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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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würde, diesen Duft zu schnuppern?
    »Hi, Lia. Na, wie wär’s mit einem kleinen Quickie am Morgen? Natürlich müssen wir erst meine Mutter loswerden.«
    Er redete absichtlich laut, damit Donna ihn hörte. Sie machte sich draußen im Flur zu schaffen. Jetzt stieß sie einen ärgerlichen Laut aus und verschwand türenknallend.
    »Träum weiter, Vollidiot«, sagte ich.
    »Jetzt hab dich nicht so. Nur ’ne schnelle Nummer. Du willst es doch auch. Oder warum bist du sonst hergekommen?«
    »Weil ich dir was Wichtiges erzählen muss.«
    Jack machte erst ein verständnisloses Gesicht, dann fragte er: »Hast du Mist gebaut, Lia?«
    Ich boxte ihn in die Rippen. »Ich hab im Lotto gewonnen! Acht Millionen. Wenn ich will, kann ich eure ganze Straße aufkaufen.«
    »Schwachsinn. Du hast keine Ahnung von Grundstückspreisen.Frag mal meinen Cousin Eddie, der ist Immobilienmakler.«
    »Dein Cousin interessiert mich nicht. Es geht auch nicht um Grundstückspreise. Es geht darum, dass ich im Lotto gewonnen habe!«
    Wenn ich Jack beim Kapieren zuschaute, musste ich immer an einen tiefen, tiefen Brunnen denken. Man warf eine Münze hinein, es blieb lange still, dann machte es irgendwann plopp und kleine Wellen kräuselten sich.
    »Scheiße! Fuck!« Jack stieß sein gesammeltes Vokabular an Flüchen aus, richtete sich dann auf und drückte mich so fest, dass mir die Luft wegblieb. Im selben Augenblick stürzte Donna ins Zimmer.
    »Du sollst nicht fluchen, Jack! Und was ist hier überhaupt los?«
    »Gar nix. Außerdem bin ich schon sechzehn und habe ein Recht auf meine Intimsphäre. Wenn ich in meinem Zimmer mit einem Mädchen rummache, geht dich das gar nichts an.«
    »Aber nicht mit mir«, sagte ich und machte mich los. »Ich rufe Shaz an und frage sie, ob sie ins Café an der Hauptstraße kommt. In einer halben Stunde, okay?«
    Shaz hatte keine Zeit, darum gingen nur Jack und ich frühstücken. Das Lokal – das Einzige, das in der Umgebung infrage kam – war früher ein ziemlich schmieriger Imbiss gewesen. Janice, die neue Pächterin, hatte sich etwas einfallen lassen. Das Essen war jetzt viel besser und auf den Tischen lagen gepunktete Wachstuchdecken.
    Jack löffelte Zucker in seinen Tee und rührte um. »Dann erzähl mal.«
    »Ich hab dir doch schon alles erzählt. Ich hab acht Millionen und ein paar Zerquetschte gewonnen.«
    »Mit dem Lottoschein, den wir neulich gekauft haben?«
    »Genau.«
    Jack grinste von einem Ohr zum anderen. Dieses Grinsen erschien auch auf seinem Gesicht, wenn er ein Tor geschossen hatte oder wenn wir in der Schule sein Lieblingsfach hatten: Ernährungskunde/Kochen. Oder wenn er an Sex dachte. Und da sich sein ganzes Leben um Fußball, Essen und Sexfantasien drehte, grinste er praktisch pausenlos. Er hatte sich zwei Ziele gesetzt: eines Tages für Tottenham zu spielen und eine eigene Kochshow zu haben.
    »Am besten beides gleichzeitig. Dann bin ich der erste sternekochende Profifußballer der Welt«, hatte er mir anvertraut.
    »Acht Millionen – krass! «, sagte er, als die Bedienung einen Teller mit Eiern, Speck und Würstchen vor ihn hinstellte.
    »Ich lade dich ein«, sagte ich großzügig und kleckerte Erdbeermarmelade auf ein Croissant, das mein Vater höchstpersönlich gebacken hatte. Das Café gehörte zu Dads besten Kunden.
    »Ab jetzt lädst du mich immer ein«, sagte Jack mit vollem Mund.
    »Wieso das denn?«
    »Weil ich dein Manager bin. Ich hab den Schein gekauft.«
    »Äh … ich brauche aber keinen Manager.«
    »Doch. Du brauchst jemanden, der alles für dich organisiert.«
    »Aber das bist bestimmt nicht du. Du könntest nicht mal die Warteschlange an der Bushaltestelle organisieren.«
    »Ich bin Kapitän der A-Mannschaft. Das ist ja wohl Beweis genug für meine Führungsqualitäten.«
    »Du meinst die A-Mannschaft, die vor zwei Wochen gegen die B-Mannschaft verloren hat?«
    Jack streckte mir die Zunge raus. »Ich hab’s ja gewusst, dass der Schein dein tollstes Geburtstagsgeschenk wird«, sagte er dann.
    »Red keinen Scheiß. Dir ist nichts Besseres eingefallen. Du konntest nicht ahnen, dass der Wisch acht Millionen wert ist.«
    »Das ist mal wieder typisch! Ich kaufe dir ein Geschenk für acht Millionen und du bist immer noch nicht zufrieden. Außerdem hab ich gesagt, ich kauf dir noch ’ne DVD. Aber das kann ich mir ja jetzt sparen. Frauen! «
    »Was soll das heißen?«
    Er stopfte das ganze Spiegelei auf einmal in den Mund. Der Dotter platzte und das Eigelb lief ihm übers Kinn.

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