Ein Liebeslied für dich - Miller, L: Liebeslied für dich
es ohne Hilfe auf die Veranda. „Bravo!“, lobte Brad.
„Du, ich habe eine Idee!“, verkündete Meg.
Er sah sie an. „Was für eine?“
„Wir könnten deine Liebesszene proben – nur, damit du sie vor der Kamera gut hinbekommst.“
„Bist du denn kein bisschen eifersüchtig?“, fragte er erstaunt.
„Worauf?“
„Ich soll Cynthia küssen und mich nackt mit ihr herumwälzen. Macht dir das nichts aus?“
„Ich halte mir solange die Augen zu“, scherzte sie und wurde wieder ernst. „Falls Cynthia dir jedoch noch etwas bedeutet, solltest du es mir sagen – jetzt.“
Er legte die Hände auf ihre Schultern. „ Du bedeutest mir etwas, Meg McKettrick. Ich habe es immer mit anderen Frauen versucht, mit Valerie und sogar mit Cynthia, aber ich musste immer an dich denken. Ich habe den Wirtschaftsteil der Zeitungen gelesen, meine Schwestern ausgefragt und auf der Homepage von McKettrickCo nachgesehen. Jedes Mal, wenn ich deinen Namen las, wurde mir ganz flau im Magen. Dauernd habe ich damit gerechnet, deine Verlobungsanzeige zu sehen.“
„Was hättest du dann getan?“, fragte sie gespannt.
„Die Hochzeit verhindert“, gab er unumwunden zu. „Ich hätte dir eine Szene gemacht, die in die Geschichte von Indian Rock und Stone Creek eingegangen wäre.“ Er lächelte verlegen.
„Ha, meine Cousins hätten dich aus der Kirche geworfen.“
„Ich hätte mich gewehrt und nach dir gerufen wie Stanley nach Stella in Endstation Sehnsucht .“
„Du bist unmöglich.“
„Und verrückt nach dir. Aber das willst du ja nicht hören.“
„Stell mich doch auf die Probe.“
„Na gut! Ich liebe dich, Meg McKettrick. Das habe ich immer getan und das werde ich immer tun.“
„Du hattest recht – das wollte ich wirklich nicht hören.“
„Dann probieren wir die Liebesszene also doch nicht?“
Lächelnd stellte Meg sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn aufs Kinn. „ Das habe ich nicht gesagt.“
Brad senkte den Kopf und knabberte an ihrer Lippe. „Dann lass uns gleich anfangen.“
Meg schreckte aus einem erschöpften Schlaf hoch, stützte sich auf die Ellbogen, schaute auf die Uhr an Brads Bett und schrie auf.
„Was ist?“, fragte er und war schlagartig hellwach.
„Sieh dir an, wie spät es ist! Carly hat in fünfzehn Minuten Schulschluss!“
Brad tastete nach dem Telefonhörer und reichte ihn ihr. „Ruf an und sag, dass du später kommst.“
Meg wählte die Auskunft und ließ sich mit der Middle School in Indian Rock verbinden.
Als sie eine Dreiviertelstunde später dort eintraf, saß Carly betrübt im Büro des Direktors. Ihre Miene erhellte sich, als sie sah, dass Meg nicht allein kam.
„Na fein!“, sagte sie. „Brad O’Ballivan holt mich persönlich von der Schule ab, und außer den Idioten, die nachsitzen müssen, sieht es niemand. Und wer glaubt denen schon?“
Brad lachte. „Habe ich dir schon erzählt, dass ich einer der Idioten war, die dauernd nachsitzen mussten?“
„Im Ernst?“
„Komm jetzt nicht plötzlich auf die Idee, dass Nachsitzen cool ist!“, warnte Meg.
Carly verdrehte die Augen.
Auf der Fahrt nach Flagstaff redete das Mädchen ohne Unterbrechung, doch je näher sie dem Krankenhaus kamen, desto stiller wurde es.
Ted sah schlimmer aus als jemals zuvor. Mit eingefallenen Wangen, angeschlossen an viele Schläuche und Geräte lag er da. Meg erschien es, als hätte ihr Vater seine letzte Kraft dazu verwendet, Carly ein Zuhause zu verschaffen. Zum ersten Mal begriff sie wirklich, dass er nicht mehr lange zu leben hatte.
Brad schob Meg unauffällig näher zum Bett hin.
„Wie wäre es mit einem Milchshake in der Cafeteria?“, hörte sie ihn zu Carly sagen.
Dann gingen die beiden hinaus, und Meg war allein mit dem Mann, der sie vor so langer Zeit verlassen hatte.
„Der junge Mann ist in dich verliebt“, sagte Ted.
„Er hat mich auch verlassen“, erwiderte sie. „Es ist ein Muster in meinem Leben – erst du, dann Brad.“
„Tu dir einen Gefallen und steck ihn nicht mit mir in eine Schublade. Und lass nicht zu, dass Carly den gleichen Fehler begeht, wenn sie alt genug dafür ist. Ich kann nicht mehr wiedergutmachen, was ich dir angetan habe, aber er kann es. Gib ihm die Chance dazu.“
Meg kamen die Tränen. „Ich will nicht, dass du stirbst“, sagte sie mit erstickter Stimme.
Ted streckte eine Hand aus. „Ich auch nicht. Komm her, Kind.“
Sie nahm die Hand und legte ihre Stirn an seine. Die grauen Stoppeln an seinen Wangen waren feucht,
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