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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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gezogen.
    Die Herren gesellten sich früher als sonst wieder zu den Damen. Constance bemerkte, dass Dominic und sein Vater einander mieden, und hegte den Verdacht, dass die Stimmung im Rauchsalon noch frostiger gewesen war als gewöhnlich.
    Und wieder nagte das schlechte Gewissen an ihr. Dominics unbesonnener Entschluss, sie zu heiraten, hatte die Spannung zwischen Vater und Sohn gewiss noch verschärft.
    Nach einem Nocturne von Chopin verabschiedeten sich einige der älteren Gäste auf ihre Zimmer. Lady Selbrooke, die weniger müde als missmutig wirkte, war eine der Ersten, die sich zur Ruhe begaben. Einige der Jüngeren setzten sich zu einer Runde Whist an den Kartentisch. Mr. Carruthers und Mr. Willoughby gesellten sich zu den Norton-Schwestern am Piano. Die Gespräche der Kartenspieler und der Gesang zur Klavierbegleitung bildeten die nötige Geräuschkulisse, um eine private Unterhaltung führen zu können. Als Dominic sich Constance näherte, ergriff sie die Gelegenheit.
    Sie schlenderten gemeinsam zum Erker, wo Constance ihm die Hand an den Ärmel legte. „Dominic, wir müssen uns unterhalten.“
    „Ja, wir sollten uns darüber einig werden, wann und wo ich Sie bat, mich zu heiraten“, sagte er mit einem dünnen Lächeln.
    „Nein, das meine ich nicht. Dominic, Sie müssen das nicht tun.“
    Er schaute sie fragend an. „Muss ich nicht?“
    „Ja. Nein. Machen Sie es mir nicht so schwer. Sie wissen genau wie ich, dass Sie mich nicht heiraten müssen.“
    „Im Gegenteil, es ist genau das, was ich tun muss“, entgegnete er. „Das müssen Sie verstehen.“
    „Ich lasse nicht zu, dass Sie dieses Opfer bringen, nur weil Muriel Rutherford eine abscheuliche Szene machte.“
    „Constance, ich bin mir nicht sicher, ob Sie begreifen, welche Konsequenzen diese Szene nach sich zieht. Ihr Name ist für immer beschmutzt, wenn wir nicht heiraten … wobei ich einsehe, dass das vielleicht nicht Ihr Wunsch ist.“
    Nicht ihr Wunsch?, dachte Constance bitter. Wenn Dominic nur wüsste, dass eine Ehe mit ihm genau das war, was sie sich am sehnlichsten wünschte … allerdings nicht unter diesen Umständen. Nicht, wenn er sich gezwungen fühlte, sie zu heiraten.
    „Ich gebe zu“, fuhr Dominic fort, „die Form meines Antrags war nicht romantisch, aber ich hielt es für nötig, rasch zu handeln, um Muriel daran zu hindern, Sie mit noch mehr Bösartigkeiten zu überhäufen.“
    „Es geht mir nicht um die Form“, widersprach Constance. Es war ihr unbegreiflich, wieso Dominic den Spieß umdrehte, ihr unterstellte, sie hätte nicht den Wunsch, ihn zu heiraten, und so tat, als müsse sie von der Notwendigkeit dieses Schrittes überzeugt werden. „Mir ist klar, dass mein Ruf darunter leidet, wenn wir nicht heiraten, aber so wichtig ist mir das wirklich nicht.“
    „Mir ist es aber sehr wichtig“, meinte Dominic seelenruhig. „Halten Sie mich wirklich für fähig, mich ehrlos zu verhalten nach allem, was in der Hütte zwischen uns geschehen ist?“
    Constance schoss die Schamröte in die Wangen. „Ich habe doch nicht … aber das habe ich nicht getan, damit Sie mich heiraten!“
    Seine Gesichtszüge wurden weich. „Das weiß ich doch. Aber das ändert nichts an meiner Verantwortung. Ich habe bereits mit Ihrem Onkel gesprochen, und er hat mir die Erlaubnis erteilt, Sie um Ihre Hand zu bitten.“
    „Mich haben Sie aber nicht darum gebeten“, stellte Constance fest.
    Er schmunzelte. „Richtig. Dafür muss ich mich entschuldigen. Soll ich jetzt einen Kniefall vor Ihnen machen?“
    Constance hielt ihn hastig am Arm zurück. „Dominic, nein!“, zischte sie empört, und er lachte leise.
    „Ich freue mich, dass wenigstens Sie diese missliche Lage erheiternd finden!“
    „Aber dieser Schritt ist nötig“, verteidigte er sich und wurde wieder ernst. „Wenn Ihnen der Gedanke missfällt, tut es mir leid. Auch wenn Ihnen Ihr Ansehen in der Gesellschaft einerlei ist, muss ich mich dagegen verwahren. Ich lasse mich nicht zum Schuft abstempeln.“
    „Das wird nicht passieren“, antwortete Constance. „Wenn wir diese sogenannte Verlobung einfach nicht mehr erwähnen, gerät der Vorfall über kurz oder lang in Vergessenheit. Es gibt keine offizielle Verkündigung. Wenn jemand Fragen stellt, sagen Sie einfach, es … es war ein dummes Missverständnis.“
    „Ihr Ruf wäre immer mit einem Schatten behaftet“, erklärte Dominic mit fester Stimme.
    „Sie bleiben bei Ihrem Entschluss?“
    „Ja, das tue ich. Ich habe mit meinen

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