Ein Mann, eine Frau, ein Missverständnis: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (German Edition)
Solarien: Immer riecht es hier nach einer Mischung aus Schweiß, heißem Staub und angekokelter Haut. Die Kabine hat so was von Umkleide beim Frauenarzt, und die Geräte arbeiten in Flugzeuglautstärke und machen es heißer, als angenehm ist. Da liegt man dann im grellen Licht wie auf dem Seziertisch, die Haut schimmert schauerlich blaugraubraun und irgendwie tot. Und dann ist da noch die Angst, dass man die Tür nicht richtig abgeschlossen hat oder dass die Männer mit den Messern unter der Kabinenwand durchkommen, die leider immer 10 Zentimeter über dem Boden aufhört. Das Musikangebot, aus dem man wählen kann, ist lausig oder total lausig, und hinterher sieht man erst mal scheiße aus, ist verschwitzt und riecht streng. Im Grunde ist das alles würdelos, viel würdeloser, als am Strand mit weißen Beinen zwischen Adonissen zu liegen. Aber es guckt einem zumindest keiner zu.
Oder gibt es im Sonnenstudio vielleicht Kameras? Kursieren im Internet längst Dutzende von Filmchen, die zeigen, wie ich im Solarium liege wie ein Würstchen in der Semmel? Zwar ohne Serviette, aber dafür mit zwei Meter Hygiene-Folie am Hintern.
ER: Tja. Pech gehabt. Was gehen Sie auch in so einen Laden, warum vertrauen Sie nicht ihrem weißen Fleisch? Was liegen Sie da rum wie tot, nur um hinterher auszusehen wie eine verschrumpelte Möhre oder wie Tatjana Gsell – was so ziemlich das Gleiche ist – und bekommen im Alter mit großer Wahrscheinlichkeit noch ein schwarzes Melanom?
SOLO
Allein. Wahlweise auch: einsam, übrig, Single.
ER: Es kam ja doch etwas überraschend, dass ich nun wieder solo bin. Und ich weiß nicht, ob mir das gefällt. Wenn man allein wohnt, gibt es selten was Warmes zu essen, man verwahrlost zunehmend, hat keinen regelmäßigen Sex (was eindeutig die Lebenserwartung mindert), bekommt wieder Pickel, rennt ständig in zugequalmte Kneipen, raucht selbst viel zu viel, weil es angeblich kommunikativ ist und die Aufregung lindert (welche eigentlich?), man trinkt, fühlt sich am nächsten Morgen wie ein ausgewrungener Waschlappen, und man verplempert unendlich viel Zeit mit irgendwelchen Frauen, um rauszubekommen, ob man vielleicht doch irgendwie kompatibel ist, obwohl schon beim ersten Blick klar war, dass man sich ganz gewiss meterlang anöden wird.
Vielleicht zur Abwechslung mal eine Anzeige aufgeben? Missionar sucht Stellung, gern unbefristet? So was in der Art?
SIE: Da hat doch Gräffchen glatt ein aussterbendes Wort wiederbelebt. Solo! Wie rührend! Ich stelle mir dazu einen Juanita trinkenden Gigolo mit im Schritt etwas engen Hosen vor, der mir tief ins Dekolleté schaut und knurrt: »Ich bin solo, Baby, willst du bei mir die zweite Geige spielen?«
SPERMA, das
Enthält genetisches Material, Zink, Vitamin C und nur ca. 5 Kalorien pro Ladung. Das Siegerfrühstück schlechthin.
ER: Nicht zu verstehen: Angeblich wollen Frauen knutschen ohne Ende, man selbst bekommt die Zunge nicht tief genug in ihre liebreizende Mundhöhle, und von Abneigungen gegen meine Mundschleimhaut hat mir auch noch keine was erzählt. Aber Sperma – das ist plötzlich eklig, riecht nicht gut, schmeckt bitter, wird nach kurzer Zeit zu kalt, sieht widerlich aus etc.
Dieser ständige Affront gegen das schöne, lebensspendende Sperma beschädigt den Mann aber in seinem tiefsten Innern; er zeigt es nicht, aber viele von uns tragen diese schwere Beschädigung wie eine schwärende Wunde mit sich herum.
SIE: Ich bin keine Feinschmeckerin. Ich esse wirklich alles. Und am liebsten viel von allem. Ich schiebe mir auch gern ganze Schwänze in den Mund und lutsche und kaue darauf herum. (In irgendeiner meiner frühkindlichen Phasen muss irgendwas enorm schiefgegangen sein.) Aber leider kann ich mich an den Geschmack von Sperma partout nicht gewöhnen.
Sperma ist eklig. Auch wenn es angeblich aussieht wie gefrorener Champagner, schmeckt es doch salzig und scharf, wie irgendwas zwischen Sardellen und Kapern. Und laut einer superseriösen Studie findet die Mehrzahl der Leute erst in fortgeschrittenem Alter an solcherart Delikatessen Gefallen. Ich bin also guter Durchschnitt, wenn ich Sperma am liebsten weit weg von meinem Gesicht mag – in verknoteten Kondomen oder wenn es mir die Oberschenkel runterläuft. Allerdings koste ich immer wieder mal. Ich bin jetzt 35, da kann's eigentlich nicht mehr lange dauern, bis ich auf den Geschmack komme.
STERNZEICHEN
Löwe (23.7. – 23.8.), Fische (20.2. – 20.3.)
ER: Über Löwen sagt man, dass sie beim
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