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Ein Magier im Monsterland

Ein Magier im Monsterland

Titel: Ein Magier im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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und Drachen. Sie können sie auf den Wandteppichen sehen, sie müssen dauernd ausziehen, um holde Maiden aus ihren Fängen zu befreien, mit anderen Worten: Einhörner und Drachen sind ein Teil ihres normalen Lebens.
    Doch was ist, liebe Freunde, mit Chimären und Zentauren? Ich ging also zu einem aus dieser ungewaschenen Bande und sagte das eine Wort – ›Chimäre‹ sagte ich –, und wißt ihr, was er mir antwortete? Nein? Laßt es mich aussprechen: Er sagte: ›Gesundheit‹!
    Laßt mich ganz offen reden: Diese Situation dürfen wir nicht länger tolerieren! Wenn man Einhörner und Drachen per Slogan kennt, nun gut, dann werden wir uns auch unsere Slogans zulegen!«
    Nun drehte die Menge durch.
    Der Hippogreif brachte das Einhorn auf die Bühne.
    Sein Vater starrte das strahlend weiße Wesen mit seinem goldenen Harn an. »Ich ließ dieses Einhorn zu einem ganz bestimmten Zweck hier vor unsere Versammlung bringen. Denn jetzt können wir uns dieses Vieh in aller Ruhe ansehen und uns davon überzeugen, daß es in keinerlei Hinsicht besser als wir ist.«
    Das Einhorn schnaubte und warf seine prachtvolle Mähne zurück. Feste Muskelstränge zeichneten sich unter seinem glänzenden Fell ab, und sein goldenes Horn glitzerte in der Sonne.
    »Nun«, fügte der Greif hinzu, »vielleicht ist es ja ein wenig besser als einzelne aus unserem Verein, doch ich bin mir trotzdem vollkommen sicher, daß wir ausnahmslos verborgene Qualitäten besitzen, die zu erwerben ein Einhorn noch nicht einmal träumen darf.«
    Der Greif spreizte seine Schwingen. »Also gut! Wir müssen irgendwo anfangen, und so habe ich mich dazu entschlossen, freiwillig den ersten Gang zu wagen, um euch zu zeigen, wie man an die Sache herangehen muß. Ich fange also damit an, meine körperliche Erscheinung genau zu begutachten und meine vielfältigen positiven Züge aufzulisten.«
    Langsam und majestätisch begann das Wesen, seine Schwingen zu schlagen, was einen angenehmen Luftzug auf der Plattform hervorrief. Was auch immer in dem Sack war; den der Hippogreif mir so liebenswürdigerweise gebracht hatte – es roch etwas streng.
    »Zum ersten habe ich die mächtigen Flügel und das Haupt des riesigen Adlers, des Königs der Lüfte.«
    Dann brüllte der Greif und hob seine Löwenklaue, wobei er die Krallen dekorativ spreizte. Meiner Sicherheit zuliebe machte ich einen Schritt rückwärts.
    »Sodann besitze ich den Körper des starken Löwen, des Königs der Tiere!«
    Der Schwanz, der einer halben Schlange nicht unähnlich sah, peitschte in meine Richtung über die Plattform und fegte mein potentielles Mittagsmahl in die Menge. Wenigstens würde man so wohl nicht mehr von mir erwarten, daß ich es aß. Höflichkeit hin und her, es gibt gewisse Grenzen, die auch ein Zaubererlehrling nicht überschreiten sollte.
    »Und last not least mein Schlangenschwanz, der mächtig genug ist, um der Hälfte aller Waldkreaturen das Lebenslicht auszupusten.«
    Der Greif machte eine dramatische Pause. »Und was hat das alles zu bedeuten? Ihr habt es erfaßt, ja, ich spüre eure Gedanken: Adel. Und aus diesem Grunde werden wir die Alltagssprache um einen Vergleich bereichern: ›edel wie ein Greif.‹«
    Der Greif schenkte dem Einhorn, das an unpassender Stelle seiner Ausführungen verächtlich geschnaubt hatte, einen vernichtenden Blick, bevor er sich wieder seinem Verein zuwandte.
    »Seht ihr jetzt, wie einfach es ist? Wer ist der nächste?«
    Der stoppelbärtige Kerl in der vorderen Reihe winkte mit seiner dreieckig geformten Flöte. »Was ist mit Satyren?«
    »Satyren haben doch schon Jungfrauen!« behauptete jemand hartnäckig.
    »Tut mir leid«, unterbrach der Greif. »Aber Jungfrauen gehören zu den bereits besprochenen Tagesordnungspunkten. Ja, was ist mit Satyren? Gesucht wird nach einem einprägsamen Slogan, der auch ihren Namen in der Alltagssprache heimisch macht!«
    »Sag, Papa!« meldete sich sein Sohn zu Wort. »Wie wär’s mit ›verschlagen wie ein Satyr‹?«
    Der Greif dachte nach. Er bedachte den stoppelbärtigen Kauz, der die Stirne zu runzeln schien, mit einem vorsichtigen Seitenblick.
    »Nein, nein, das hat einen zu negativen Beiklang, findest du nicht? Vielleicht ›so sexy wie ein Satyr‹?«
    Der Stoppelbärtige wand sich unbehaglich und räusperte sich: »Bitte, wir versuchen gerade, gewisse Vorurteile bezüglich unseres Images zu entkräften.«
    »Schön«, raunzte der Greif ungeduldig, »also mach selbst einen Vorschlag!«
    »Gerne!« Er lächelte

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