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Ein Kuss zum Dessert (German Edition)

Ein Kuss zum Dessert (German Edition)

Titel: Ein Kuss zum Dessert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Blake konnte seinen Blick nicht von ihr losreißen. „Kommen Sie doch bitte rein, Mr. Cocharan.“ June trat einen Schritt zurück und öffnete die Tür weiter. „Ich finde es sehr nett von Ihnen, dass Sie zugestimmt haben, sich hier mit mir zu treffen. Setzen Sie sich bitte, ich bin leider gerade in der Küche beschäftigt.“
    Blake öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Er stellte seinen Aktenkoffer ab und sah sich um.
    Die Einrichtung des großen Zimmers war eine Mischung europäischer Stile, die eigentlich nie zusammengepasst hätten, ihn aber dennoch anzogen. Der Tisch am anderen Ende war bedeckt mit Papieren und Notizzetteln, Geräusche von der Straße drangen durch die geöffneten Fenster, aus der Stereoanlage kam Musik von Chopin.
    Diese Frau muss June Lyndon sein, dachte er plötzlich. Er war sicher, dass sonst niemand in der Wohnung war. Fasziniert von den Gerüchen und den Geräuschen aus der Küche, ging Blake durch den Raum zur Küche.
    Sechs kleine Tortenböden standen auf der Anrichte, und June füllte sie gerade mit einer dicken weißen Creme. Als Blake in ihr Gesicht sah, erkannte er darin ihre Konzentration, die Ernsthaftigkeit, die einem Chirurgen zur Ehre gereicht hätte. Eigentlich hätte ihn das amüsieren müssen, stattdessen aber faszinierten ihn diese schlanken Hände, die zu der Musik ihre Arbeit verrichteten.
    Sie holte etwas mit einer Gabel aus einer Pfanne – Blake nahm an, dass es erwärmtes Karamell war – und tropfte es überdie Törtchen. Danach stellte sie jedes einzelne vorsichtig auf ein Tablett, das mit einem Spitzendeckchen aus Papier bedeckt war. Als alle auf dem Tablett standen, sah sie auf.
    „Möchten Sie einen Kaffee?“ Sie lächelte ihn an, und die Falte zwischen ihren Augenbrauen verschwand.
    Blake sah auf die Törtchen auf dem Tablett. Ihre Taille könnte man mit beiden Händen umfassen, dachte er abwesend. „Ja, gern“, antwortete er auf ihre Frage.
    „Bedienen Sie sich bitte.“ Sie deutete auf die Kaffeemaschine. „Ich muss diese Törtchen nach nebenan bringen.“ Noch ehe er etwas sagen konnte, war sie schon an ihm vorbeigegangen. „Oh, da sind auch noch ein paar Kekse. Ich bin gleich wieder da.“
    Sie war verschwunden und die Törtchen mit ihr. Blake zuckte mit den Schultern, dann ging er in die Küche zurück, in der ein heilloses Durcheinander herrschte. June Lyndon war vielleicht eine großartige Köchin, aber offensichtlich nicht sehr ordentlich. Doch wenn das Aussehen und der Duft dieser Törtchen ein Anzeichen für ihr Können waren …
    Blake suchte im Schrank nach einer Kaffeetasse, dann konnte er der Versuchung nicht länger widerstehen. Mit einem Finger fuhr er über den Rand der Schüssel, in der die Creme gewesen war, und steckte dann den Finger in den Mund. Mit einem Seufzer schloss er die Augen, köstlich … und sehr französisch.
    Er hatte in den exklusivsten Restaurants gespeist, bei einigen der reichsten Leute überall in der Welt. Er konnte jedoch nicht behaupten, dass ihm je etwas besser geschmeckt hätte als das, was er gerade aus der Schüssel genascht hatte. June Lyndon hat recht daran getan, sich auf Nachspeisen zu spezialisieren, dachte er. Er bedauerte es, dass sie diese Törtchen weggebracht hatte. Und als er dann noch einmal im Schrank nachsah, fand erauch eine Keksdose.
    Normalerweise hätten ihn Kekse überhaupt nicht interessiert, doch ihm lag noch immer der Geschmack der Creme auf der Zunge. Was für Kekse gab es wohl im Haushalt einer Frau, die in der Haute Cuisine nur das Feinste erschuf? Blake öffnete den Deckel der Dose und starrte dann verwundert auf die Kekse. Er nahm einen der Kekse in die Hand, dann lachte er laut auf und legte ihn in die Dose zurück. Und das von einer Frau, die für ihre Kreationen nur die erlesensten Zutaten benutzte?
    Während seiner Laufbahn waren Blake schon alle möglichen Exzentriker begegnet, er hielt sich für einen sehr guten Menschenkenner. Und er hatte geglaubt, dass es nicht sehr lange dauern würde, bis er herausfand, was June Lyndon für ein Mensch war.
    Gerade als Blake sich den Kaffee eingoss, kam June in die Küche zurück. „Es tut mir leid, dass Sie warten mussten, Mr. Cocharan, ich weiß, das war sehr unhöflich von mir.“ Sie lächelte, als hätte sie keinen Zweifel, dass er ihr vergeben würde. „Ich habe diese Törtchen für eine Nachbarin gemacht, sie gibt heute Nachmittag einen kleinen Verlobungstee – mit den neuen Verwandten.“

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