Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition)
Direktors Martin Griffiths. Und ich holte den ehemaligen Rechtsberater der UN , Hans Corell, mit an Bord. Daher reiste ich mit der ausdrücklichen Unterstützung und Vollmacht aller großen internationalen Mitspieler nach Kenia; den Konfliktparteien würde also gar nichts anderes übrigbleiben, als meine Vermittlung zu akzeptieren. Darüber hinaus hatten die Gewalttätigkeiten in Kenia inzwischen weiter zugenommen, so dass allen die Notwendigkeit einer Übereinkunft klar war.
Die Vermittlungsbemühungen der Gruppe angesehener afrikanischer Persönlichkeiten, wie unser Team jetzt genannt wurde, begannen offiziell mit unserer Ankunft am 22. Januar. An diesem Tag traf auf Einladung Kibakis unerwartet auch der ugandische Präsident Yoweri Museveni in Nairobi ein. Die regierende PNU lehnte eine Internationalisierung des Streits um die Wahl grundsätzlich ab. Sie war an der Macht und wollte den Status quo nicht ändern. Deshalb zog sie einen Vermittler hinzu, der nach ihrer Pfeife tanzen würde. Museveni war ein Verbündeter Kibakis.
Museveni rief mich kurz nach meiner Ankunft im Hotel Serena in Nairobi an. Er habe einen Friedensplan, dem sowohl die Regierung als auch die ODM zustimmen würden, erklärte er. Er beruhe auf der Annahme des Wahlergebnisses. Dann lud er mich ins State House, die Residenz des Präsidenten, ein, um mit ihm über den Plan zu sprechen.
Ich hatte in meiner Laufbahn zu viele Tricks erlebt, um mich hinters Licht führen zu lassen. Anscheinend schwebte Museveni und Kibaki ein Plan vor, der von allen Beteiligten das Akzeptieren des Wahlergebnisses verlangte, und meinen Besuch wollten sie zu einer öffentlichen Zustimmung zu ihrem Plan umdeuten. Ich lehnte die Einladung ab und entschuldigte mich damit, dass ich erst noch einige Anrufe erledigen müsse, bevor ich irgendeinen Besuch machen könne. Als ich anschließend Odinga anrief, wurde mein Verdacht bestätigt. Die ODM , erklärte er, werde Museveni auf keinen Fall als Vermittler akzeptieren; er stehe auf Kibakis Seite. Außerdem sei dieser Plan nicht mit ihm abgesprochen worden. Damit endete die Initiative Musevenis, und er reiste zwei Tage später wieder ab.
Man schätzte, dass bis zu jenem Zeitpunkt mehr als fünfhundert Menschen der Gewalt zum Opfer gefallen waren, und die Atmosphäre im Land war angespannt. Ich machte mir keine Illusionen: Beide Konfliktparteien wollten nichts miteinander zu tun haben. Wir brauchten rasch eine vertrauensbildende Maßnahme, die die Stimmung beschwichtigen und den Eindruck vermitteln würde, dass Fortschritte gemacht wurden. Auch wenn die Parteien nur kurz in der Öffentlichkeit zusammenträfen, wäre es ein Durchbruch, mit dem man die Medien beeindrucken könnte. Doch kein Vertreter der Konfliktparteien wollte auch nur in der Nähe der anderen gesehen werden. Die ODM forderte, dass die PNU eingestand, dass das Wahlergebnis gefälscht worden war, und die PNU verlangte, dass die ODM Kibaki als Präsident anerkannte. Zur selben Zeit, als Museveni mit Kibaki zusammentraf, hatte ich eine Begegnung mit Odinga.
»Ich fordere Sie auf, mit Ihrem Gegner zusammenzuarbeiten, um die Nation zu heilen und zu versöhnen«, beschwor ich ihn. »Als Nächstes werde ich den Präsidenten aufsuchen. Ich werde ihn bitten, sich mit Ihnen zu treffen. Wenn er zustimmt, möchte ich nicht, dass Sie zögern.«
»Wir werden nicht ins State House gehen, um uns mit ihm zu treffen«, erwiderte Odinga. »Das sähe aus, als würden wir ihn als legitimen Präsidenten anerkennen, was er nicht ist.«
»Ich sage Ihnen, was wir machen«, schlug ich vor, um das feste Nein, den Feind jeder Veränderung, möglichst zu vermeiden. »Lassen Sie uns einfach eine Verabredung treffen. Über die Protokollfragen können wir uns später den Kopf zerbrechen.« Odinga nickte zustimmend.
Am nächsten Tag traf ich mit Kibaki zusammen. Ich sagte ihm, dass Odinga zu einer öffentlichen Begegnung mit ihm bereit sei, und fragte ihn, ob er willens sei, Odingas Geste zu erwidern. Er willigte ein, und ich rief Odinga an, um das Treffen sofort zu vereinbaren.
Als wir im Harambee House, dem Amtssitz des Präsidenten von Kenia, eintrafen, begaben wir uns zu dritt in einen der Räume. Das Land brannte, aber Kibaki und Odinga widerstrebte es schon, überhaupt einander zu begegnen. Wir saßen über eine Stunde da und tranken Tee, während die beiden Parteiführer jedes Gespräch über eine Lösung vermieden. Dann gingen wir hinaus, um uns der Presse zu stellen und dafür
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