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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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Wir lachten wie die Blöden. Doch da entdeckte ich plötzlich vorn am Tresen einen schmalen, dunkelhaarigen Typen, der sich einen Kaffee zum Mitnehmen bestellte. Raf!
    Ich sagte zu Jack, ich würde ihm eine Serviette holen, und lief nach vorn. Dann tat ich ganz überrascht: »Hey, Raf, was machst du denn hier? Ihr habt doch selber ein Café.«
    Raf sah furchtbar aus. Die tiefen Ringe unter seinen Augen waren fast schwarz, und als er den Pappbecher mit Latte Macchiato entgegennahm, zitterte seine Hand.
    »Hi, Lia«, sagte er. »Ich … äh …«
    »Setz dich doch zu uns«, forderte ich ihn auf.
    Schweigen. Peinliches Schweigen.
    »Wenn du den Kaffee hier trinken willst, kostet das noch mal fünfzig Pence«, sagte Janice hinter der Theke.
    Raf sah so bestürzt aus, als ginge es um fünfzigtausend Pfund. Er kramte in seinen Hosentaschen.
    »Hier!« Ich warf Janice ein Fünfzigpencestück zu. Sie spielte mit Mum Korbball, daher wusste ich, dass sie die Münze fangen würde. Ich fand es ja irgendwie traurig, dass sich gestandene Frauen mit einem Spiel amüsierten, für das sogar ich allmählich zu alt wurde, aber das verstand Mum nicht. Es leuchtete ihr nicht ein, dass ich Aquaaerobic, Pilates oder etwas in der Art viel passender für sie fand.
    Raf kam hinter mir her an unseren Tisch. »Guck mal, wen ich mitgebracht habe!«, sagte ich.
    »Wen denn?« Jack schmierte sich gerade einen Toast und blickte nicht auf.
    »Raf. Du kennst ihn. Ich bin mit ihm zusammen in Chemie.«
    Plötzlich lag Spannung in der Luft.
    »Stimmt«, sagte Jack dann. »Wir kennen uns. Hallo, Raff.«
    Ich schob Jack eine Handvoll Servietten hin. »Er heißt nicht Raff, sondern Raf.«
    »Es war ein Tor«, sagte Raf. »Ganz klar.«
    »Es war ’ne rote Karte.«
    »Die Entscheidung des Schiedsrichters gilt.«
    »Du hast gefoult.«
    »Und du kannst nicht verlieren.«
    »Hast du Ollies Bein gesehen, nachdem du ihn umgerannt hast? Oder hast du was verwechselt und gedacht, wir spielen Rugby?«
    Ich mischte mich ein. »Hört endlich auf! Ich hab im Lotto gewonnen! Das ist wichtiger als euer Fußball.«
    »Das sehe ich nicht so«, sagte Jack. »Hier geht’s schließlich um eiskalten Betrug.«
    Raf zuckte die Achseln. »Wir haben trotzdem gewonnen.«
    Ich gab es auf, aß mein Croissant auf und trank meinen Tee aus.
    »Jetzt werde ich das Geld mit vollen Händen zum Fenster rausschmeißen«, sagte ich dann. Dabei hatte ich noch keine Ahnung, wie und wo ich eigentlich an meinen Gewinn herankommen sollte.
    »Angeberin!«, sagte Jack.
    Raf grinste bloß.
    »Nach den Prüfungen mache ich erst mal richtig Urlaub. Auf Ibiza. Oder auf Kreta. Mit Freunden. Eigentlich wollte ich euch beide auch einladen. Aber das geht natürlich nicht, wenn ihr euch die ganze Zeit zofft.«
    Das wirkte. Raf bekam einen ganz komischen Blick. Als versuchte er, sich an etwas zu erinnern, das lange her war.
    »Kreta ist schön«, sagte er leise. »Ich war schon mal da. Gefällt dir bestimmt.«
    »Du hast was vergessen, Lia«, sagte Jack.
    »Was denn?«
    »Shazias Vater erlaubt ihr bestimmt nicht mitzufahren, wenn Jungs dabei sind. Oder willst du ihn bestechen?«
    Hm. Jack hatte recht. Früher hatte sich Shazias Vater nicht groß um Religion gekümmert, aber seit ein paar Jahren rannte er dauernd in die Moschee und verlangte von seiner Familie, dass sie nach islamischer Tradition lebte. Er drohte Shaz, dass er sie in eine reine Mädchenschule stecken würde, und seit einem Jahr trug sie Kopftuch. Wir hatten nie so richtig darüber gesprochen. Shaz witterte überall Vorurteile gegen den Islam und hielt Jack oft Vorträge, weil sein Vater den Daily Express las, aber im Stillen hatte ich angenommen, dass sie die Vorschriften ihres Vaters bescheuert fand, das Kopftuch inklusive. Wenn sie achtzehn war, würde sie das Ding bestimmt in den Müll schmeißen und so leben, wie sie es für richtig hielt.
    »Ich muss drüber nachdenken«, sagte ich. »Vielleicht können wir ja so tun, als ob nur Shaz und ich fahren. Oder wir machen in einem islamischen Land Urlaub, in Marokko zum Beispiel oder in der Türkei.«
    »Oder in Dubai«, sagte Raf versonnen. »Dort steht das einzige Sechs-Sterne-Hotel der Welt.«
    »Offenbar bist du schon fleißig dabei, Lias Geld auszugeben«, konterte Jack. »Als ihr Manager muss ich dir mitteilen, dass sie in ein Sechs-Sterne-Hotel nur ihre engsten Freunde mitnimmt. Also mich – und Shaz, wenn die mitdarf.«
    Raf trank seinen Latte Macchiato aus und stand auf. »Ich geh

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