Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
Vom Netzwerk:
in dem unsere Verfolger versinken würden. Und so begann ich, mit Ellbogen und linkem Bein die vorgeschriebenen Bewegungen zu vollführen, während meine Lippen die ersten Takte des ›Glücklichen-Holzhacker-Songs‹ pfiffen.
    Wie ein Mann schrien die Kämpfer auf und rasten mit erhöhter Geschwindigkeit auf mich zu. Auch ich beeilte mich mit meinem Spruch, hüpfte, sprang zweimal in die I lohe, kratzte mich am Kopf und sang die vier Takte noch einmal.
    Plötzlich verfinsterte sich der Himmel. Meine Magie funktionierte! Ich zupfte mir wiederholt am linken Ohr und blies mit rhythmischen Stößen die Luft durch meine Nase aus.
    Ein gewaltiger orangefarbener Teppich fiel vom Himmel.
    Ich hielt in meinen Freudentänzen inne. Was hatte ich getan? Eine orange-gelbe Schicht bedeckte Lichtung und Krieger. Und die Schicht bewegte sich!
    Ich brauchte einen Augenblick, um die wahre Beschaffenheit der Schicht zu ergründen. Schmetterlinge! Irgendwie hatte ich Millionen von Schmetterlingen beschworen. Sie flatterten wild umher und taten ihr Bestes, um den Kriegern zu entkommen, die ihrerseits spuckten, husteten, fieberhaft mit den Armen wedelten und versuchten, den Schmetterlingen zu entkommen.
    Irgendwo in meinem Spruch hatte ich einen Fehler begangen; so viel war sicher. Glücklicherweise verschaffte mir die Schmetterlingsflut genügend Ablenkung, um meinen Irrtum zu korrigieren. Ich ging meine Bewegungen noch einmal durch. Und dabei hatte ich Stunden damit verbracht, meinen Ellbogen-Flügelschlag zu optimieren. Der Hüpfer, der Sprung, der Kratzer, alles schien perfekt. Außer daß es mein rechtes und nicht mein linkes Bein hätte sein sollen.
    Natürlich! Wie dumm von mir! Ich machte mich sofort daran, den Spruch zu wiederholen und meinen Irrtum zu korrigieren.
    Die Krieger schienen sich schließlich von den Schmetterlingen befreit zu haben. Sie atmeten schwer, manche stützten sich auf ihre Schwerter, doch dann stießen sie ein scheußliches Heulen gen Himmel und stolperten vorwärts. Ich beendete mein Summen und machte mich daran, durch die Nase zu blasen.
    Wieder verdunkelte sich der Himmel. Die Kämpfer unterbrachen ihren ohnehin zögerlichen Angriff und sahen verängstigt nach oben.
    Diesmal regnete es Fisch. Toten Fisch.
    Die Krieger traten einen ungeordneten, aber überaus hastigen Rückzug an, stolperten und rutschten über eine Wiese, die nun mit zertretenen Schmetterlingen und Tausenden von toten Makrelen bedeckt war. Ich kam zu dem Entschluß, daß der Zeitpunkt für unseren Rückzug ebenfalls gekommen war. Nach dem Geruch zu urteilen hatten die Fische schon geraume Zeit nicht mehr unter den Lebenden geweilt.
    »Ausgezeichnet, Lehrling!« Mein Meister trat aus seinem Versteck zwischen den Bäumen hervor. Er hielt immer noch seine Nase zu. »Dabei hatte ich dir den Kreaturenregen-Spruch noch gar nicht beigebracht. Du legst wahres Improvisationstalent an den Tag. Trotzdem kann ich nicht ganz nachvollziehen, wie du es zu einem Schmetterlings- und Tote-Fische-Regen gebracht hast.« Er schüttelte seinen Kopf und murmelte vor sich hin. »Man hätte sogar den Eindruck gewinnen können, daß du den ›Glücklichen-Holzhacker-Song‹ gepfiffen hättest.«
    Wir lachten beide herzlich über diese irrige Vermutung und verließen die Gegend mit der gebotenen Eile. Ich wollte meinen zauberischen Fähigkeiten bis zu unserer nächsten Begegnung, die vermutlich nicht lange auf sich warten lassen würde, noch etwas Schliff geben. König Urfoo würde sicher nicht so einfach aufgeben.
    Von hoch über uns kam ein Schrei, der uns das Blut in den Adern gefrieren ließ. Während ich nach oben blickte, fiel eine Gestalt, die ganz in Grün gekleidet war, in unserer Nähe zu Boden. Der Magier und ich wandten unsere Köpfe nach dem Mann, der etwa zehn Fuß hinunterstürzte, aufprallte und dann bewußtlos liegenblieb.
    Neugierig Umschriften Ebenezum und ich den gestürzten Assassinen. Sicher wieder einer von König Urfoos unglaublich blutlüsternen und unglaublich unfähigen Speichelleckern. Es schien, als habe Urfoo einen Preis auf unseren Kopf oder unsere Gefangennahme ausgesetzt. Gewisse Söldner witterten leichte Beute. Aber Urfoo war der geizigste aller geizigen Tyrannen; die Doppelknoten, mit denen er seine Börse zu befestigen pflegte, eröffneten dem Begriff ›geizig‹ neue Dimensionen. Die auf unseren Kopf ausgesetzte Belohnung würde sicher nicht hoch sein und vor allem nicht im voraus zahlbar. Manche Söldner verloren, wenn sie

Weitere Kostenlose Bücher