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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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jetzt unglaublich schnell gehen«, antwortet Angela. »Er könnte sich einfach an den Vertrag halten, und dann ist morgen um Viertel nach neun alles vorbei. In jedem Fall bietet sich ihm hier ein Möglichkeit, das alles sehr schnell zu erledigen. Die Rechtslage ist klar. Und es würde seinem Ruf auch nicht gerade schaden, wenn man sein Urteil mit dem Salomons vergleichen würde.« Sie steht auf und schnappt sich ihre Aktentasche. »Ich bin dann mal weg. Ich habe noch viel zu tun bis morgen.«
    Als die Tür sich hinter ihr schließt, vergräbt Zoe das Gesicht in den Händen. »Wir hatten es doch fast geschafft«, flüstert sie.
    Dara beugt sich über sie und küsst sie auf den Kopf. »Du brauchst jetzt erst einmal etwas zu essen«, sagt sie. »Es gibt nur wenig auf dieser Welt, was sich mit Oreos nicht lösen ließe.«
    Sie verlässt den Raum, um unten einen Snackautomaten zu plündern. In der Zwischenzeit reibe ich Zoe den Rücken. Ich komme mir vollkommen hilflos vor. »Wer zum Teufel ist Salomon?«, frage ich.
    Ein leises Lachen entspringt ihrer Kehle. »Meinst du das ernst?«
    »Was denn? Ist das etwa irgend so ein berühmter Anwalt oder Politiker, den ich kennen sollte?«
    Zoe setzt sich auf und wischt sich die Augen ab. »Salomon war ein biblischer König. Er war superklug. Als zwei Frauen mit einem Baby zu ihm kamen, von dem beide behaupteten, die Mutter zu sein, da hat Salomon vorgeschlagen, das Kind in zwei Teile zu hacken, sodass sie beide ein Stück bekommen könnten. Eine Frau ist hysterisch geworden und hat gesagt, sie würde lieber aufgeben, als zuzulassen, dass man das Kind tötet, und so hat Salomon die echte Mutter erkannt.« Zoe zögert. »Ich würde das auch tun, weißt du? Ich würde lieber Max die Embryonen geben, als zuzulassen, dass sie vernichtet werden.« Erneut wischt sie sich über die Augen. »Du wärest eine fantastische Mom geworden, Vanessa.«
    »Noch ist es nicht vorbei«, erwidere ich.
    Ich sage das nur, weil Zoe das hören will.
    Doch ich vermisse bereits etwas, das ich nie gehabt habe.

Max
    Als ich am nächsten Morgen in die Küche komme, gießt Wade Preston gerade Sirup auf eine Waffel. Er sieht gut ausgeruht und frisch aus, was ich von mir nicht gerade behaupten kann. Ich glaube, letzte Nacht habe ich keine fünf Minuten am Stück geschlafen. Andererseits hat Wade ja auch seine Lakaien, die ihm die Recherche abnehmen. Vermutlich hat er sich noch Jay Leno angeschaut und ist dann zu Bett gegangen.
    »Guten Morgen, Max«, sagt er. »Ich habe Reid hier gerade ein wenig über Vertragsrecht aufgeklärt.«
    Ich rieche Mango und Pfefferminz, als Liddy sich über mich beugt, um mir einen Teller hinzustellen. Sie trägt einen Bademantel. Unwillkürlich sträuben sich mir die Nackenhaare.
    Kurz frage ich mich, warum Wade seine Strategie meinem Bruder erklärt und nicht mir. »Wenn der alte Ziegenbock beschließt, dem Vertrag wortgetreu zu folgen«, sagt Wade, »dann werde ich jede Pro-Life-Gruppe in diesem Land mobilisieren, und er wird im schlimmsten Sturm der Entrüstung in Ruhestand gehen, den man sich vorstellen kann. Aber er weiß, dass er in der Zwickmühle sitzt, deshalb gehe ich davon aus, dass er es sich zweimal überlegen wird, bevor er seine Entscheidung verkündet.«
    »Und«, fügt Reid hinzu, »wenn die Kirche in diesem Fall das Opfer ist, dann rückt uns das in ein gutes Licht.«
    Ich schaue ihn an. »Nicht die Kirche.«
    »Wie bitte?«, fragt Wade.
    »Die Kirche ist hier nicht das Opfer, sondern ich. Das sind meine Embryonen. Meine ungeborenen Kinder.«
    »Nanana, Max …« Wade trinkt einen kräftigen Schluck Kaffee und schaut mich über den Rand seines Bechers hinweg an. »Lassen Sie das bloß den Richter nicht hören. Sie haben hier nicht die Verbindungen. Diese Babys sind für Ihren Bruder und seine Frau bestimmt.«
    Es scheppert in der Spüle. Liddy hat einen Löffel fallen gelassen. Sie legt ihn auf den Abtropfständer und dreht sich zu uns um. »Ich werde mich jetzt anziehen«, verkündet sie und verlässt die Küche, ohne mir in die Augen zu sehen. Während Wade weiterredet, starre ich auf das Sonnenlicht, das die Stelle in helles Licht taucht, an der Liddy gerade noch gestanden hat.
    Pastor Clive ist nicht da. Ausgerechnet heute, da ich seine Unterstützung bei Gericht mehr brauche denn je, bleibt der Platz unmittelbar hinter mir leer.
    Ich kann mir denken, dass Zoe ähnlich empfindet. Es ist fünf nach neun, die Anhörung hat begonnen, und ihre Anwältin ist nicht

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