Ein Leben als Geist (Romeo & Julian) (German Edition)
Sprachgebrauch hat etwas auf mich abgefärbt.“
„Ich verstehe. Und dein Vater? Amerikaner?“
Romeo kaute auf seiner Lippe. „Halb Franzose, halb Italiener.“
„Oh. Du bist also eine europäische Kreuzung, hm?“
„Das könnte man wohl so sagen.“
„Ich nehme an, das hilft mit den Fremdsprachen.“
„Ja, das tut es.“
„Sprichst du sie alle? Auch italienisch, meine ich. Ich weiß ja schon , dass du Französisch sprichst.“
Romeo hängte das Handtuch zurück an den Haken und wandte sich wieder dem Fleisch zu, das noch immer auf der Arbeitsplatte lag. Er nahm das Messer und wog es nachdenklich in der Hand bevor er sagte „Ich spreche fünf Sprachen fließend und akzentfrei. Die drei offensichtlichen—Englisch, Französisch und Italienisch—sowie Spanisch und Deutsch. Außerdem kann ich noch Russisch und ich komme auch mit Chinesisch zurecht, wenn ich es muss.“
„Wow. Du hast ja eine talentierte Zunge.“
Romeo verzog das Gesicht. „Ich bin halt als Kind viel herumgekommen.“
„Hm, j a, das sagtest du schon. Ein Schweizer Internat, stimmt’s? Wie war es da so?“
„Größtenteils langweilig.“
„Von deinem Kunstlehrer mal abgesehen, nehme ich an.“
Romeo griff nach seinem Weinglas und trank einen Schluck. „Ja.“
„Das ist jetzt nur eine Vermutung, aber… Ich habe deinen früheren Lehrer nicht zufällig erst vor Kurzem getroffen, oder?“
Romeo stand i mmer noch mit dem Rücken zu ihm. Sein Zögern war flüchtig und leicht zu übersehen, doch Julian beobachtete ihn genau. Romeos Körpersprache hatte ihm bereits die Antwort gegeben, doch er wollte noch wissen, was Romeo selbst sagen würde.
Romeo sagte gar nichts. Er nahm eine Pfanne aus dem Schrank, gab Öl hinein und stellte sie auf den Herd, dann sah er zu, wie sie sich aufheizte.
„Ist das wieder deine Art, mich nicht anzulügen?“ fragte Julian schließlich.
„Ja“, antw ortete Romeo tonlos. „Ich hab’s nicht allzu gut verborgen, oder?“
„Nein, allerdings nicht. Es war ziemlich offensichtlich, dass dir was an Jacob Goldstein liegt, auch schon bevor du mich gebeten hast, seinen Namen aus den Ermittlungen herauszuhalten.“
Romeos Schultern wurden steif. „Die Steaks sind fast fertig. Würdest du bitte das Brot und den Salat auf den Tisch stellen?“
„Sicher.“ Julian wusste dass es sinnlos war, die Sache weiterzuverfolgen. Romeo würde ihn nicht anlügen. Er war bereit, das zu glauben, wusste aber auch, dass Romeo ihm keineswegs alles erzählte.
Die Stille dauerte an bis Julian den ersten Bissen seines Steaks probierte. „Oh, Mann. Das ist gut.“ Er sah es genauer an. „Es ist allerdings auch nicht richtig durch.“
Romeo rollte die Augen. „Darum geht es doch bei einem anständigen Steak, Jules. Man brät es nicht, bis es einem Stück Leder ähnelt. Man muss eben qualitativ sehr hochwertiges Fleisch kaufen, dann braucht man es nicht zu Kohle verbrennen zu lassen und—“ Er biss sich auf die Lippe. „Sorry.“
Julian fühlte sich als würde er an dem Stück Fleisch in seinem Mund ersticken. Er zwang sich, es hinunterzuwürgen, auch wenn das zarte Rindfleisch sich gerade in Gummi verwandelt zu haben schien. Er spülte es mit einem kräftigen Schluck Wein hinunter. „Schon gut.“
„Ist es nicht. Ich hätte nicht—“
„Ich sagte es ist schon gut, okay?“ fuhr Julian ihn an.
Romeo hob die Hände. „Okay, okay. Willst du darüber reden?“
„Eigentlich nicht, aber ich denke wir müssen es früher oder später, also können wir es auch einfach hinter uns bringen.“
„ Ja. Mir ist klar, dass der Polizist dich das Meiste schon gefragt haben dürfte, aber ich muss es dir nochmal zumuten. Und bitte, denk über meine Fragen nach, bevor du sie beantwortest, okay?“
„Ja. Nur… Hast du was Stärkeres als das hier?“ Julian tippte mit dem Finger gegen das Glas.
Romeo sah ihn an und seufzte. „Das heißt dann wohl, dass wir mit dem Essen fertig sind.“
„Tut mir leid. Das Steak ist wirklich fantastisch, aber…“
„Dir ist der Appetit vergangen. Schon gut. Mach dir keine Sorgen. Ich räume nur schnell die Teller weg, dann können wir uns aufs Sofa setzen und ich hole dir einen Drink.“
„Danke.“
„Keine Ursache. Versuch’ aber bitte, dich mit dem Alkohol zurückzuhalten. Ich brauche dich noch um meine Fragen zu beantworten.“
„Okay, werde ich.“
Romeo schien noch mehr sagen zu wollen, kniff aber die Lippen zusammen und stand auf. Als Julian ihm helfen wollte, die
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