Ein Magier im Monsterland
daß bei all den Königen und Bürgermeistern und Rittern die Dinge nur erledigt werden, wenn ein Magier ins Spiel kommt. Ja wirklich, je höher in einer bestimmten Gegend die Rate der Könige/Bürgermeister/Ritter im Verhältnis zu der der Magier ist, desto länger brauchen die Dinge, um ans Laufen zu kommen!« Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Und nebenbei bemerkt, in der Umgebung eines Magiers scheint es immer nach Geld zu riechen.«
Der Greif hielt inne, doch vom Schuh kam diesmal keine Erwiderung.
»Gut. Also zum Geschäft. Es genügt nicht, daß einige wenige hoch mythologische Lebewesen sich zu einer Grundsatzerklärung entschlossen haben. Wir müssen diese Nachricht auch noch durch Zauberer verbreiten lassen. Die anderen Menschen hören auf Zauberer, denn sie wissen, daß ihnen, sollten sie nicht hören, böse Dinge zustoßen können. Und darum seid Ihr gerade die Art von Sprecher, die meine Organisation braucht!«
»Ihr denkt also an eine Abmachung über Zusammenarbeit?« Ich meinte, eine Spur von Interesse in Ebenezums gedämpfter Stimme auszumachen.
»Nun, möglicherweise wird es dabei auch um Geld gehen«, fuhr der Greif fort. »Es gehört alles zu unserem 72-Punkte-Programm, das Ihr bestimmt begrüßen werdet, wenn Ihr einmal Zeit findet, es zu lesen. Allein die Herrschaften von den Wandteppichen werden uns bestimmt ein hübsches Sümmchen anbieten…«
»In der Tat. Ihr wähltet das Wort ›möglicherweise‹. Magier sollte also die Nachrichten verbreiten? Was muß der praktizieren, der Magier denn tun, bevor dies es ›möglicherweise‹ zum Tragen kommt?«
»Eine alte, etablierte Zunft wie die der Magier…« Der Greif legte eine bedeutungsschwangere Pause ein und tat sein Bestes, um in den Schuh zu starren. Ich bekam zum ersten Mal eine Idee davon, wie die Lederhülle um meinen Meister seine Fähigkeit zu feilschen noch vergrößern mochte. Der Greif holte tief Atem. »Das mindeste, was die Magier tun können, ist ein freiwilliger Beitrag als Zeichen ihres guten Willens!«
»Nein«, erwiderte Ebenezum bedächtig, »das denke ich nicht.«
Der Greif brüllte. »Zu uns sagt niemand ›nein‹! Wir sind gar furchterregende Lebewesen aus der Mythologie!«
»Das ist wahr«, setzte Ebenezum dagegen. »Und ich bin ein Magier.«
Meine Brust schwoll vor Stolz über sein Verhandlungsgeschick. Die Monster waren keine Gegner für ihn, selbst jetzt, wo er in seinem Schuh gefangen saß. Als sein Lehrling wußte ich, daß es bezüglich meines Meisters viele Wahrheiten geben mochte, doch eine davon war ganz bestimmt nicht gelogen: Niemand kämpfte jemals mit ihm um Geldangelegenheiten und gewann.
»Was ist nun, Leute?« Snarks’ Stimme brach die spannungsgeladene Stille. »Laßt uns diesen Zoo einäschern und nach Vushta reisen! Wenn wir noch lange hier bleiben, werden wir uns bestimmt Flöhe fangen!«
Der Greif brüllte vor Wut. Der etwas gemäßigtere Hippogreif bemerkte sanft: »Mythologische Wesen haben niemals Flöhe!«
»Nicht einmal mythologische Flöhe?« konnte sich Snarks nicht verkneifen. »Was ist denn das, seid Ihr etwa nicht gut genug für sie? Denkt darüber nach! So wie Ihr ausseht, schmeckt Ihr bestimmt auch nicht besonders gut. Ugh. Das reicht, um einem anständigen Dämonen sein Mittagessen zu verleiden. Und Ihr solltet einmal sehen, was Dämonen alles so essen!«
»Freund Snarks«, fiel ich ihm ins Wort. »Vielleicht sollten wir jetzt wirklich unsere Reise fortsetzen, wie du ja vorgeschla…«
Der Greif schnellte dorthin, wo Snarks noch Sekundenbruchteile zuvor gestanden hatte. Seine Klauen zerfetzten die Holzbretter.
»Nicht nur häßlich, auch noch lahm«, bemerkte Snarks. »Wenn Ihr in meine Richtung springt, solltet Ihr Euch erst weiter auf Eure Hinterläufe zurücklehnen. Das erhöht die Sprungkraft, wißt Ihr. Und wenn Ihr dann noch Eure Klauen ein ganz klein wenig weiter spreizen würdet…«
Der Greif sprang wieder los, überflog den Dämonen und landete jenseits der Bühne.
Ich wandte mich an meinen Meister. »Was sollen wir nur tun?«
»Hey, ist das nicht der richtige Termin für einen weiteren Schuhbert-Wunsch?«
Der Kleine stand vor meinen Füßen. Ich hatte ihn in der Aufregung total vergessen.
»Oh, Ihr müßt schon entschuldigen«, fuhr der Schuhbert fort. »Ich stehe hier nur so herum und bewundere die Arbeit meiner Hände. Hier vor uns sehen wir die leibhaftige Verkörperung der Schuhbert-Macht, und ich bin mir sicher, daß dies nur der erste
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