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Ein Mann ein Mord

Ein Mann ein Mord

Titel: Ein Mann ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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die Ecke und liefen an einer Wirtschaft vorbei, aus der das Deutschlandlied schallte. Zwei fette Knirpse mit pickligen Biervisagen und kahlrasierten Schädeln standen links und rechts der Eingangstür. Vor ihren Wänsten hielten sie Holzknüppel. Auf der einen Bomberjacke stand in schwarzrotgoldenen Lettern DEUTSCHE SCHÖNHEIT ERHALTEN - REINRASSIG BLEIBEN!
    Slibulsky sagte laut: »Kennst du den? Kommen drei Nazis zum Frisör…«
    Die Knirpse wandten irritiert die Köpfe und waren einen Augenblick unentschieden, ob sie reagieren mußten. Dann nahmen sie schnell wieder dumpf geradeausstarrende Haltung an und taten, als hätten sie nichts gehört. Befehlsnotstand.
    »Und weiter?«
    »… ach so. Also, der Frisör fragt den ersten ›Wie hätten Sie’s gerne?‹ Antwortet der erste ›Mit Seitenscheitel, wie Hitler‹. Fragt der Frisör den zweiten ›Und Sie?‹ Antwortet der zweite ›Kahlrasieren‹. Fragt der Frisör den dritten. Der dritte schaut verunsichert auf und sagt dann schnell ›Wie die anderen‹.«
    Im HAITI-CORNER waren wir die einzigen Gäste. Raoul spendierte eine Flasche Rum und setzte sich dazu. Nachdem wir gegessen und die Flasche getrunken hatten, machten wir die nächste auf, bis Raoul die Tür abschloß und die Rolläden runterließ. Dann fingen wir an zu würfeln. Der Verlierer mußte ein Glas auf Ex trinken. Eine Partie dauerte fünf Minuten.

16
    Ich saß im Bademantel am Küchentisch, vor mir schwarzer Kaffee und Rollmöpse. Das Fenster stand offen. Strahlende Sonne, blauer Himmel. Ein warmer Wind wehte mir ins Gesicht. Auf der Straße plärrte ein Autoradio ›Bella, bella, bella Marie‹. Zwischendurch die Befehle »Gertrud! Wasser an!« oder »Gertrud! Wasser ab!«. Der erste Frühlingstag in diesem Jahr. Mein Kopf fühlte sich an wie aus Blei.
    Ich zwängte zwei Rollmöpse runter und trank eine Tasse Kaffee. Dann stand ich auf und lehnte mich mit einer Zigarette aufs Fensterbrett. Mittagspausler und Tüten schleppende Hausfrauen zogen über die Bürgersteige, eine Jungsbande hockte auf einem Stoß Baubretter und spuckte vor sich hin, am Bushalteschild lehnte ein Minirock. Ich verfolgte, wie der Gemüsehändler aus dem Laden schoß und eine Frau anfuhr, sein Grünzeug nicht zu berühren.
    Im nächsten Moment klingelte das Telefon. Ich raffte mich auf, schlappte ins Zimmer und ließ mich in den Sessel fallen.
    »Kayankaya.«
    »Morgen. Elsa Sandmann. Ich bin gestern in Ihrem Wagen aufgewacht.«
    »Ach…« Ich setzte mich aufrecht hin. Der Partyengel. Auch wenn ich sie nicht vergessen hatte, mit ihrem Anruf hatte ich kaum gerechnet. Ihre Stimme war angenehm heiser, und zwischen den Sätzen konnte man vernehmen, wie sie an einer Zigarette zog.
    »Ich dachte, vielleicht wissen Sie, wie ich dort gelandet bin?«
    »Na ja… Sie kamen ziemlich betrunken von der Party und wollten, daß ich Sie nach Frankfurt bringe. Aber ich mußte weg, und so sind Sie alleine eingestiegen und eingeschlafen. Als ich zurückkam, hab ich versucht, Sie zu wecken, war aber nichts zu machen.«
    »Sie waren nicht auf der Party?«
    »Nein. Ich stand nur zufällig vor der Tür.«
    »… und anschließend sind Sie in den Wald gefahren und haben mich da stehenlassen?«
    »So ungefähr. Zugedeckt hab ich Sie auch noch.«
    »Klingt schon ’n bißchen merkwürdig.«
    »Aber so war’s. Ich mußte wieder weg, wurde eingesperrt und von der Polizei festgenommen.«
    »Auf Ihrer Visitenkarte steht Privatdetektiv.«
    »Ich weiß, hab die Dinger ja drucken lassen.«
    Nach einer kurzen Pause, in der ich das Gefühl hatte, am anderen Ende der Leitung würde gelächelt, fragte sie: »Ich dachte, Polizisten und Privatdetektive gehören zur gleichen Firma?«
    »Sie sehen zu wenig fern.«
    »Möglich. Ich hab nämlich auch gedacht, das Auto wäre für Detektive das wichtigste Arbeitsgerät. Aber bei Ihnen müßte der Verfolgte wohl mit schieben helfen.«
    »Der Wagen ist eben maßgeschneidert.«
    »Haben Sie ihn gesucht?«
    »Nein.«
    »Dafür hab ich Sie gesucht. Als ich den halben Wald und sämtliche Kneipen in Gellersheim durch hatte, fand ich es vernünftiger, zu Ihnen nach Hause zu fahren. Allerdings wußte ich da noch nicht, auf was ich mich einließ: dreimal blieb das Auto liegen, der vierte Gang ging nicht rein, und die Bremsen… na, ja. Als ich bei mir ankam, war ich fix und fertig. Das Auto ist nicht nur maßgeschneidert, wenn ihm Fremde nahe kommen, bellt es auch.«
    »Vor Freude. Ihre Anwesenheit hat es sicher ganz aus

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