Ein Leben lang
unterm Arm, sagte nichts, sondern deutete nur flüchtig mit dem Kopf zum Haus.
„Nach Ihnen.“
Während Rebecca vorging, war sie sich des Mannes hinter sich und der Lässigkeit, mit der er ihr Gepäck trug, überdeutlich bewusst. Der Metallriegel des alten Tors glänzte neu und ließ sich leicht öffnen. Rebecca ging durch das Tor, betrat den mit Kies belegten Weg dahinter und blieb dann stehen, um das Tor wieder zu schließen, aber Jackson war schneller und schob es beiläufig mit der Stiefelspitze zu.
Sie ging vor ihm den Kiesweg hinauf. Das alte Haus gefiel ihr ausnehmend gut.
Bei näherem Hinsehen entdeckte sie, dass eine der drei breiten Stufen, die auf die Veranda führten, offenbar erst kürzlich erneuert worden war. Die ausgetretenen Verandadielen knarrten leise unter ihren Füßen, und Jacksons Absätze hallten hohl. Gleich darauf schob sich seine Hand nach vorn, um die Vordertür zu öffnen.
Sie betraten eine rechteckige Eingangshalle mit abgenutzten Holzdielen.
Rechterhand war eine Treppe und links ein Durchgang zu einem Wohnzimmer sowie ein Flur, der offenbar in den hinteren Teil des Erdgeschosses führte.
„Die Schlafzimmer sind oben“, ertönte Jacksons tiefe Stimme hinter ihr.
Rebecca wandte sich nach rechts und ging die Treppe hinauf, die Hand auf dem alten, seidig glatten Eichenholzgeländer.
Auf dem oberen Flur, auf dem ein Läufer mit Rosenmuster in einem ausgebleichten Altrosa lag, standen alle Türen offen.
Jetzt überholte Jackson sie und ging voran.
„Da ist das Bad. Es gibt nur eins.“ Ohne stehen zu bleiben ging er an der Tür vorbei.
Rebecca erhaschte einen kurzen Blick auf schwarzweiße Kacheln, ein Sockelwaschbecken und eine riesige Badewanne mit Löwenklauenfüßen. Im Vorbeigehen stieg ihr ein prickelnder Duft nach Seife und einem sehr männlich riechenden After Shave in die Nase.
„Hier ist Ihr Zimmer.“ Er verschwand in einem Raum am Ende des Flurs.
Rebecca blieb auf der Schwelle stehen und schaute sich um. Jackson stellte ihr Gepäck am Fußende eines schlichten, weiß gestrichenen Eisenbetts ab. Daneben stand ein Nachttisch aus Eichenholz, auf dem eine kleine Lampe stand.
Ansonsten befand sich in diesem Zimmer noch ein Schrank an der gegenüberliegenden Wand, der bis auf ein paar alte Kleiderbügel leer war, und am Fenster stand ein rechteckiger Tisch mit einem Stuhl davor, der zwar nicht zum Tisch passte, aber immerhin einen einigermaßen stabilen Eindruck machte.
Die Wände waren nackt, vor den hohen Schiebefenstern, hingen keine Vorhänge.
Das Zimmer enthielt nur das Nötigste, aber es war penibel sauber.
„Es ist nichts Besonderes.“
Als Rebecca Jackson einen Blick zuwarf, sah sie, dass er mit vor der Brust verschränkten Armen dastand und sie beobachtete.
„Es ist in Ordnung“, versicherte sie ihm und lächelte ein bisschen, als sie sein ungläubiges Gesicht sah. „Ich habe mit Schlimmerem gerechnet. Es ist völlig okay.“
„Wenn Sie meinen.“
Wenig überzeugt zuckte er die Schultern und ging wieder zur Tür. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal zu ihr um.
„Am besten richten Sie sich erst mal häuslich ein. Ich habe noch bis sechs zu arbeiten, aber nach dem Abendessen könnten wir gemeinsam die Bücher durchgehen.“
„Sehr gern“, stimmte Rebecca zu.
Er nickte abrupt, dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer.
Rebecca verharrte bewegungslos und lauschte seinen sich entfernenden Schritten nach, während er die Treppe hinunter und durch die Eingangshalle ging. Wenig später hörte sie, wie die Fliegengittertür quietschend ins Schloss fiel.
„Geschafft.“ Sie ließ sich auf die Bettkante fallen, streifte sich die Schuhe ab und starrte an die nackte Wand.
Sie wusste nicht genau, was genau sie von dem Besitzer der Rand Ranch erwartete hatte, aber mit einem Mann wie Jackson Rand hatte sie ganz gewiss nicht gerechnet.
Seit ihrem Collegeabschluss vor vier Jahren arbeitete sie bei Bay Area Investments, der Investmentfirma ihrer Mutter. Sie war oft unterwegs, um mit Kunden vor Ort zusammenzuarbeiten, doch dieses Projekt hier war etwas Besonderes. Als ihre Mutter sie gebeten hatte, für einen plötzlich erkrankten Mitarbeiter einzuspringen, hatte sie bereitwillig zugestimmt. Doch als sie gehört hatte, dass für die Durchführung des Auftrags ein mindestens zweimonatiger Aufenthalt auf einer Ranch im östlichen Montana erforderlich war, war sie nicht
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