Ein Magier im Monsterland
verspielte Ader äußerst lästig! Hör jetzt bitte zu, was ich dir zu sagen habe! Ich fürchte, die Niederhöllen werden unseren Kontakt unterbrechen, und wir werden nie mehr die Gelegenheit haben…«
Meine Geliebte schrie auf. Ich konnte sie nicht mehr sehen.
Ein anderes Gesicht bildete sich in verschwommenen Umrissen vor meinen Augen aus. Ein Dämonengesicht mit vielen, vielen Zähnen.
Plötzlich erkannte ich, daß es sich um Guxx Unfufadoo den Schrecklichen handelte, den Verse schmiedenden Dämon, der die Krankheit meines Meisters auf dem Gewissen hatte.
Jetzt reicht uns deine Unverfrorenheit,
hol dich der Tod mit seiner Sense breit!
Ich hörte mich selbst schreien, blinzelte und befand mich – wieder unter den Monstern.
»So«, sagte der Greif in dumpfem Ton. »Wann fängst du mit deinem Spruch an?«
Es gab eine enorme Explosion.
»Kopf hoch, Leute!« schrillte ein hohes Stimmchen. »Jetzt beginnt die Schuhbert-Show!«
Der Qualm machte mich husten. Mit meinen verheulten Augen konnte ich noch gerade erkennen, daß sich neben mir auf der Bühne zwei Dinge materialisierten. Die eine war der Schuhbert.
Und die andere der größte Schuh, den ich je gesehen hatte.
Kapitel Acht
Von Zeit zu Zeit überrascht auch einen Magier mal eine Krise; sie gehört zu seinem Beruf, genauso wie die Roben und der Spitzhut. Es gibt sogar Zauberer, die inmitten von Krisen geradezu gedeihen: Mitunter kann man nämlich, indem man sozusagen mitten in den dicksten Schlamassel springt, eine Menge Kies machen – wenn man überlebt. Der erfahrenere Magier dagegen verschmäht nicht den reichlichen Einsatz von divinatorischen Sprüchen, so daß er zwar das Geld kassieren und die Masse beruhigen kann, aber doch auch genügend Zeit hat, das Gebiet zu verlassen, bevor es richtig losgeht.
- aus den LEHREN DES EBENEZUM, Band IV
Und der Schuh sprach zu mir.
»Wuntvor! Ich bin’s!«
Die Stimme meines Meisters! Mein erster Gedanke ging in die Richtung, daß der Schuhbert meinen Meister in einen gigantischen Schuh verwandelt haben mußte. Nach kurzer Zeit jedoch konnte ich meinen Verstand wieder gewinnbringend einsetzen und erkannte, daß man den Schuh groß genug konstruiert hatte, um Ebenezum aufzunehmen. Und nun befand er sich hier an meiner Seite, inmitten all dieser magischen Entladungen – und er nieste nicht.
»Meister!« rief ich überglücklich. »Ihr seid geheilt!«
»In gewisser Hinsicht«, erwiderte Ebenezum trocken. »Wenn ich es vorziehe, den Rest meines Lebens in diesem Schuh zu verbringen!«
»Doch wie kamt Ihr dort hinein?«
»Offensichtlich mit Hilfe von Schuhbert-Magie. Es begann, als unser Schuhbert plötzlich vor der Bruchbude, in der man uns untergebracht hatte, aufkreuzte. Er hatte diesen anderen kleinen Kerl mitgebracht, den er dauernd ›Hoher Schuhbert‹ nennt.« Der Magier legte eine Pause ein. »Aber was ist hier los? Ich kann so schlecht durch die Schlaufenlöcher sehen!«
»Nun, das ist eine Zusammenkunft von Wesen aus der Mythologie«, erklärte ich hastig. »Und sie verlangten von mir, daß ich einen anderen Magier kontaktieren sollte, oder sie würden mich fressen, und…«
»Wer wagt’s, die erste regulär einberufene Sitzung des Vereins zur Förderung Mythischer, Imaginärer und Sagenhafter Tiere zu stören?« unterbrach uns der Greif mit einem mächtigen Brüllen. »Ein sprechender Schuh?«
»Vorsichtig, Papa«, versuchte ihn der Hippogreif zu bremsen. »Er könnte für eine Mitgliedschaft in Frage kommen!«
Der Schuhbert, ganz Lächeln, kam auf mich zu.
»Ist das etwa kein Wunsch?« fragte er stolz. »Wir Schuhberts sind in dem Geschäft zwar noch neu, aber wenn wir erst mal etwas anfangen…«
»Ist ein magischer Schuh mythologisch?« fragte der Greif mit dem Sproß seiner Lenden. »Ich muß die Zusatzbestimmungen einmal durchgehen.«
Der Vorsitzende von M.I.S.T. e.V. trat auf uns zu. »Eins jedoch weiß ich hundertprozentig genau: Feen sind auf unserem Treffen nicht erwünscht!«
»Feen?« überschlug sich der Schuhbert beinahe. »Feen? Könnte eine dämliche Fee so etwas vollbringen?«
Der kleine Kerl schloß die Augen und scharrte mit den Füßen. Einen Augenblick schwebte der Schuh über der Bühne, um dann mit einem deftigen Krach auf die Planken zurückzufallen.
»In der Tat«, ließ sich die Stimme des Magiers tief aus den Lederfalten vernehmen. »Wenn ich da einen Vorschlag unterbreiten dürfte…«
»Ein dürftiges Stückchen Magie! Ein Greif
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