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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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davon wie ein verschrecktes Kaninchen.“
    „Lord Leighton hat zwar behauptet, dass wir verlobt sind“, fuhr Constance unbeirrt fort, „aber das entspricht nicht der Wahrheit.“
    „Zu diesem Zeitpunkt mag es nicht wahr gewesen sein, aber mittlerweile trifft es zu“, entgegnete Onkel Roger mit einem zufriedenen Schmunzeln. „Er hat vor etwa einer Stunde offiziell bei mir um deine Hand angehalten, und ich gab ihm selbstverständlich meine Einwilligung. Ehrlich gestanden, hätte ich dich nicht für so schlau gehalten, du kleines Biest.“ Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. „Meinen Glückwunsch, das hast du sehr gut gemacht.“
    „Ich habe das nicht geplant!“, protestierte Constance aufgebracht. „Denkt ihr wirklich, ich hätte das alles eingefädelt, um Dominic zu zwingen, mich zu heiraten?“
    Francesca, die sie erst seit Kurzem kannte, traute ihr eine solche Niedertracht nicht zu, aber ihre eigene Familie hielt sie für fähig, sich so berechnend zu verhalten, dachte Constance bitter und schämte sich für ihren Onkel und ihre Tante.
    „Dann hast du eben großes Glück gehabt“, stellte Tante Blanche achselzuckend fest.
    „Ich kann nicht seine Frau werden“, rief Constance erzürnt. „Dominic hat nicht den Wunsch, mich zu heiraten. Er wollte mich nur vor Muriel Rutherfords Anschuldigungen schützen, die es darauf abgesehen hat, meinen Ruf zu ruinieren.“
    „Rede keinen Unsinn, dummes Ding.“ Tante Blanche machte eine wegwerfende Handbewegung. „Des einen Freud, des andern Leid! Denk doch nur … nun haben wir bald eine Countess in der Familie!“
    Sie strahlte über ihr ganzes pausbäckiges Gesicht. „Aber irgendwie finde ich es merkwürdig, dass der vornehme Herr so gar kein Interesse an Margaret oder Georgiana zeigt, die doch wesentlich jünger sind als du. Sei’s drum … Margaret setzt ihre Hoffnungen auf den charmanten Mr. Carruthers, der ihr in den letzten Tagen große Aufmerksamkeit schenkte. Und sobald die Mädchen mit einem Earl verwandt sind, steigen ihre Chancen natürlich beträchtlich. Wenn du erst einmal Lady Leighton bist, wirst du deine Cousinen in die ersten Gesellschaftskreise einführen.“
    „Ich werde sie nirgends einführen“, widersprach Constance scharf. „Und ich werde niemals Lady Leighton sein.“
    Tante Blanche drohten die Augen aus den Höhlen zu quellen, so entsetzt starrte sie ihre Nichte an. „Was … wovon redest du? Hast du den Verstand verloren?“
    „Nein, ich bin nicht verrückt. Im Gegenteil, ich scheine offenbar die Einzige zu sein, die bei klarem Verstand ist. Dominic hat nicht den Wunsch, mich zu heiraten, und ich werde ihn nicht zu diesem Schritt zwingen.“
    „Ihn zwingen?“, dröhnte Sir Roger. „Was soll der Unsinn? Er hat um deine Hand angehalten.“
    „Nur, weil er sich dazu verpflichtet fühlt“, entgegnete Constance eigensinnig. „Könnt ihr den Unterschied nicht sehen? Er fühlt sich verpflichtet, mich zu heiraten.“
    „Das will ich meinen. Und das ist auch gut so. Ein Gentleman hat nicht das Recht, mit den Gefühlen einer jungen Dame zu spielen“, erklärte Onkel Roger hochtrabend.
    Constance seufzte resigniert. Es war sinnlos, den Verwandten ihre Einwände gegen Dominics Antrag begreiflich zu machen. Die beiden waren ausschließlich darauf fixiert, welche Vorteile ihnen die Heirat ihrer Nichte mit Viscount Leighton bringen würde. Auf ihre Unterstützung konnte sie nicht zählen. Sie musste direkt mit Dominic reden und alles dafür tun, dass er Vernunft annahm.
    „Verzeiht die Störung“, sagte Constance tonlos und ging zur Tür. „Ich bitte um Entschuldigung.“
    Ihr Onkel murmelte etwas in sich hinein, aber Tante Blanche rief sie zurück. „Constance!“
    Sie blieb stehen. „Ja?“
    „Lass dir eines gesagt sein, mein Kind“, begann Tante Blanche mit strenger Stimme. „Wenn du diesen Antrag ablehnst, ist dein guter Ruf für immer dahin, du wirst nie wieder einen Antrag bekommen. Und die Gesellschaft wird dich ächten.“
    Constance nickte teilnahmslos, verließ das Zimmer und begab sich nach unten, in der Hoffnung, noch vor dem Abendessen mit Dominic sprechen zu können.
    Beim Betreten des Vorzimmers zum Speisesaal, in dem die Gäste bereits versammelt waren, versiegten die Gespräche, und die Gesichter wandten sich ihr zu. Als Dominic sich ihr näherte, setzte das gedämpfte Stimmengewirr augenblicklich wieder ein, und Constance spürte unangenehm berührt, wie die Gäste sie heimlich beobachteten.
    Dominic verneigte

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