Ein Magier auf Höllentrip
Mit meiner freien Hand zog ich Cuthbert.
»Was willst du jetzt schon wieder?« kreischte das Schwert.
»Keine Angst«, beruhigte ich die Waffe. »Diesmal mußt du niemanden umbringen.«
»Gott sei Dank!« stieß das Schwert mit hörbarer Erleichterung hervor. »Das war alles zu viel für mich; meine Nerven machen das nicht mit.«
»Bald ist alles vorbei«, fuhr ich fort. »Wir müssen nur noch ein winziges kleines Nasenhärchen von dem Dämonen abschneiden.«
»Du verlangst von mir, daß ich mich in die Nase eines Dämonen begebe?« schrillte Cuthbert. »Hast du denn gar kein Ehrgefühl?«
»Komm schon!« wehrte ich ab. »So schlimm wird es schon nicht werden. Ein kurzes ›Schnipp‹, und schon bist du wieder draußen!«
»Du hast leicht reden!« beschwerte sich das Schwert. »Du mußt dich ja nicht durch die Nasalgänge dieser seltsamen Kreatur winden. Der Himmel mag wissen, wie ich da überhaupt reinkommen soll!«
Ich erkannte allmählich, daß die Entfernung des Haars komplizierter werden würde, als ich mir das vorgestellt hatte.
Cuthbert hatte nämlich gar nicht so unrecht. Er war ein ziemlich breites Schwert, und, so groß Guxx auch sein mochte, so groß war seine Nase auch wieder nicht. Die Operation würde sehr viel Fingerspitzengefühl erfordern. Es mußte einen besseren Weg geben.
Guxx begann sich wieder zu regen.
»Eine einzige Bewegung«, warnte ich ihn, »und du bekommst das Horn wieder zu hören.«
»Beweg dich nicht!« flehte ihn der Rest meiner Gruppe an. »O bitte, beweg dich nicht!«
Und dann kam mir eine Idee.
»Norei«, begann ich. »Du sagtest doch, du würdest dich mit Haushalts- und Landwirtschaftssprüchen gut auskennen.«
»Ja?« fragte sie.
»Dann kennst du doch bestimmt auch ein paar einfache Wachstumssprüche.«
»Natürlich«, erwiderte sie. »Warum?«
»Wäre es möglich, einen solchen Wachstumsspruch auf ein einzelnes Nasenhaar zu legen?«
»Oh!« rief sie strahlend aus, als sie die Richtung meiner Gedanken erriet. »Nichts einfacher als das!«
Sie vollführte drei knappe Gesten, begleitet von einigen kurzen magischen Sätzen. Eine schwarze Borste wand sich aus Guxxens Nüstern.
»Eklig ist es schon«, schauderte Norei.
»Keine Skrupel, bitte«, sagte Snarks. »Wir sind schließlich in den Niederhöllen. Was hattet ihr denn erwartet?«
Das Haar wuchs munter weiter. Ich wartete, bis es einen guten Fuß lang ans Licht des Tages getreten war.
»Gut«, wies ich Cuthbert an. »Jetzt werden wir es abschneiden.«
»Wenn es denn sein muß«, nörgelte Cuthbert, während ich ihn an die Arbeit führte. »Aua! Au! Hey Boß, so funktioniert es nicht!«
Cuthbert hatte recht. Wie kräftig ich auch sägte und schlitzte, ich bekam nicht eine kleine Kerbe in das Haar geschlagen. Guxx Unfufadoo war wirklich ein unbesiegbarer Dämon. Und das bedeutete, daß auch sein Nasenhaar unzerstörbar war!
»Du meinst, es gibt keine Möglichkeit für dich, dieses Haar abzuschneiden?« fragte ich schreckerfüllt.
»Tut mir leid«, zuckte Cuthbert mit dem Griff. »Ich bin zwar magisch, aber trotzdem nicht allmächtig.«
Ein ohrenbetäubender Schrei drang plötzlich aus dem Korridor, durch den wir die Schleimwerke betreten hatten.
»O weh«, ließ sich Snarks vernehmen. »Klingt wie Verstärkung. Wir müssen uns aus dem Staub machen.«
»Verdammnis!« bemerkte Hendrek. »Und was ist mit dem Haar?«
Nun war eine schnelle Entscheidung von mir gefragt. »Wir müssen den Wachstumsspruch fortsetzen! Norei, du mußt den Spruch verstärken! Und Cuthbert, wir müssen Kontakt mit meinem Meister aufnehmen!«
Guxx lachte laut auf.
Niemals bekommst du dieses Haar!
Schon nahen meine Treuen, tausend…
Die Stimme erstarb ihm in der Kehle, als ich auf Wonk wies. Ich überreichte Norei das Horn. »In ihren Händen wird es ebensogut wirken«, informierte ich den Dämonenführer. »Vielleicht können wir nicht deines ganzen Haares habhaft werden, aber ein Ende sitzt für uns allemal drin!«
Und mit diesen Worten ließ ich das Schwert dreimal über meinem Kopf kreisen, und das magische Fenster öffnete sich. Es zeigte wieder die Große Halle der Ost-Vushta-Akademie und zwei in rote Roben gekleidete Magier.
»Ich sehe schon, wie Ihr noch über Theorien faselt, während die Dämonen Euch schon in ihren Kochtopf werfen!« äußerte sich gerade Zimplitz.
»Und ich sehe Euch mit Euren schlichten Praxissprüchen wild herum hantieren, die leider jedoch vollkommen ungeeignet für einen wirkungsvollen
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