Ein Kuss Vor Mitternacht - Historical Gold Bd 221
hatte eine machtvolle Begierde getobt wie eine alles verschlingende Feuersbrunst. Ungeahnte Empfindungen hatten sie aufgewühlt und sie dazu gebracht, alle Vernunft über Bord zu werfen. Constance errötete erneut.
Sie hatte nicht geahnt, dass diese Glut in ihr schlummerte. Nie zuvor hatte sie dieses unstillbare Verlangen erlebt, das sie in Dominics Armen verspürte und das sie alle Bedenken vergessen ließ. Eine erstaunliche und schockierende Erkenntnis.
Aber Constance musste sich auch eingestehen, dass diese Erkenntnis sie entzückte. Mochte sie auch von verbotenen Sehnsüchten getrieben sein, die einer sittsamen und tugendhaften Dame unwürdig waren – sie genoss dieses sinnliche Abenteuer in vollen Zügen und hatte nicht die Absicht, darauf zu verzichten und sich deswegen zu geißeln. Im Gegenteil, sie wollte mehr davon kosten. Sie wünschte sich, in Dominics Armen zu liegen, das Bett mit ihm zu teilen und alles Glück zu erfahren, das es zwischen Mann und Frau geben konnte.
Was würde geschehen, wenn sie heute Nacht zu ihm ging? Würde er sie in die Arme schließen und küssen, bis die Welt versank und nichts mehr existierte bis auf ihre gemeinsame Verzückung? Oder würde er sich wieder zurückhalten, sie abweisen und nicht zulassen, dass sie ihren unbescholtenen Namen beschmutzte?
Denn das wäre die logische Konsequenz, wenn Constance ihrem Verlangen nachgab, da der künftige Earl of Selbrooke ihr nicht den Schutz seines Namens bieten konnte. Auch wenn er nicht die Absicht hatte, in eine Eheschließung mit Muriel Rutherford einzuwilligen, wäre er eines Tages gezwungen, eine reiche Erbin zu heiraten, aus Pflichtgefühl seinem Titel und seiner Familie gegenüber. Er durfte das uralte Familienerbe nicht dem Verfall überlassen. Als Oberhaupt der Familie hatte er die Pflicht, das Ansehen und den Fortbestand des Geschlechts der Fitz-Alans zu wahren. Und Dominic würde sich nicht vor seiner Verantwortung drücken.
Eine Heirat mit ihr, einer mittellosen Frau ohne jede Bedeutung, wäre der Ruin für ihn. Constance straffte die Schultern. Wieso nur konnte sie auf den absurden Gedanken kommen, er könne auch nur in Erwägung ziehen, sie zu heiraten? Es war kein Wort der Liebe zwischen ihnen gefallen. Er begehrte sie, daran zweifelte sie nicht. Aber er liebte sie nicht, durfte sich gar nicht gestatten, sie zu lieben.
Constance nahm sich fest vor, klaren Kopf zu bewahren. Sie wollte ihn, das war eine Tatsache. Aber würde ihr seine Leidenschaft genügen, im Wissen, nie seine Liebe zu erfahren oder seinen Namen zu tragen? War sie bereit, ihre Existenz, ihren guten Ruf für eine kurze lodernde Leidenschaft aufs Spiel zu setzen?
11. KAPITEL
Der zwei Tage später stattfindende Ball sollte der glanzvolle Höhepunkt des Sommerfestes werden. Constance wählte ihr schönstes Kleid: Es war ein Traum aus blassrosa Satin mit einem weißen Spitzenüberwurf, an den Seiten gerafft und im Rücken gebauscht, das viereckig ausgeschnittene roséfarbene Mieder mit winzigen Perlen bestickt. Aus der hochgesteckten Frisur ergoss sich eine schimmernde Fülle brünetter Löckchen, geschmückt mit rosa Seidenröschen und Bändern, die an ihren hellen Schultern wippten.
Ein Blick in den Spiegel überzeugte Constance davon, dass das viele Geld, das sie für die Abendrobe ausgegeben hatte, keine Verschwendung gewesen war. Sie lächelte ihrem Spiegelbild zu und stellte sich vor, was Dominic für ein Gesicht machen würde, wenn er sie in diesem bezaubernden Kleid sah.
Seit der leidenschaftlichen Begegnung im Garten waren sie einander mit äußerster Behutsamkeit begegnet, gingen sich zwar nicht aus dem Weg, achteten jedoch beide darauf, stets im Beisein anderer Gäste miteinander zu reden. Dominic vermied es sorgsam, sie zu berühren, bot ihr nicht einmal zur Begrüßung die Hand oder den Arm, wenn sie einen Korridor entlangschlenderten.
Er war offenbar entschlossen, sie nicht in Verlegenheit zu bringen, und Constance ermunterte ihn zu keinerlei Avancen. Wenn er sich allerdings im selben Raum aufhielt wie Constance, war sie sich seiner Gegenwart ständig bewusst, obwohl sie sich bemühte, nicht in seine Richtung zu schauen. Wenn sie aber den Kopf hob, wanderte ihr Blick unbeirrbar zu ihm, nur um festzustellen, dass er sie beobachtete. Dann dauerte es nicht lange, bis er sich ihr näherte und sie ansprach. Und während des Gesprächs ließ er sie nicht für einen Moment aus den Augen, und die Luft zwischen ihnen schien vor Spannung zu
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