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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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derjenige, der Reid und Liddy Baxter vorgeschlagen hat?«
    »Ich habe ihn auf diese Möglichkeit hingewiesen.«
    »Und Sie sind sogar noch einen Schritt weitergegangen, nicht wahr? Sie haben ihm einen Anwalt besorgt.«
    Pastor Clive nickt. »Das Gleiche hätte ich für jedes andere Mitglied meiner Gemeinde auch getan …«
    »Und Sie haben Max nicht nur einfach einen Anwalt besorgt, Pastor Clive, sondern den berühmtesten Anwalt des Landes verschafft, wenn es um die Rechte Ungeborener geht, nicht wahr?«
    »Ich kann nichts dafür, wenn Max’ Not die Aufmerksamkeit von einem Anwalt mit diesem Prestige erregt.«
    »Mr. Lincoln, Sie haben erklärt, der Zweck der Ehe sei die Fortpflanzung.«
    »Ja.«
    »Sagt die Bibel auch irgendetwas über heterosexuelle Paare, die keine Kinder bekommen können?«
    »Nein.«
    »Was ist mit heterosexuellen Paaren, die zu alt sind, um noch Kinder zu bekommen?«
    »Nein …«
    »Und was ist mit Menschen, die ein Leben lang Single bleiben? Verdammt die Bibel auch sie als unnatürlich?«
    »Nein.«
    »Und das obwohl sie sich nicht fortpflanzen?«
    »Es gibt noch viele andere Stellen in der Bibel, wo die Homosexualität verdammt wird«, erklärt Pastor Clive.
    »Ach ja. Dieses nette Stück aus Leviticus, das Sie uns vorgelesen haben. Mr. Lincoln, ist Ihnen bewusst, dass das Buch Leviticus ein Heiligkeitsgesetz ist, das vor über dreitausend Jahren niedergeschrieben wurde?«
    »Natürlich.«
    »Und wissen Sie auch, dass Heiligkeitsgesetze stets einem ganz bestimmten Zweck gedient haben? Dass es sich nicht um Gebote, sondern um Verhaltensregeln handelte, an die gläubige Menschen sich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort halten sollten? Pastor Clive, ist Ihnen bewusst, dass die Regeln in Leviticus ausschließlich für Priester in Israel gedacht waren? Dass er sie dazu auffordern wollte, sich selbst an höhere Maßstäbe zu halten als – sagen wir – zum Beispiel in Griechenland?«
    »Wenn Sie diese Verse lesen, ist vollkommen klar, was richtig ist und was falsch. Sie können ruhig versuchen, es historisch wegzudiskutieren, aber es ist auch heute noch von moralischer Relevanz.«
    »Wirklich? Haben Sie gewusst, dass in Leviticus auch weitere Verbote stehen? So werden dort zum Beispiel wilde Frisuren untersagt. Haben Sie das gewusst?«
    »Nun …«
    »Und es gibt auch ein Tattooverbot.« Angela lächelt. »Ich habe selbst eins, aber ich werde Ihnen nicht verraten wo.« Die Anwältin tritt näher an Pastor Clive heran. »Tragen Sie da eine Seidenkrawatte auf Ihrem Leinenhemd? Haben Sie gewusst, dass Leviticus auch untersagt, Kleidung aus verschiedenen Stoffen zu tragen?«
    »Ich verstehe nicht, was …«
    »Und hey, es gibt dort auch einen Vers, der Ihnen untersagt, Schweinefleisch und Schalentiere zu essen. Sie mögen doch Scampi, nicht wahr, Pastor Clive?«
    »Das ist nicht …«
    »Und es wird dort auch untersagt, sich die Zukunft voraussagen zu lassen. Und was ist mit Football? Sie mögen doch Football, oder? Ich meine, wer mag das nicht? Nun, es gibt da einen Vers, der es untersagt, mit der Haut eines Schweins zu spielen. Pastor Clive, würden Sie nicht auch sagen, dass viele der Verbote dort inzwischen historisch überholt sind?«
    »Einspruch«, sagt Wade. »Die Frau Anwältin sagt gerade selber als Zeugin aus.«
    Der Richter neigt den Kopf. »Wie du mir, so ich dir, Mr. Preston. Einspruch abgelehnt.«
    »Die Bibel hat für viele Menschen viele unterschiedliche Bedeutungen, aber sie ist definitiv kein Sexhandbuch, nicht wahr?«
    »Natürlich nicht.«
    »Warum zum Teufel schlagen Sie dann ausgerechnet dort nach, wenn Sie nach Tipps für eine angemessene, sexuelle Aktivität suchen?«
    Pastor Clive schaut der Anwältin in die Augen. »Ich schlage alles in der Bibel nach, Miss Moretti. Auch wenn es um Beispiele für sexuelle Abartigkeiten geht.«
    »Was sagt sie denn über Klistiere als sexuelle Praxis?«
    Wade springt auf. »Einspruch!«
    »Also wirklich, Miss Moretti.« Der Richter funkelt sie an.
    »Sollen wir etwa davon ausgehen, dass es sexuelle Perversionen gibt, die in der Bibel nicht erwähnt werden?«
    »Das ist durchaus möglich«, erwidert Pastor Clive. »Die Bibel ist nur eine allgemeine Richtlinie.«
    »Aber jene Spielarten von Sexualität, die in der Bibel erwähnt werden, die sind Ihrer Meinung nach Gottes Wort, korrekt? Unabänderlich und gültig für alle Zeit?«
    »Das ist korrekt.«
    Angela Moretti holt eine Bibel von ihrem Tisch, die voller

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