat Sir Lucien Constance um den nächsten Tanz und bewegte sich mit ihr gewandt über das Parkett, plauderte angeregt mit ihr und führte sie anschließend zurück. Constance musste mit leiser Enttäuschung feststellen, dass Lord Leighton den Platz neben Francesca inzwischen verlassen hatte.
    Allerdings war sie den ganzen Abend zu sehr beschäftigt, neue Bekanntschaften zu machen, um ihn zu vermissen. Francesca, daran gewöhnt, bei jeder Abendgesellschaft von einer Schar Verehrer umringt zu sein, kam dem Wunsch der Herren mit sichtlichem Vergnügen nach, mit ihrer reizenden Begleiterin bekannt gemacht zu werden. Es dauerte nicht lange, bis Constances Tanzkarte gefüllt war. Den Grund für ihre unvermutete Popularität sah sie darin, dass Lord Leighton und Sir Lucien sie zu Beginn des Abends zum Tanz gebeten hatten und dadurch die Aufmerksamkeit der anderen Männer auf sie gelenkt worden war.
    Constance genoss den Abend viel zu sehr, um länger über die Motive ihrer Beliebtheit zu grübeln. Sie tanzte, plauderte und lachte unbekümmert und fühlte sich ganz und gar nicht wie eine Anstandsdame – oder wie ein verblühtes Mauerblümchen. Sie fühlte sich jung und lebendig; die Komplimente ihrer Bewunderer taten ihr gut. Seit Jahren hatte sie sich nicht so unbeschwert amüsiert … seit dem Tod ihres Vaters nicht.
    Constance hätte ihrem Onkel und ihrer Tante niemals vorgeworfen, sie schlecht zu behandeln, aber sie verspürte nicht die Spur von Zuneigung. Man behandelte sie ja auch nicht besser als eine Dienstmagd. In Wahrheit war ihr die Gesellschaft ihrer oberflächlichen, missgünstigen Verwandten ausgesprochen unangenehm. Constance schöpfte Glücksgefühle aus kleinen, unbedeutenden Dingen – ein Spaziergang in der Natur, ein Besuch bei einer Freundin im Dorf oder eine Stunde, die sie allein mit der Lektüre eines Buches verbringen durfte. Dieses Glücksgefühl, das sie an diesem Abend empfand, diese sprühende Lebenslust, war ihr eigentlich fremd. Bislang war ihr gar nicht bewusst gewesen, wie grau und eintönig ihre kleine Welt geworden war. Für dieses überschäumende Glücksgefühl, das sie heute Abend ununterbrochen durchströmte, würde sie Francesca ihr ganzes Leben lang dankbar sein. Und Constance wusste, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, Francescas Plan zuzustimmen, was immer auch nach diesem Abend geschehen mochte.
    Nur einen kurzen Moment legte sich ein Schatten auf ihre heitere Freude. Plötzlich bemerkte sie den unverhohlen feindseligen Blick, mit dem eine fremde Frau sie musterte. Erschrocken betrachtete Constance die hochgewachsene, dunkelhaarige Frau, die sie ein paar Jahre jünger einschätzte. Ohne die blasierte Miene und den mürrischen Zug um den Mund hätte sie vielleicht einen gewissen Reiz ausgestrahlt. Die verblüffende Ähnlichkeit mit der älteren Dame neben ihr wies die beiden als Mutter und Tochter aus, zumal die Mutter Constance mit ähnlich verächtlichen Blicken maß.
    Constance wandte sich erschrocken ab. Sie kannte die beiden Frauen nicht, hatte sie nie zuvor gesehen. Möglicherweise war sie ihnen bei irgendeiner Soiree begegnet, ohne sie wahrgenommen zu haben. Und sie konnte sich keinen Reim darauf machen, warum die beiden Frauen ihr diese Abneigung entgegenbrachten.
    Sie wollte Francesca fragen, doch die unterhielt sich gerade mit einem jungen Mann, und Constance wollte sie nicht stören. Als sich wieder eine Gelegenheit ergab, sich bei

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