Ein Mann für alle Lagen
Gemeinsamkeiten, derselben Herkunft und denselben Zielen konnten eine glückliche Zukunft haben.
Triff Leute, sagte sie sich. Irgendwann wird es schon geschehen, genau wie Jessie es prophezeit hat.
Sie zog die neuen Dessous an, die Jessie für sie ausgesucht hatte, und darüber trug sie eine beigefarbene Hose und eine ärmellose weiße Bluse. Als Schmuck legte sie wieder die zierlichen goldenen Ohrringe an. Das Haar steckte sie zu einem lockeren Knoten zusammen.
Der Himmel war strahlend blau, und die Augusthitze wurde durch einen leichten Wind gelindert. Überall zwitscherten Vögel, und Kate schlenderte gut gelaunt und summend zum Hotel, um zu frühstücken.
Valerie fing sie ab.
„Wir haben wundervolle Unternehmungen geplant“, sagte Valerie und zog sie zu einer Gruppe von Spätaufstehern. Offensichtlich gab man sich in dem Hotel große Mühe, die Gäste beschäftigt zu halten. Obwohl Kate sich eigentlich in Unternehmungen stürzen wollte, zog sie sich doch abgeschreckt zurück.
„Nicht jetzt, Valerie“, meinte sie ausweichend.
„Tennis, Crocket, Golf, Reiten, Gymnastik im Pool, was darf es sein?“ Valerie zog sie zurück in die Gruppe.
Lieber sterben, dachte Kate.
„Was haben Sie vor, Kate?“ Frank stand in einem gestreiften T–Shirt vor ihr. „Wie wär’s mit Schwimmen? Ich würde Sie gern mal im Badeanzug sehen.“ Dabei zog er sie mit den Blicken förmlich aus.
„Das glaube ich nicht.“ Kate trat einen Schritt zurück. „Danke.“
Sie sah Jake, der mit Angelruten, einer Kühltasche und ein paar Plastikkissen die Auffahrt entlangging. Er trug eine kurze Hose, ein altes verwaschenes T-Shirt und seinen Cowboyhut. Mit einem kurzen Nicken ging er an ihr vorbei und verschwand in Richtung Wald.
„Aber irgendetwas müssen Sie tun.“ Valerie blickte sie erwartungsvoll an. „Sie können nicht einfach herumsitzen.“
„Das werde ich bestimmt nicht.“ Kate deutete verzweifelt auf Jake. „Ich gehe mit Jake fischen.“ Sie drehte sich um und ging rasch hinter ihm her, um ihn einzuholen.
„Sie müssen mich nicht zum Angeln mitnehmen“, sagte sie erklärend, weil er alles mitgehört hatte. „Lassen Sie mich nur bei Ihnen bleiben, bis wir sicher im Wald sind.“
Eine Weile lang schwieg er und reichte ihr dann ohne einen Blick die Angelruten. „Das Boot ist groß genug für zwei.“
Kate zögerte kurz, doch als sie sich umwandte, stellte sie fest, dass Valerie sie immer noch beobachtete.
Dabei gebe ich sehr viel Geld für das alles hier aus, dachte sie. Wie kommt es bloß, dass ich immer wieder in solche Zwickmühlen gerate. Dafür wird Jessie büßen. Aufseufzend wandte sie sich um, um Jake in den Wald zu folgen.
3. KAPITEL
D as Wasser des kleinen Sees schimmerte grünlich, und am steinigen Ufer lag ein altes, schmales Ruderboot.
„Und das schwimmt?“ fragte Kate misstrauisch.
„Ja, sicher.“ Jake warf seine Tasche hinein. „Sie müssen ja nicht unbedingt darin herumspringen.“
„Es gibt keine Sitze“, stellte sie fest.
„Jemand hat sie herausgerissen, um sie als Ruder zu benutzen.“ Er schob das Boot weiter ins Wasser. „Nehmen Sie die Kissen, wenn Sie mitkommen wollen.“
Kate blickte sich um. Valerie war zwar außer Sicht, aber sie wollte kein Risiko eingehen. Vorsichtig stieg sie in das Boot und stapelte die Plastikkissen zu zwei Haufen. Dann setzte sie sich auf einen der Stapel. Jake stieg in das andere Ende und stieß das Boot ab. Kurz darauf fing er an zu rudern. So energisch hatte Kate ihn noch nie gesehen, doch auch jetzt noch bewegte er sich langsam und gleichförmig. Schweigend sah sie zu, wie seine Armmuskeln sich anspannten, während er die Ruder tief durchs Wasser zog.
Er ruderte sie ans andere Ufer unter den Schatten einer Weide und befestigte das Boot an einem überhängenden Zweig. Aus den Kissen machte er sich eine Rückenlehne und legte sich aufseufzend zurück. Kate folgte seinem Beispiel und beobachtete ihn. Er bewegte sich niemals schnell, aber stets sehr wirkungsvoll. Mit einer einzigen fließenden Bewegung warf er die Angel aus und steckte die Rute im Boot fest. Im nächsten Augenblick zog er sich Hemd und Schuhe aus.
Seine Schultern waren breit und die Muskeln schienen eher von körperlicher Arbeit zu stammen als vom Fitnesstraining. Er beugte sich zu ihr vor, und Kate erstarrte, weil sie an Lance denken musste, doch er reichte ihr nur die zweite Angel. „Bier ist in der Kühltasche“, sagte er und legte sich wieder zurück. Den Hut schob er
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