Ein Mann, eine Frau, ein Missverständnis: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (German Edition)
meinen Erfahrungen mit Telefonsex.
ER: Ich telefoniere ungern, und wenn, dann halte ich es wohl eher wie viele meiner Geschlechtsgenossen und beschränke mich auf kurze, knappe Kommentare, Anweisungen und Verabredungen wie »Gut. Um fünf« oder »Jetzt nicht« oder »Darüber reden wir später« oder »Ich esse gerade«. Bei Telefonsex müsste ich endlos viele Fragen stellen und andauernd irgendwas sagen wie: »Ja, du, ich hab auch schon kein Höschen mehr an« und »Sag mir bitte, bitte ganz genau, wie feucht du schon bist«. Das ist mir viel zu viel Geplapper. Außerdem bin ich bekennender Hypochonder, und beim Telefonieren bekomme ich immer Panik vor der Strahlung, die mein Telefon verursacht. Würde also bei einem Telefonsexgespräch eher an Hirntumor als an Handjobs (> Handarbeit) denken.
UNISEX
Eins für beide Geschlechter. Ein älterer Verwandter von metrosexuell.
SIE: Da steh ich total drauf. Theoretisch. Nicht, dass ich diese Pipi-Unisex-Parfüms benutzen wollte, aber manchmal bin ich so unentschlossen: Zieh ich jetzt meinen Blaumann an, hole meinen gutsortierten Werkzeugkoffer raus und zimmere ein Vogelhäuschen, oder tusse ich mich auf und gehe Kosmetik shoppen? Man ist als Frau nicht so eindeutig Frau, wie Männer sich das vorstellen. Manchmal pinkeln auch wir Frauen im Stehen – metaphorisch gesprochen.
ER: Ganz im Gegensatz dazu möchte man als Mann gern viel eindeutiger Mann sein, als Frau sich das vorstellen mag. Ich hasse es zum Beispiel, wenn ich vor einem Klamottenladen stehe und nicht weiß, ob es da drin auch was für Männer gibt. Ich werde wahnsinnig, wenn ich nicht klar und auf den ersten Blick unterscheiden kann: Da sind die Kleider für die Frauen, hier ist das Zeugs für Männer. Ich glaube, dass ist auch der eigentliche Grund, warum Männer so umsatzschwach in puncto Klamotten sind, wir mögen es nämlich überhaupt nicht, desorientiert durch Boutiquen zu irren, um schließlich von irgendeiner süffisanten Verkäuferin darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass wir im falschen Hosenstapel wühlen.
UNTERWÄSCHE, die
Wider Erwarten nicht für alle dasselbe wie Dessous.
SIE: Haben Sie auch schon mal daran gedacht, Ihre getragene Unterwäsche übers Internet anzubieten? Meine Freundin Heike und ich hatten seinerzeit die Idee, damit unser Studium zu finanzieren. Anders als bei Altenpflege musste man hier nichts tun, was man nicht eh schon tat: Seine Unterhosen ein bisschen zu lange tragen. Okay, vielleicht sollten es zumindest Spitzenunterhöschen von C&A sein. Dann schickte man die Sachen einfach an einen armen Irren, der einem eine schöne Stange Geld dafür bezahlte.
Wir haben das natürlich nie in die Tat umgesetzt. Wir fuhren weiterhin samstags und sonntags morgens um sechs mit dem Rad zur Sozialstation, um alte Leute zu pflegen und dafür Geld zu bekommen.
ER: Früher war alles einfacher: Man ging zu Hertie und kaufte sich ein Zehnerpack von diesem irgendwiefarbenen Baumwolldingern. Kein Mensch hat sich da um Details geschert. Und dann veränderte sich was, ich denke, Anfang der 90er, parallel zum Zusammenbruch des Kommunismus, als diese Sexualisierung von allem und jedem begann, dieser Kult um das Körperliche. Plötzlich war der Traumberuf Model und nicht mehr die Karriere im Öffentlichen Dienst, plötzlich gab es auch für Männer Gesichtspeeling und Bodymilk, und auf einmal hieß Unterwäsche nicht mehr Unterwäsche, sondern Underwear, die am besten von Calvin Klein war und hinten aus der Hose hängen durfte. Ein Teil kostete fortan so viel wie vorher der Zehnerpack, und da ich natürlich jede Mode mitmache, war ich schon bald Besitzer solch überteuerter Teile. Da aber relativ wenige Menschen sie im Einsatz – also von mir getragen – zu Gesicht bekommen, stelle ich mir zuweilen doch die Frage, ob sich der Aufwand (Preis) eigentlich lohnt. Oder macht das jetzt jemanden noch zusätzlich an, wenn ich verrate, dass ich wahlweise Boxershorts von HUGO beziehungsweise BRUNO BANANI trage? Hallo!?
VAGINALKUGELN, die
Sehen bisschen aus wie 80er-Jahre-Zopfhalter, trainieren den Beckenboden.
SIE: Neulich im > Sexshop. Gerade hatte ich mich für die Vaginalkugeln in dezenter Schwimmbrillenoptik entschieden, als die Verkäuferin auf mich zugeschossen kommt und sagt: »Sie kennen sich wohl noch nicht so aus, oder? Die hier sind zwar teurer, aber die billigen« – dabei hielt sie mir ein Schächtelchen hin wie aus dem Kaugummiautomaten – »sind viel besser. Die führen Sie ein
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