Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
Vom Netzwerk:
dieser Hinsicht. Es fing gerade erst – an.

 
Kapitel Zwei
     
     
»Wohlerwogene Entscheidungen sind überaus wichtig, und im Leben eines jeden Zauberers kommt einmal der Augenblick, wo er sich entscheiden muß, welches Ziel er verfolgen will, um seinem Leben wahrhaft Sinn zu geben. Geld, Reisen oder gar Ruhm? Und was ist mit Freizeit und mit den Frauen? Ich für meine Person habe mich vielen dieser Ziele eine Reihe von Jahren gewidmet und sie bis in die kleinste Schattierung hinein kennengelernt, so daß, wenn einst der Zeitpunkt der Entscheidung herangerückt sein wird, meine Wahl sicherlich wohlerwogen sein wird.«
    - aus den LEHREN DES EBENEZUM, Band XXXI
     
    Ich konnte mich nicht mehr dazu zwingen, weiter Feuerholz zu sammeln. Meine Welt war zusammengebrochen. Sie war nicht gekommen.
    Ich saß schon viel zu lange auf der sonnenbeschienenen Lichtung, auf der wir uns zu treffen pflegten. Vielleicht hatte sie noch nicht bemerkt, daß es schon Mittag war, war vielleicht aufgehalten worden… ach, ihre kühlen blauen Augen und ihr hellblondes Haar, die Art, wie sich ihr schlanker junger Körper bewegte, die Art, wie sie lachte, wie es sich anfühlte, wenn sie mich berührte. Sie war bestimmt schon auf dem Weg.
    Oh, es hatte andere Frauen gegeben: Aneath, das Bauernmädchen – was für ein Kind ich gewesen war! Und Grisla, die Tochter des Dorfschmieds – nicht mehr als eine vorübergehende Laune. Erst jetzt hatte ich das wahre Wesen der Liebe erfahren!
    Doch ich kannte noch nicht einmal ihren Namen. Ich wußte nur von ihrem Interesse für mich, den Lehrling eines Magiers. Sie hatte einmal von Magiern als von den Leuten gesprochen, die in diesem hinterwäldlerischen Land einem Schauspieler am ähnlichsten seien. Sie hatte gesagt, daß sie die Bühne schon immer bewundert habe. Und dann lachte sie, und wir küßten uns, und…
    Ein kühler Wind kam auf. Ein Vorbote des Winters, der nur allzufrüh kommen würde. Ich sammelte ein, was ich an Holzscheiten und Ästen finden konnte, und machte mich auf den Weg zurück zum Haus meines Meisters.
    In der Ferne hörte ich es niesen. Also hatte sich mein Meister wieder an das Studium seiner Bücher begeben. Oder zumindest an den Versuch. Der Frühling war zum Sommer geworden, der Sommer würde sich jeden Tag zum Herbst wandeln, und immer noch hielt seine Krankheit an. Ebenezum studierte jede wache Stunde und versuchte, Heilung zu finden, doch immer noch führte alles, was irgendwie mit Magie zu tun hatte, zu einem Niesanfall. In der Zwischenzeit hatte er ein paar Aufträge angenommen, die er mehr mit seinem Verstand als mit Magie gelöst hatte, so daß wir etwas zu essen hatten. Und just an diesem Morgen hatte er eine neue Entdeckung erwähnt, einen Spruch, der so schnell und so wirkungsvoll sei, daß seiner Nase keine Zeit für eine Reaktion bliebe.
    Doch immer noch nieste er. Hatte sich sein letztes Experiment auch als Fehlschlag erwiesen? Warum sonst sollte er wohl niesen?
    Es sei denn, irgendein Zauber läge in der Luft.
    Vielleicht gab es ja tatsächlich einen Grund für mein Gefühl, daß die ganze Welt um mich so düster war, einen Grund, warum sie nicht wie verabredet gekommen war. Die Büsche rechts von mir bewegten sich. Etwas sehr Großes flog vor der Sonne her.
    Mit dem Feuerholz auf dem Arm, trat ich in die Eingangstür. Ich hörte den Zauberer niesen. Er stand in dem Hauptraum, eines seiner großen Bücher lag ausgebreitet vor ihm auf dem Tisch. Kleinere Bücher und Papiere waren überall im Raum verstreut, Opfer eines neuerlichen Niesanfalls. Ich eilte ihm zu Hilfe, vergaß jedoch leider das Feuerholz auf meinem Arm, das nun über den Tisch polterte, als ich nach dem Buch griff. Einige kleinere Stücke fielen zwischen die Robenfalten des schniefenden Ebenezum.
    Ich schloß das Buch und sah besorgt zu dem Magier hinüber. Zu meiner Überraschung putzte er sich die Nase an einem der dunkelblauen, mit Gold eingelegten Ärmel ab und wandte sich im ruhigsten Ton an mich.
    »Danke, Lehrling.« Mit zarter Umsicht entfernte er ein Zweiglein von seinem Schoß und plazierte es auf den Tisch. »Wenn du dies hier bitte an einen geeigneteren Ort bringen könntest?«
    Er seufzte tief. »Ich fürchte, meine Beeinträchtigung ist schlimmer, als ich vermutet hatte. Es könnte sein, daß ich fremde Hilfe benötige.«
    Ich machte mich daran, das Feuerholz zu beseitigen. »Fremde Hilfe?« fragte ich behutsam.
    »Wir müssen einen zweiten Magier aufsuchen, der so mächtig ist

Weitere Kostenlose Bücher