Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition)
Werden Sie es machen?«
Ich kannte die Erfolge und Fehlschläge früherer Vermittlungsversuche, also stimmte ich unter einer Bedingung zu: dass sich außer unserem Team niemand sonst als Vermittler versuchte. Ich wollte verhindern, dass die Konfliktparteien »Mediations-Shopping« betrieben. Damit bezog ich mich auf meinen zehn Jahre zuvor erschienenen Afrika-Bericht, in dem ausgeführt wurde, dass zur Beilegung afrikanischer Krisen eine ganze Reihe von Instrumenten erforderlich seien, einschließlich der Intervention von Gruppen von Freunden und Sondervermittlern, um »seit langem bestehende Streitigkeiten beizulegen oder neue Konflikte einzudämmen, bevor sie sich ausweiten und so eskalieren [können], dass sie sich jeglicher Kontrolle entziehen«. Aber es wird auch vor der Gefahr internationalen Übereifers gewarnt: »Wenn erst einmal ein Rahmen für die Vermittlung geschaffen worden ist, kommt es in entscheidendem Maße darauf an, dass die internationalen Akteure der Versuchung widerstehen, in ihren Bemühungen miteinander zu rivalisieren oder zu konkurrieren.«
Das war ein bekanntes Problem. Ich hatte oft genug beobachtet, wie Führer von Konfliktparteien die Situation ausnutzten, indem sie zwischen den Möglichkeiten und Chancen, die ihnen verschiedene Vermittler und Verhandlungspläne boten, hin- und herwechselten und den Verhandlungsprozess zu ihren Gunsten hinauszögerten – zum Schaden des Friedens. Wenn dies in Kenia geschehen sollte, hätten wir, angesichts der Schwierigkeiten, die uns dort erwarteten, kaum noch eine Aussicht auf Erfolg. Die Alternative, vor die ich alle Beteiligten stellte, war einfach: Entweder wir würden die unangefochtene Führung im Vermittlungsprozess haben, oder ich würde nicht nach Kenia gehen.
Ich nahm an, dass es ungefähr zwei Wochen dauern würde, die Spannungen zu vermindern und in den Verhandlungen einen Durchbruch zu erzielen. Zuvor wollte ich, wie ich Kufour mitteilte, in mein Haus in Genf zurückkehren, um meine Angelegenheiten zu ordnen und sicherzustellen, dass der Weg für unsere Vermittlung frei war.
Meine Abreise nach Kenia war für den 16. Januar geplant. Doch am Tag zuvor spürte ich, wie ein Fieber in mir ausbrach. Da ich gerade aus Ghana kam, ging ich zum Arzt, um mich auf Malaria testen zu lassen. Man sagte mir, dass alles in Ordnung sei. Aber als ich am nächsten Tag in Begleitung von Ruth McCoy, der ideenreichen, erfahrenen Geschäftsführerin meiner Stiftung, zum Flugplatz fuhr, stieg meine Temperatur steil an und ich bekam Schüttelfrost. »Bringen Sie mich ins Krankenhaus«, sagte ich zum Fahrer.
Man brachte mich in die Notaufnahme und wies mich dann ins Krankenhaus ein. Dort sagte man mir, dass ich mindestens zehn Tage mit Medikamenten behandelt werden müsse, und zwar intravenös im Krankenhaus. »So lange kann ich nicht warten«, protestierte ich. »Ich muss sofort nach Kenia reisen.« Das sei unmöglich, erwiderte man. Inzwischen hatte sich neben dem Arzt das gesamte medizinische Team an meinem Bett versammelt, und wir führten regelrechte Verhandlungen. »Und wenn ich mich zu Hause ausruhe und für mich selbst sorge?«, schlug ich vor. Auch dies sei unmöglich, beschied man mich. Ich müsse bleiben und die Medikamente intravenös erhalten. Ich könne auf gar keinen Fall zehn Tage bleiben, entgegnete ich. Ob nicht fünf Tage ausreichten und ich die hochdosierten Antibiotika anschließend oral einnehmen könnte? Das billigten sie mir widerstrebend zu, und so befand ich mich fünf Tage später, mit einer großen Packung Antibiotika im Gepäck, wieder auf dem Weg nach Afrika.
Es war nicht ideal. Infolge der bakteriellen Infektion war ich stark geschwächt. Mein Körper war überanstrengt; ich spürte, wie als Reaktion auf das Fieber und in Kombination mit den Antibiotika eine tiefe Erschöpfung einsetzte, und verschlief fast den gesamten Flug. Aber die Tage im Krankenhaus waren auch nützlich gewesen. Ich hatte Gelegenheit gehabt, eine Reihe von Telefongesprächen mit bedeutenden internationalen Akteuren zu führen, um unserer Vermittlungsmission ihre umfassende und ungeteilte Unterstützung zu sichern – mit der AU , der EU , hier insbesondere mit Großbritannien und Frankreich, den USA und der UNO , wo mir Generalsekretär Ban Ki-moon seine volle Unterstützung zusicherte und mir gestattete, Mitarbeiter des Sekretariats für meine Mission zu rekrutieren. Weitere Mitarbeiter fand ich im Zentrum für humanitären Dialog, einschließlich seines
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