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Ein Mann ein Mord

Ein Mann ein Mord

Titel: Ein Mann ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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hau ab!«
    Ich knallte die Tür hinter mir zu. Der Mann, den ich nicht kannte, spitzte entrüstet die Lippen. Schlumpi lockerte die Finger und bewegte sich kaum merklich zur Seite. Ich legte die Pistolen, die immer noch in meinem Gürtel steckten, frei. »Schau genau hin, bevor du ’n Fehler machst.«
    Schlumpi blieb stehen, und der Mann, den ich nicht kannte, räusperte sich. »… was sind das für Umgangsformen?« - und auf einmal kannte ich ihn doch - jedenfalls seine Stimme.
    »Sind’s bessere Umgangsformen, wenn man jemand den Arm bricht, weil er seine Schulden nicht bezahlen kann?«
    In gelbbraun kariertem Jackett, auf der Nase eine Brille mit Goldrand, saß er hinter dem Schreibtisch und hatte aufgeschlagene Rechnungsbücher vor sich. Seine Hände waren um einen goldenen Kugelschreiber gefaltet. Hätte man ihm einen Beruf zuordnen sollen, wäre es ohne Zweifel Postbeamter, eventuell Oberpostbeamter gewesen. Eins dieser gesichtslosen Exemplare, bei denen man sich fragt, ob sie den Stempel oder der Stempel sie erfunden hat.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Ich werd’s Ihnen erklären. Slibulsky hat ’ne Erbschaft von fünfzigtausend Mark im Roulette verspielt. Und da er ein verdammter Idiot ist, hat er sich die nächsten Fünfzigtausend, oder wieviel auch immer, hier geliehen, weitergespielt und wieder verloren. Seitdem hockt ihr ihm auf der Pelle, und er macht ’n Haufen Scheiß, um die Kohle ranzuschaffen. Können Sie folgen?«
    »Kayankaya…« Slibulsky seufzte.
    Ohne ihn zu beachten, trat ich vor den Mann, mit dem ich gestern telefoniert hatte, und tippte ihm meinen Zeigefinger vor die Nase: »… aber jetzt kommt der Witz. Bei wem hat er die Schulden, und für wen treiben Sie das Geld ein? Für Wang. Und wer sind Sie? Der Sekretär von Eberhard Schmitz - wir hatten schon das Vergnügen. Die Fünfzigtausend-Mark-Frage lautet also: Wo versteckt sich Wang, seit seine Frau erwürgt wurde und ihr Liebhaber aus’m Fenster geflogen ist? Selbst die Polizei würde darauf ’ne Antwort finden. Während Sie noch überlegen, kann Schlumpi schon mal den Croupier anweisen…« Ich wandte mich um. »… wenn wir spielen, soll er die Schüssel so drehen, daß unsere Nummern kommen.«
    Pause. Schlumpi sah den Sekretär an, der Sekretär mich, ich Slibulsky und Slibulsky zur Decke. Schließlich gab der Sekretär Schlumpi ein Zeichen, woraufhin dieser das Büro verließ.
    »Zugegeben, Sie sind im Augenblick im Vorteil. Aber vergessen Sie nicht die Folgen. Wie wird Herr Wang reagieren? Ein Wohnort ist schnell gewechselt, und dann sehe ich einige Schwierigkeiten auf Sie zukommen.«
    Fast gelang es Slibulsky, gleichzeitig zu nicken und den Kopf zu schütteln. Ich tat das letztere.
    »Gar nichts wird auf uns zukommen. Es geht in erster Linie ums Prinzip. Niemand soll sich einbilden, solange Wang abwesend ist, könnten die Mäuse auf der Lampe tanzen. Deshalb wird Slibulsky die geschuldete Summe für alle Welt sichtbar zurückgewinnen. Andernfalls bin ich Privatdetektiv und habe für zwanzigtausend Mark Zeit, Wang ausfindig zu machen.«
    Er rollte nachdenklich den Kugelschreiber zwischen den Fingern. Dann zuckte er die Schultern und begann die Bücher zuzuklappen. »Wie Sie meinen. Ich werde Herrn Wang über alles unterrichten. Das Weitere findet sich.«
    Nachdem er die Bücher in einer braunen Aktentasche verstaut hatte, stand er auf und kam um den Tisch herum. Seine Bewegungen waren eckig, als fühlte er sich ohne Lehne im Rücken unwohl. »Was Sie betrifft, Herr Slibulsky… Ich möchte mich bei Ihnen wegen der Sache mit dem Arm entschuldigen. Es geschah auf Anweisung, und wie Sie bemerkt haben werden, konnte ich kaum hinsehen.« Mit leicht betretenem Gesicht streckte er Slibulsky die Hand entgegen. »Nichts für ungut…«
    Slibulsky hob verblüfft die Augenbrauen. Dann machte er eine unbeholfene Bewegung, und ich verschluckte ein Grinsen. Der Sekretär lief rot an.
    Mit Bier und Korn und einem Stapel blauer Chips nahmen wir vor dem Roulette Platz. Ich lehnte mich zu Slibulsky. »Wieviel müssen wir eigentlich einspielen?«
    »Hundertzwanzigtausend.« Und während er die Chips zum Turm schichtete: »Woher wußtest du von der Erbschaft?«
    »Von Gina.«
    »Hhm… Und was hättest du gemacht, wenn es nicht Schmitz’ Sekretär gewesen wäre?«
    »Keine Ahnung.«
    Er teilte den Turm in zwei Haufen und schob mir einen hin. »Ich hab gesagt, du sollst dich nicht einmischen.«
    »Rutsch mir doch den Buckel

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